• 14. Mai 2018 · 16:26 Uhr

Wunder Leclerc: Wieso die Sauber-Hoffnung erneut glänzte

Auch in Barcelona raste Charles Leclerc mit dem Sauber in die Punkte: Wieso der Monegasse plötzlich wie ausgewechselt ist und Fernando Alonso erneut entnervte

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Saisonauftakt schien Charles Leclerc einer der Rookies zu sein, die in den Nachwuchsserien alles niederreißen, denen aber in der Formel 1 das gewisse Etwas fehlt. Doch dann brillierte der monegassische Sauber-Pilot mit Platz sechs in Baku und bewies nun in Barcelona mit Platz zehn und einem WM-Punkt, dass das Ergebnis keine Eintagsfliege war.

Selbst Teamgründer Peter Sauber, der erstmals seit einem Jahr bei einem Rennen war, klatschte vor Freude mit dem jungen Hoffnungsträger ab. "Da muss ich wohl 2019 wiederkommen", sagt er dem 'Blick'. Erneut legte der 20-Jährige eine Galavorstellung ab und wehrte sich wie schon in Baku lange gegen den zweimaligen Weltmeister Fernando Alonso.

Doch wie ist es zu erklären, dass Leclerc in den ersten drei Saisonrennen gegen Teamkollege Marcus Ericsson kein Land sah und nun plötzlich so auftrumpft? Die Erklärung ist so simpel wie erfolgreich: "Wir haben in Baku unsere Herangehensweise an das Set-up geändert, und seitdem habe ich viel mehr Vertrauen. Ich kann vor allem im Qualifying ans Limit gehen, und das Auto fährt sich nicht mehr so knifflig."

Warum Leclerc seit Baku so stark ist

Was Sauber getan hat? Die Ingenieure haben Leclerc nahegelegt, das Auto nicht mehr übersteuernd, sondern wie der schwedische Teamkollege untersteuernd abzustimmen. Der Youngster, der in den ersten Rennen viele Abflüge verzeichnete, zeigte sich überrascht und spricht von einem "riesigen Fortschritt".

Warum er so lange auf ein leichtes Heck setzte? "In der GP3 und Formel 2 fährt man mit viel Übersteuern. So ist man richtig schnell. Ich hätte niemals erwartet, mit einem auf Untersteuern ausgelegten Set-up in der Formel 1 schneller zu werden. Aber so funktionieren diese Autos scheinbar."

Bester Sauber-Boxenstopp der Geschichte

Und plötzlich kann es Leclerc wie schon in den Nachwuchserien mit jedem aufnehmen. Auch mit Superstar Alonso, der sich wunderte, den Sauber nach dem Stopp erneut vor sich zu haben. Das lag auch an der Boxencrew, die ebenfalls über sich hinauswuchs. Der Rohdiamant wurde in nur 1,98 Sekunden abgefertigt - der schnellste Boxenstopp in der Historie des Teams!

"In Baku waren wir auf unterschiedlichen Strategien, diesmal auf der gleichen", sagt Leclerc, der das Duell sichtlich genossen hat. "Es ist immer eine Ehre, gegen so einen großen Namen zu fahren, denn so lerne ich doppelt so viel wie mit den anderen Fahrern", nutzt er die Gelegenheit für die persönliche Entwicklung als Fahrer. In der Hitze des Gefechts denke er aber nicht daran, dass er es mit einem zweimaligen Weltmeister zu tun habe: "Da ist jeder Fahrer gleich, und ich versuche einfach, vorne zu bleiben."

Warum Leclerc Alonso und Ocon nicht halten konnte

Das ist Leclerc diesmal nicht gelungen: Beim Restart nach der Virtual-Safety-Car-Phase setzte sich der bereits verzweifelte Spanier nach geschlagenen 43 Runden durch. "Für unser Auto ist es sehr schwierig, die Reifen beim Restart auf Temperatur zu bringen, und so hat er mich überholt", erklärt der Sauber-Pilot die Situation.

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Trotz Boxensignalen wusste Leclerc lange nicht, auf welchem Platz er liegt Zoom Download

Schon davor hatte er sich heroisch gegen Alonso gewehrt: "Men linker Vorderreifen war schon komplett kaputt, ich hatte Graining, Blasenbildung, alle Zustände. Es war wirklich schlimm. Und dennoch habe ich ihn lange hinter mir gehalten." Am Ende musste er aber den Reifenproblemen Tribut zollen und konnte auch Force-India-Pilot Esteban Ocon nicht halten, wodurch er auf Platz zehn zurückfiel.

Da der Sauber-Pilot alle Hände voll zu tun hatte, wusste er nicht einmal, dass er sich innerhalb der Punkteränge befand. "Ich konnte die Autos vor mir ja nicht zählen, sondern habe mich auf meine Reifen konzentriert", erklärt er. "Das war kritisch, denn die Temperaturen gingen nach unten. Und man hat so viel zu tun, da weiß man gar nicht, ob man in den Punkten liegt. Das wusste ich erst später, als ich über Boxenfunk erfuhr, dass ich Neunter bin."

Hervorragender Start als Schlüssel zu Platz zehn

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In der ersten Kurve lag Leclerc unmittelbar hinter "Unruhestifter" Grosjean Zoom Download

Der Schlüssel zum guten Ergebnis war laut dem amtierenden Formel-2-Meister aber der Start, bei dem er sich trotz des Drehers von Romain Grosjean aus allen Schwierigkeiten heraushielt und von Platz 14 auf Platz neun nach vorne kam. "Zum Glück bin ich früh an Pierre Gasly vorbeikommen", erklärt er, warum der Zwischenfall keine Auswirkungen hatte. "Ich hatte aber auch Glück in Kurve 3, denn ich konnte Romain ausweichen, obwohl ich nach einer Berührung schon dachte, dass ich einen Reifenschaden habe."

Fakt ist: Mit seinen zwei Glanzleistungen hat sich Leclerc viel Respekt im Fahrerlager verschafft. Auch Legende Alain Prost gratulierte dem Sauber-Piloten nach dem Rennen. "Ich kenne ihn schon eine ganze Weile", verrät Leclerc. "Wir sprechen die gleiche Sprache, was es auch ein bisschen einfacher macht."

Warum Leclerc vor dem Heimspiel skeptisch ist

Vielleicht hat Prost Leclerc auch ein paar Tipps für das kommende Rennen gegeben, das der Franzose bereits gewonnen hat, denn nun steht das Heimspiel in Monaco auf dem Programm. Das Qualifying wird dort der Schlüssel sein, denn das Überholen ist dort zehn Mal schwieriger als in Barcelona", sagt Leclerc, der Sauber nun nach einem Jahr Pause zwei Mal in Folge ins Q2 brachte.

Er fürchtet, dass die Häuserschluchten im Fürstentum ein schwierigerer Boden als der Retortenkurs vor den Toren von Barcelona sein werden. "Dort fährt man mit maximalem Abtrieb, und da haben wir normalerweise Probleme. Andererseits haben wir auch in Barcelona nicht damit gerechnet, es im Qualifying in die Top 15 zu schaffen", spielt er auf seinen 14. Platz an. "Wir waren viel besser als erwartet. Hoffentlich täuschen wir uns also auch bei der Prognose für Monaco."

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