Brundle: McLarens Papaya-Philosophie ist "zum Scheitern verurteilt"
Formel-1-Experte Martin Brundle glaubt, dass der WM-Kampf bei McLaren zwischen Oscar Piastri und Lando Norris "in vielerlei Hinsicht zum Scheitern verurteilt ist"
(Motorsport-Total.com) - Die beiden McLaren-Piloten Oscar Piastri und Lando Norris liefern sich einen intensiven Kampf um ihren jeweils ersten Formel-1-WM-Titel. Vor dem Grand Prix der USA an diesem Wochenende auf dem Circuit of The Americas in Austin trennen die beiden nur 22 Punkte, wobei Piastri derjenige ist, der die WM anführt.

© Sutton Images
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Die "Papaya-Philosophie", welche bei McLaren seit Saisonbeginn verfolgt wird, geriet vor zwei Wochen in Singapur nicht zum ersten Mal ins Kreuzfeuer der Kritik. Teamintern hat man die Kollision zwischen Norris und Piastri in der ersten Runde inzwischen aufgearbeitet.
Am Donnerstag in Austin war von Norris zu hören, dass Konsequenzen für ihn selber die Folge waren. Welche das genau waren oder sind, dazu äußerte sich der aktuelle WM-Zweite nicht näher. Und auch McLaren-Teamchef Andrea Stella trug mit seinen Ausführungen wenig zur Präzisierung bei.
Martin Brundle, seines Zeichens Ex-Formel-1-Pilot und heutiger TV-Experte bei Sky schildert am Freitag in Austin seine Sichtweise auf das McLaren-Titelduell: "Es gibt einen Titel zu gewinnen. McLaren hat ein fantastisches Auto, und Max [Verstappen] taucht ziemlich schnell im Rückspiegel auf."
"Man hat zwei äußerst konkurrenzfähige Sportler, die in einem Teamumfeld arbeiten. Das wird immer schiefgehen. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht", so Brundle, der überzeugt ist: "Diese Konstellation ist in vielerlei Hinsicht zum Scheitern verurteilt."
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Angesprochen darauf, wie die Konsequenzen für Norris nach dem Singapur-Manöver gegen Piastri aussehen könnten, antwortet Brundle: "Es ist klar, dass alles, was sie tun werden, innerhalb des Teams bleiben und keinen Einfluss auf die Gesamtleistung des Teams gegenüber anderen haben wird."
Und der TV-Experte hat auch eine ganz konkrete Vermutung, wie das aussehen könnte. "Wären wir in einem Entwicklungsrennen, dann würde beispielsweise Oscar die neuen Teile zuerst bekommen. Oder wenn es auf eine Strecke geht, auf der man im Qualifying einen Windschatten braucht, dann würde man Oscar Vorrang geben. Es wird irgend so eine teaminterne Sache sein, wovon andere Teams nicht profitieren können."
Jenson Button, Formel-1-Weltmeister von 2009, urteilt seinerseits gegenüber Sky: "Wir lieben doch alle einen guten WM-Kampf. Was die Leistung angeht, geben beide alles und gehen aufs Ganze. Das ist großartig zu sehen. Wenn sich aber das Team einmischt, wie hart man seinen Teamkollegen pushen darf, dann wird es natürlich kompliziert, vor allem intern."
"Es ist ein wenig seltsam, denn ich glaube, dass das, was McLaren tut, eigentlich sehr gut für den Sport ist", ergänzt Brundle und meint damit die McLaren-Regel, sich nicht gegenseitig ins Auto zu fahren. "Sie können vom Start bis zur Zielflagge frei fahren, mit einer einzigen Bedingung: Sie dürfen nicht miteinander kollidieren."
"Wäre es nicht Piastri gewesen, der [in Singapur] neben ihm gewesen wäre, dann hätte das Team Lando für die ersten Kurven bejubelt. Er hat sie tatsächlich brillant gefahren, er hat nur zufällig seinen Teamkollegen berührt", so Brundle.