• 07. Oktober 2020 · 08:07 Uhr

Nico Hülkenberg: "Die Formel 1 braucht schräge Vögel"

Nico Hülkenberg verrät, wo er Formel 1 schaut, wenn er nicht als TV-Experte aktiv ist, und erklärt, was es für Fahrer so schwierig macht, sich nach außen hin zu öffnen

(Motorsport-Total.com) - Seit dieser Formel-1-Saison verstärkt Nico Hülkenberg das Expertenteam von RTL und analysierte für den Sender bereits den einen oder anderen Grand Prix. Privat schaut er die Rennen, wenn er nicht gerade als TV-Experte fungiert, aber meistens woanders, wie er Podcast "Nice am Stil" von 'GQ' verrät.

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Nico Hülkenberg sieht in der Formel 1 ein Showbiz, das angefüttert werden muss Zoom Download

Dann stehen weder RTL noch Sky auf dem Programm. "Ich habe gar kein Sky. Kann ich mir nicht leisten, ist zu viel", witzelt Hülkenberg. "Aber als Fahrer bist du bei der FOM natürlich an der Quelle. Ich habe eine Subscription für Formel-1-TV und guck da aber meistens den englischen Kommentar von Sky England."

Dort machen die Kommentatoren außer seiner Sicht "nämlich einen richtig guten Job", schwärmt der Deutsche. "Sie arbeiten das im Detail so gut auf. Sie haben so viele gute Leute, die das wirklich auch verstehen." Und bei aller Emotionalität, die auch die Experten am Mikrofon mal mitreißt, seien sie immer neutral und nicht parteiisch.

Hülkenberg: Rennsport braucht Paradiesvögel

"Sie kommentieren einfach, was passiert und gehen nicht auf deren oder dessen Seite. Sie erklären dem Zuschauer einfach, wie es ist, und dann kannst du selber entscheiden, was du davon hältst", lobt der Ex-Formel-1-Pilot die internationalen Kollegen.


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Angesprochen auf das deutsche TV-Team fällt das Thema auf Boxengassenreporter Kai Ebel, der vor allem für seine verrückten Stylings bekannt ist. "Wild und bunt", kommentiert Hülkenberg, "aber so ist er halt, der Kai. Ich meine, das ist auch gut im Paddock. Wir brauchen nicht immer nur Leute, die in Uni-Klamotten rumlaufen, sondern man braucht auch mal ein bisschen was Lauteres, einen schrägen Vogel."

Schließlich gehe es bei Formel 1 am Ende des Tages auch um Entertainment. "Es ist Sport für die Akteure, aber für die meisten Leute ist es eine Industrie und ein Business, und auch Entertainment. Und auch für die Besitzer, für Liberty, ist das ein Business. Das lebt von Entertainment und auch von solchen Leuten ..., dass die Stars kommen."

"Formel 1 ist letztendlich ein Showgeschäft"

Während Corona sei das freilich nicht der Fall. "Aber wie viele Weltstars die letzten Jahre da rein gelaufen sind", erinnert sich Hülkenberg. "Das ist am Ende des Tages auch ein Showgeschäft." Und in diesem wird auch von den Fahrern einiges erwartet - nicht nur auf der Strecke. Oft jagt ein Pressetermin den nächsten.

Doch kritische Stimmen monieren, dass es meist die immer gleichen Phrasen zu hören gibt. Wie sieht das Hülkenberg? "Es ist ein bisschen steril geworden, speziell im Vergleich zu vor 30, 40 Jahren. Da war es ein bisschen anders", hält er fest.

Das habe auch mit der großen Öffentlichkeit und der Kommerzialisierung des Sports zu tun. "Für die Fahrer ist es ein zweischneidiges Schwert", nimmt der Deutsche seine Kollegen in Schutz. "Emotionen zeigen, ja, ist gut. Aber wir haben auch wieder nächste Woche ein Rennen." Und auf ein Hoch kann auch ganz schnell ein Tief folgen.

Für die Fahrer ein "zweischneidiges Schwert"

Der 33-Jährige hält deshalb nicht viel daon, einen Erfolg zu überschwänglich zu kommentieren. "Da willst du als Sportler so ein bisschen den Deckel draufhalten", sagt er. "Wenn du einmal gut bist und die nächste Woche nicht, dann denken die, ja, guck dir das Großmaul an, wieso hat der da so posaunt und jetzt kriegt er wieder nichts auf die Kette."

Als Sportler müsse man in diesem Punkt eine gewisse Balance wahren, "aber schon ab und zu natürlich auch ein bisschen was zeigen", findet Hülkenberg und verrät: "Ich habe das nicht zu sehr heraus posaunt, sondern habe das für mich innen drin genossen und dann auch im Kreise meiner Liebsten statt nach außen. Weil wenn es die nächste Woche dann schlecht läuft ... Das schwingt sehr schnell hin und her."

Sicherlich hänge das auch vom individuellen Typ ab. Er selbst habe sich damit ein Stück weit selbst schützen wollen. Denn: "Es wird viel aufgenommen und manchmal dann auch aus dem Zusammenhang gerissen, die Wörter ein bisschen verdreht."

"Aber was ich gemerkt habe in der Zeit, die ich weg war: Als Akteur, wenn du selber drin bist, ist die Wahrnehmung manchmal auch eine ganze andere. Du bist so mit dir beschäftigt und hast du Scheuklappen an. Und jetzt bin ich weiter weg, habe etwas Abstand und sehe das auch alles ein bisschen anders. Das ist echt interessant, wie sich da das Gefühl und die Wahrnehmung verschieben."

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