Button über Piastri und Norris: "Sie verkrampfen - wie ich damals"
Jenson Button erkennt Parallelen zwischen McLaren 2025 und seiner eigenen Titel-Saison 2009 - zu viel Fairness könnte unter dem jetzigen Druck gefährlich werden
(Motorsport-Total.com) - Mit Blick auf die Formel-1-Saison 2025 und McLarens anfängliche Dominanz wirken die jüngsten Rennergebnisse fast surreal. Doch der letzte Sieg der Papaya-Truppe liegt inzwischen mehr als zwei Monate zurück. Oscar Piastri war es, der Ende August beim Großen Preis der Niederlande zuletzt das oberste Treppchen für das britische Team bestieg.
In Singapur wurde zwar die Konstrukteurs-WM eingetütet, doch Max Verstappen knabbert seither kontinuierlich am Vorsprung von Piastri und Norris in der Fahrerwertung. McLaren steht derzeit mächtig unter Druck - immer wieder schleichen sich individuelle Fehler ein, etwa in Baku oder Singapur. (Zum aktuellen Stand in der Fahrer-WM)
Die aktuelle Situation erinnert ein wenig an die Formel-1-Saison 2009, in der das Brawn-Team lange dominant auftrat, ihnen in den letzten Rennen jedoch zunehmend die Puste im Kampf gegen Sebastian Vettel und Red Bull ausging. (Zur Formel-1-Datenbank)
"Da setzt man sich selbst unglaublich unter Druck"
Dieses Deja-vu spürt auch Jenson Button im Gespräch mit Sky: "Die Situation war sehr ähnlich. Rubens [Barrichello] und ich kämpften um die Meisterschaft. Sebastian versuchte, sie uns mit Red Bull noch zu entreißen."
Unter welchem Druck die beiden Mittzwanziger stehen, kann Button daher gut nachvollziehen. "Da setzt man sich selbst unglaublich unter Druck, will unbedingt liefern - und genau dadurch verkrampft man und macht Fehler." Er selbst sei damals "nicht besonders gut damit umgegangen". Der Druck habe ihn "ziemlich mitgenommen".
"Keiner der beiden hat je zuvor um eine Weltmeisterschaft gekämpft. Das hier könnte ihre einzige Chance sein. Nächstes Jahr gibt es ein neues Reglement - wer weiß, wie gut der McLaren dann noch ist", so der Brite.
Wird McLaren Fairness zugunsten eines Fahrers aufgeben?
Gerade mit Blick auf die Fahrer-WM wuchs bei Button "die Angst, Fehler zu machen. Und genau dadurch macht man sie." Ähnliches will der Brite jetzt bei Piastri und Norris zu erkennen. Aus der angesprochenen Angst, bloß keine Fehler zu machen oder gar mit dem Teamkollegen zu kollidieren, würden die beiden McLaren Piloten an Speed verlieren und gingen in heikle Situationen "lieber etwas vorsichtiger rein." Genau diese Situationen nutzt Verstappen mit all seiner Erfahrung jedoch eiskalt aus.
Doch im Saisonendspurt sieht Button ein weiteres Problem auf McLaren zukommen. "Sie waren die ganze Saison über sehr fair gegenüber beiden Fahrern - erinnere dich an Monza, als Lando ein Problem beim Boxenstopp hatte und Oscar ihm die Position zurückgab, weil das Team es so wollte. Sie versuchen wirklich, gerecht zu sein. Aber manchmal kann einem genau das auch auf die Füße fallen - wie man beim Zwischenfall in Singapur gesehen hat."
Ob Team Papaya die Fairness zugunsten eines Fahrers aufgeben wird, um Verstappen im sonntäglichen Rennen von Austin strategisch abzuschirmen, bleibt für Button offen: "Schwierig. In einer normalen Situation würde man sagen: klar, logisch. Aber jetzt? Ich bin mir nicht sicher, ob sie das können - oder ob sie es wagen."
2009 ging es für Button und Brawn trotz des Drucks am Ende gut aus. Er sicherte sich den Fahrertitel mit elf Punkten Vorsprung vor Vettel - ein Abstand, gegen den Piastri oder Norris sicher nichts einzuwenden hätten.