Red Bulls Zerfall? Ex-F1-Pilot rechnet mit Mekies und dem Team ab
Was Red Bull fehlt und McLaren hat: Ein ehemaliger Formel-1-Fahrer über die Probleme, die auch ein neuer Teamchef nicht sofort lösen kann
(Motorsport-Total.com) - Der frühere Formel-1-Fahrer Robert Doornbos hält Red Bull nicht mehr für ein Spitzenteam und den neuen Teamchef Laurent Mekies nicht für einen Heilsbringer: "Ein einzelner Mann wird nichts ändern", sagte Doornbos im Gespräch mit Motorsport.com Niederlande, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com und Formel1.de bei Motorsport Network.
Denn Mekies ist bei Red Bull zwar der Nachfolger von Christian Horner, er muss jedoch mit dem aktuellen technischen Team arbeiten - "und das ist ein anderes Team als jenes, das Max Verstappen zu seinen Erfolgen verholfen hat", erklärt Doornbos.
Er verweist auf die vielen Personalabgänge bei Red Bull: Designer Adrian Newey ging zu Aston Martin, Sportdirektor Jonathan Wheatley zu Sauber/Audi, Chefdesigner Rob Marshall zu McLaren. Und jetzt ist auch Horner als eine Konstante der vergangenen zwei Jahrzehnte nicht mehr da.
Aufstieg und Fall von Christian Horner bei Red Bull
Die Motorsport-Karriere von Christian Horner reicht bis in die 1990er-Jahre zurück, als der Brite zunächst im Kartsport unterwegs ist, bevor er in den Formelsport aufsteigt. Fotostrecke
"Solche Schlüsselpersonen lassen sich nicht einfach ersetzen", sagt Doornbos. "Ich glaube daher nicht, dass Red Bull auf diese Weise so schnell wieder an die Spitze zurückkehren wird. Es muss von vorne anfangen und neu aufbauen - und abwarten, wie sich die neuen Regeln entwickeln."
Warum Mekies neue Strukturen schaffen muss
Mit abwarten allein sei es aber nicht getan, betont Doornbos: "Mekies muss innerhalb des Teams einige Veränderungen vornehmen. Denn so wie bisher kann es einfach nicht weitergehen."
Das zeigt sich zum Beispiel anhand des scharfen Tons im Funkverkehr mit Max Verstappen: Der viermalige Formel-1-Weltmeister kritisiert häufig das Fahrverhalten seines Red-Bull-Autos.
Für den ehemaligen Formel-1-Fahrer Doornbos (Details zu seiner Karriere in der Formel-1-Datenbank abrufen!) ist das keine Überraschung: "In einem Team ist man aufeinander angewiesen, um maximale Leistung zu bringen. Wenn Max ins Auto steigt, übernimmt er die Verantwortung für sein fahrerisches Talent, aber kann er sich darauf verlassen, dass das Auto gut eingestellt ist und weiterfährt?"
Was McLaren hat, das Red Bull fehlt
Der neue Red-Bull-Teamchef Mekies müsse daran arbeiten, dieses Vertrauen wiederherzustellen. "In solchen Momenten gewinnt und verliert man gemeinsam", sagt Doornbos. "Deshalb hört man diese Intensität über den Teamfunk."
Bei McLaren ist das anders. Das aktuelle Spitzenteam der Formel 1 befindet sich laut Doornbos auf einem "Höhepunkt. Es reitet auf einer fantastischen Erfolgswelle: Das Team liefert die schnellsten Boxenstopps für beide Fahrer, das Auto ist konkurrenzfähig und die Fahrer sind unglaublich ausgeglichen. Das ist bei Red Bull nicht der Fall."