• 23. September 2022 · 08:18 Uhr

Alpine-CEO Rossi: Piastri-Verhalten "sehr enttäuschend"

Alpine-Boss Laurent Rossi spricht im Interview über das Thema Oscar Piastri, warum er vom Australier enttäuscht ist und was das Team hätte anders machen können

(Motorsport-Total.com) - Die Posse um Oscar Piastri hat die Formel 1 in der Sommerpause auf Trab gehalten. Der Australier wurde von Alpine nach dem verkündeten Wechsel von Fernando Alonso zu Aston Martin als Stammfahrer für 2023 bestätigt, hatte da aber schon einen gültigen Vertrag mit McLaren in der Tasche und dementierte seine Beförderung dementsprechend.

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Alpine-CEO Laurent Rossi schildert seine Sicht der Dinge Zoom Download

Das Tauziehen um Piastri verlor Alpine schließlich vor dem Contract Recognition Board (CRB), weil man lediglich eine Art Rahmenvereinbarung hatte, die rechtlich aber nicht bindend war. Alpine verlor somit gleich zwei begehrte Piloten an die Konkurrenz und wurde für sein Vorgehen von vielen Seiten belächelt und kritisiert.

Zudem machten auch unterschiedliche Sichtweisen über die Abläufe hinter den Kulissen die Runde. Im Interview spricht Alpine-Geschäftsführer Laurent Rossi über die Ansicht des französischen Herstellers und möchte dabei einige Dinge klarstellen.


Frage: "Herr Rossi, welche Lektionen haben Sie aus der Angelegenheit gelernt?"
Laurent Rossi: "Danke für die Frage, denn sie gibt mir die Möglichkeit, die Sache aus der Perspektive von Alpine zu erläutern. Es wurde eine Menge gesagt und geschrieben, aber ich glaube nicht, dass jemals das ganze Bild ordentlich beschrieben wurde."

"Über die Akademie hatten wir eine Reserveoption auf Oscar, die wir am 15. November im vergangenen Jahr gezogen haben. Wir haben eine Vereinbarung unterzeichnet, die im Grunde gesagt hat, dass wir ihn als Reservefahrer verpflichten und intensiv auf seinem Training aus den Juniorjahren aufbauen, das ihm dabei geholfen hat, die Titel in der Formel 3 und der Formel 2 zu gewinnen."

"Und dann würden wir ihm ein Stammcockpit für '23 und '24 finden. Und genau das haben wir getan. Wir haben unseren Teil erfüllt. Einen Tag später wurde er öffentlich als Reservepilot verkündet."

Bessere Vorbereitung als jeder andere

"Das kann man nachlesen und finden und ist ein großer Beweis unseres Engagements. Wir haben ihn als Reservefahrer bezahlt, was ebenfalls ein Beweis unseres Engagements ist. Wir haben ihm ein Fahrprogramm über 5.000 Kilometer konzipiert. So etwas ist ziemlich selten und kam eigentlich nie vor - mit Ausnahme von Lance Stroll, der, glaube ich, 3.000 gemacht hat. 5.000 ist eine Menge."

"Fakt ist, dass er im Februar mit dem Fahrprogramm angefangen hat, an der Seite von Fernando Alonso und Esteban Ocon. Also mit den Formel-1-Fahrern, was ein ernstes Programm ist. Wir haben es ernst gemeint. Von den Formel-1-Fahrern lernt er dabei so viel wie vom Fahren im Auto selbst."


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"Und Fakt ist auch, dass er vor der Sommerpause fast 3.700 Kilometer zurückgelegt hat. Wir waren also weit vor dem Fahrplan der 5.000 Kilometer. Die hätten wir locker geschafft. Das macht ihn übrigens auch zu dem Fahrer im Paddock, der die meisten Kilometer in diesem Jahr absolviert hat - noch vor den 20 Stammfahrern."

"Und dann sprechen wir über Engagement. Sorry, aber das ist eine Menge! Und am wichtigsten: Wir hätten ihm auch ein Cockpit verschafft. Und genau da ist die ganze Sache, die für viele kompliziert scheint, aus unserer Sicht ziemlich einfach."

"Wir haben jemanden angestellt, der sich um die ganzen Angelegenheiten von Oscar gekümmert hat. Alle Dinge, die ich gesagt habe: das Reserveprogramm, das Training und auch die Suche nach einem Cockpit. Und das hat er getan. Zwei Monate nach Saisonbeginn hatten wir ihm einen Platz gefunden, nämlich für zwei Jahre bei Williams. Das war die Dauer der Option."

"Und darum haben wir parallel auch gesagt, dass wir Fernando zwei weitere Jahre behalten. Mehr konnten wir nicht anbieten, denn dann hätten wir Oscar verloren. An einem Punkt haben wir dann entschieden, dass Oscar die Zukunft ist und Fernando die Gegenwart."

"Aber wir mussten eine Entscheidung treffen. Wir hatten ein Luxusproblem und mussten damit umgehen. Es war eine gute Gelegenheit, und das war unsere Art, es zu lösen: Oscar zwei Jahre bei Williams, Fernando zwei Jahre bei uns, und dann könnte Fernando etwas anderes machen."

"Ich glaube, wir hatten im vergangenen Jahr ein Gespräch. Es war fast schon für ihn geplant und um ihn, das Auto und das Langstrecken-Programm herum geschaffen. Und wir werden das vermutlich trotzdem machen. Denn wir machen das nicht nur für ihn, sondern es war für alle eine gute Möglichkeit, das Abenteuer fortzusetzen."

Keine Verbitterung über Alonso-Abgang

"Jetzt spreche ich kurz über Fernando, weil das recht einfach ist. Er wollte mehr als zwei Jahre. Ich glaube nicht, dass es ein komplettes K.o.-Kriterium war, aber das wollte er. Aber wir konnten ihm das nicht bieten. Ich denke, dass wir immer noch eine Übereinkunft hatten, und ich möchte gerne daran glauben, dass er ein Angebot bekommen hat, bei dem wir nicht mithalten konnten."

"Und so hat die Formel 1 ihre Silly Season, und ich hoffe, dass sein Wechsel sportlich gesehen auch 'silly' (deutsch: albern, dumm; Anm. d. Red.) war, denn dann würden wir immer noch vor Aston liegen."

"Aber ich kann ihn nicht dafür verurteilen, sollte er ein besseres Angebot angenommen haben, wenn es eines war. Fernando ist ein großartiger Champion, eine Legende unseres Sports und eine Legende unserer Marke. Er liefert immer noch ab, ist ein großartiger Profi, und von daher sind wir nicht böse. So ist das Leben. Wir machen weiter. Fernando klappt aber das Kapitel zu."


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"Was Oscar angeht, ist es sehr enttäuschend. Denn wie gesagt, waren wir extrem engagiert und extrem loyal. Wir haben eine Menge investiert. Also wirklich eine Menge. Ja, wir haben rechtlich einige technische Fehler gemacht, die die Tür offen gelassen haben. Aber wir hätten nie gedacht - und haben es daher übersehen -, dass wir uns darum Sorgen machen müssen."

"Denn wenn du einem Fahrer so viel gibst, dann ist es fast Tradition, dass der Fahrer dann auch für dich fährt. George Russell war drei Jahre bei Williams, die eine gute Schule sind, um die Grundlagen zu lernen, und ist dann zurück zum Mutterschiff gekehrt. Charles Leclerc hat auch ein Jahr gemacht, bevor er zu Ferrari ist. Verstappen hat das auch gemacht, Seb hat das auch gemacht. Die Liste ist lang."

"Normalerweise gehst du zu dem Team zurück, das so viel in dich investiert hat - vor allem wir. Es ist nicht so, dass er einfach ein Ersatz war, der nur rumgesessen ist. Ich kann die direkte Parallele zu Daniil Kwjat ziehen. Er ist ein großartiger Kerl, der im vergangenen Jahr neben mir saß, aber nie gefahren ist. Er hat gar nichts bekommen, nicht einmal Debriefings."

"Er hat keine Debriefings von den Ingenieuren bekommen und auch keine Materialien dafür. Nichts. Wir haben alles für uns behalten."

"Oscar hingegen hatte Zugang zu allem. Oscar wird im kommenden Jahr der am besten trainierte Rookie sein, der in die Formel 1 kommt. Aber leider nicht meiner. Und das ist wirklich enttäuschend. Und genau darum hat Otmar auch zurecht über mehr Loyalität gesprochen, die wir erwartet haben. Und das ist die einfache Geschichte."

"Ich denke, es ist nicht übertrieben zu sagen, dass wir extrem enttäuscht sind, weil wir erwartet haben, dass er unserer Investition und unserer Arbeit treu bleibt. Das haben wir getan. Das haben wir mit Sicherheit getan."

"Auch wenn wir Fehler gemacht haben, haben wir das Gefühl, dass wir für Werte stehen. Das war bei ihm nicht der Fall, und offensichtlich hat er die Gelegenheit genutzt, sich umzusehen und wahrscheinlich ein besseres Angebot zu bekommen. Ich denke, die Dinge geschehen aus einem bestimmten Grund. Wir teilen nicht unbedingt dieselben Werte. Vielleicht ist es also besser, jetzt getrennte Wege zu gehen."

Rossi: Kein Verständnis für Vertragsargumente

Aus dem Lager von Piastri und seinem Manger Mark Webber war zu hören, dass ein Grund für den Wechsel war, dass man von Alpine monatelang mit einem echten Vertrag hingehalten wurde. Irgendwann sei ihnen dann die Geduld ausgegangen, weil man sich nicht wertgeschätzt fühlte, und streckte die Fühler nach anderen Teams aus.


Frage: "Beim CRB wurde festgestellt, dass Sie mehrfach versprochen haben, dass ein Vertrag zustande kommen würde, was aber nicht der Fall war. Warum?"
Rossi: "Sie haben erreicht, was sie wollten, nämlich dass du dich auf die falschen Dinge konzentrierst. Wenn du alles erreicht hast, wenn du alles geliefert hast, was im Grunde die großen Säulen unserer Zusammenarbeit sind: Interessierst du dich dann wirklich für die Kleinigkeiten wie die Anzahl der Marketingtage oder welchen Pullover man trägt, wenn es regnet? Glauben Sie wirklich, dass dies der Grund ist, warum der Vertrag nicht zustande gekommen ist?"

"Wir haben ihm häufig Verträge vorgelegt, aber er hat sie nie unterschrieben. Daher können Sie nicht sagen, dass wir es nicht gemacht haben. Er hatte die Verträge. Er hat sie bloß nie unterschrieben. Man kann immer sagen, dass der Vertrag nie gekommen ist, aber er hatte die Chance."

"Und wohlgemerkt, wir hatten das Gefühl, der Reserveplatz wurde angekündigt, die Ausbildung wurde begonnen und durchgeführt, er wurde als Ersatzfahrer bezahlt. Der andere Teil war, einen Platz für ihn zu finden. Sobald wir einen Platz für ihn gefunden hatten, hatten wir einen Vertrag. Wir waren der Meinung, dass dies alles andere übertrumpfen würde. Wir brauchen nichts anderes. Du bekommst deinen Vertrag. Das war's. Los geht's."


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"Wenn du also anfängst, auf andere Dinge zu zeigen, um die Leute abzulenken, und sagst: 'Ich habe die Liebe nicht gespürt'... Sorry, aber ich habe dir viel mehr Liebe gegeben als jedes andere Team seinen Schützlingen gibt. Und ich spreche von sichtbarer Liebe, nicht von Schulterklopfen. Es ist die Art von Liebe, die jeder Fahrer gerne erhalten würde."

"Wenn man all das tut, kann man nicht von keiner Liebe sprechen. Und wenn sie dann anfangen zu sagen: "Oh, das Formular, was auch immer, wurde nicht zum richtigen Zeitpunkt geschickt" - tut mir leid, das ist eine Ausrede. Entweder bist du auf meiner Seite oder nicht."

"Okay, lasst uns einmal für eine Sekunde annehmen, dass unser Vertrag frei von den rechtlichen Formalitäten ist, die sie als Schlupfloch genommen haben, und legen ihn neben den von McLaren. Welchen hätte er genommen? Es geht nicht um Meilensteine und Deadlines. Er wollte offenbar zu McLaren."

"Und ich nehme an, dass er einfach ein besseres Angebot bekommen hat, und ich denke nicht, dass es ums Sportliche geht. Denn es ist ein ähnliches Angebot. Ich denke sogar, dass unseres besser ist, weil wir ein Werksteam sind. Und er wurde ausgebildet und kennt alle im Team. Von daher ist auch das Umfeld besser."

"Von daher kann ich nur annehmen, dass es um ein anderes Kriterium geht. Liebe misst man vielleicht in einer anderen Einheit. So ist das Leben."

"Aber ich denke nicht, dass es einen guten Präzedenzfall darstellt. Klar, er hat sich von all den anderen sehr guten, exzellenten Fahrern vor ihm abgehoben, die alle den Prozess durchlaufen haben. Vielleicht ist er besser als alle anderen. Die Liste von beeindruckenden Champions ist lang, und vielleicht ist er der Beste von allen."

"Aber selbst wenn er das ist, teilen wir nicht die gleichen Werte. Darum geht es. Wir teilen nicht die gleichen Werte. Man findet immer Ausreden wie: 'Das wurde nicht rechtzeitig geschickt' und 'dies ist nicht das'. Sorry, aber das ist nicht der Grund. Das ist nicht der Grund. Und darum höre und lese ich viele Fragen darüber, wer Schuld hat und was passiert ist."

"Es ist ganz einfach: Jemand ist shoppen gegangen, hat einen besseren Deal bekommen und entschieden, ihn zu nehmen. Aber redet jetzt nicht um den heißen Brei und versucht passende Ausreden dafür zu finden! Wir wissen, was passiert ist."


Frage: "Gibt es rückblickend betrachtet einen Punkt, an dem ihr etwas anders hättet machen können? Wann denken Sie, ist die Entscheidung im Camp Piastri gefallen?"
Rossi: "Das ist schwierig zu sagen, denn für uns gab es nie ein klares Signal, dass er schon unterschrieben hat. Und ich glaube, das gab es für niemanden, denn im Juli gab es diesen dubiosen Teil der Story, als Ricciardo und McLaren verkündet hatten, dass sie auch im nächsten Jahr zusammen sein werden."

"Und wir haben gedacht: 'Okay, das Interesse seitens McLaren, das einen Monat davor oder so aufgetreten ist ... Diese Tür schließt sich.' Im Grunde können wir ihn immer noch verpflichten, dabei hatte er zwei Tage davor unterschrieben. Also ganz ehrlich, wie können Sie erwarten, dass wir, ohne all diese Dinge zu wissen, überhaupt glauben, dass es vorbei ist?"

"Wir und Williams haben uns gefragt, wie es weitergehen soll. Ich mein, es war kompliziert. Und es war für alle Beteiligten ärgerlich. Ich denke, sie haben auf Zeit gespielt, bis der Vertrag unterzeichnet war, und danach war die Haltung natürlich eine ganz andere. Dann war es eher: Wir haben euch gegenüber keine Verpflichtung."

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Oscar Piastri wird 2023 sein Formel-1-Debüt bei McLaren feiern Zoom Download

"Und weil sie nie gesagt haben, dass sie unterschrieben haben, haben wir nach dem Abgang von Fernando gesagt, dass sie den Platz nehmen sollten. Denn augenscheinlich gab es ja keine andere Option. Aber wir wussten nicht, dass er bereits ein anderes Cockpit hatte. Und so lief die Story ab. Ganz einfach."

"Es gibt keine komplizierten Umstände oder so. Es war sehr klar. Wir waren die ganze Zeit über sehr, sehr, sehr klar, was wir tun wollten. Er selbst hat zugegeben, dass er das Cockpit bei Williams nicht wollte, so einfach ist das. In erster Linie sind wir mit dieser Einstellung nicht einverstanden, denn das tut man nicht. Das ist kein guter Umgang. Aber guter Umgang scheint nicht weit verbreitet zu sein."

"Otmar ist der Chef. Punkt."

In der Kritik stand bei Alpine das komplette Management. Denn keinem war aufgefallen, dass Piastri keinen gültigen Vertrag besitzt - oder zumindest hielt man es für nicht so wichtig. Der Verantwortliche dafür wurde lange gesucht - und schließlich in Teamchef Otmar Szafnauer gefunden.

Der sagte selbst, dass er für Fahrerverträge verantwortlich sei. Die Details im Fall Piastri kannte er allerdings nicht, zumal der Vertrag mit dem Youngster auch geknüpft wurde, bevor Szafnauer vor der Saison zum Team stieß.


Frage: "Es gab einige Verwirrung rund um das Management und wer für die Verhandlungen mit Fahrern verantwortlich ist. Hat diese Saga ein Umdenken über die Managementstruktur angeregt?"
Rossi: "Ich denke, Otmar ist der Chef. Er ist der Formel-1-Chef. Punkt. Das war schon immer so, seit er da ist. Wir hatten eine kleine Übergangsphase, in der ich ein paar Angelegenheiten übergeben habe. Otmar ist aber eine der Verpflichtungen, auf die ich am meisten stolz bin, weil er einfach an jedem Tag abgeliefert hat, seit er hier ist. Er ist der Chef."

"Natürlich stehen wir bei solchen Themen in engem Austausch und kennen daher alle Entwicklungen. Wir einigen uns manchmal auf Maximums, Limits, Grenzen, Sie wissen schon. Denn natürlich müssen wir auf einer Wellenlänge sein, und ich muss Bescheid wissen. Aber zwischen uns gab es keinen wirklichen Verbindungsabbruch."

"Ich schätze, dass es hieß, dass ich nicht hier war und darum auch das Management nicht, weil Fernando vor dem Jahr an mich gewöhnt war. Ja, im vergangenen Jahr war ich ziemlich involviert in das Team - vor allem, weil es keinen Teamchef gab. Und weil es einen Bedarf an Management vor Ort gab."

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Um die Verpflichtung von Fernando Alonso hatte sich noch Rossi gekümmert Zoom Download

"Und weil ich gesagt habe, dass ich verstehen muss, wie das Team funktioniert, bevor ich die Änderungen vornehme, die ich vornehmen möchte. Und ich glaube, dass sie funktionieren: Wir sind auf Kurs und liefern. Das ist im Übrigen das Wichtigste in diesem Sport. Und dann muss ich Abstand nehmen. Und genau das habe ich getan."

"In der ersten Saisonhälfte war ich ungefähr bei zwei von drei Grands Prix vor Ort, was schon zu viel ist. Am Ende des Jahres wird es ein Rennen von zwei sein, vielleicht sogar weniger. Und das ist normal."

"Ich habe 17 Berichte zu machen, darunter einen für die Formel 1, ich muss Autos bauen, ich muss das Händlernetz ausbauen, ich muss über Markteinführungsstrategien, Marketing und den Aufbau der Marke nachdenken. Das heißt, die 16 anderen Berichte sind genauso wichtig wie die Formel 1, vielleicht sogar noch wichtiger, denn irgendwann wird sie dadurch finanziert. Es ist also ganz normal, dass ich ein bisschen abtauche."

"Das Gleich gilt auch für Luca (de Meo, Geschäftsführer Renault; Anm. d. Red.), der mir nicht die ganze Zeit im Rücken hängt. Er kennt alle wichtigen Entscheidungen, und ich treffe nie eine wichtige Entscheidung, ohne ihn einzubeziehen. Zumindest muss er zustimmen oder sich einmischen und seine Meinung sagen."

"Und genauso arbeiten auch Otmar und ich, nur andersherum. Ich bin mit ihm in Verbindung, und ich weiß immer, was los ist. Dass ich nicht da bin, hat Fernando vielleicht verwirrt, aber das ist normal. Das wird in Zukunft noch mehr so sein. Denn Otmar ist der Boss, dem ich voll vertraue und der einen exzellenten Job macht. Das gibt mir Seelenfrieden. Ich vertraue ihm, dass er das Team weiter voranbringt."


Frage: "Waren Sie in der Periode zwischen dem alten Management und dem Antritt von Otmar mehr involviert?"
Rossi: "Ja, das war ich. Ich war am Anfang ein wenig involviert, weil ich natürlich derjenige war, der Mark und Oscar die Hand für den Testfahrerjob und die weiteren Absichten gegeben hat, wenn man so will. Und dann haben wir ein großes Team, das den Prozess im Grunde weiterführt, denn es gibt ein paar Dinge, die man für den Reservefahrer tun muss."

"Er war in Enstone und hat den Sitz für das Testprogramm angepasst. Er hat mit dem Testteam zusammengearbeitet, also im Grunde mit einigen Ingenieuren und Mechanikern, um herauszufinden, welche Daten geeignet sind, und so weiter. Und dann, wie ich schon sagte, für das Stammcockpit '23/'24. Dafür habe ich einen Mann eingestellt."

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In der Kritik: Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer Zoom Download

"Es gibt also ein paar Leute, die täglich damit zu tun hatten, die vielen Dimensionen der Vereinbarung im Detail auszuarbeiten und auszuführen. So einfach ist das."

"Und es waren natürlich auch Rechtsanwälte involviert. Aber es ging uns erst einmal vornehmlich um den Reservejob und das Training, weil es unmöglich war, zwischen den beiden Saisons ein Cockpit zu finden. Erst als die Saison wieder losging, konnten wir mit den Teams reden und schauen, wer Interesse hat. Es war ziemlich linear und einfach, wenn man so will."

Alpine möchte einen Fahrer, der sofort weiterhilft

Frage: "Es gibt den 100-Rennen-Plan. Wurde der jetzt durch Fernando und Oscar aus der Bahn geworfen und müssen Sie jetzt neu darüber denken, was für eine Sorte Fahrer ihr haben möchtet?"
Rossi: "Für den Moment ist er nicht aus der Bahn geworfen, weil wir mit Fernando auf Kurs bleiben. Das ist in Ordnung. Und ich würde behaupten, dass wir normalerweise in der Lage sein sollten, diese Unebenheiten auf der Straße einfach zu absorbieren. Denn das Wichtigste ist in dieser Phase das Auto. Wenn man Max Verstappen in ein Auto setzt, das für den 18. oder 19. Platz gut ist, dann bezweifle ich, dass er mehr als drei Positionen weiter vorne ist."

"Auf der anderen Seite: Setzt man einen Fahrer aus einem solchen Auto in den Red Bull, dann bin ich ziemlich sicher, dass er auf das Podium fahren und gewinnen kann. Das Auto macht immer noch den größten Teil der Performance aus, und in der Hinsicht liefern wir. Vor allem weil wir die richtigen Veränderungen vornehmen, das Team fokussiert und der Plan klar ist."

"Das ist immer das Wichtigste: Das Auto muss performen. Der Fahrer kann zwei oder drei Zehntel extra bringen, die wichtig sein können. Aber der Abstand zwischen dem Dritten und dem Vierten ist deutlich größer als das, was ein Fahrer leisten könnte."


Fotostrecke: Die Formel-1-Fahrer 2023

"Die gute Nachricht ist, dass wir ein gutes Konzept zu haben scheinen, das sich bewährt und uns Upgrades bietet, die die Leistung ständig verbessern. Das ist also das Beste."

"Dann müssen wir einen Fahrer finden, der in der Lage ist, auf Anhieb viele Punkte zu holen, was uns im Grunde zu einem erfahreneren Fahrer führt, der aber auch in der Lage ist, mit uns zu wachsen. Das sind also die Kriterien, die wir im Moment anwenden."

"Wie ich schon sagte, leitet Otmar den Prozess. Er sieht sich alle Fahrer an, spricht mit ihnen, bewertet die Optionen, bewertet sie möglicherweise bei Tests. Ich denke daher, dass der Prozess ein wenig dauern wird. Denn wir wollen die richtige Entscheidung treffen. Wir haben keine Eile. Wir wollen sicherstellen, dass wir Kontinuität in unserem Plan haben und dass der Fahrer, der nächstes Jahr kommt, uns weiterhin dabei helfen kann, Fortschritte zu machen."

Hat Jack Doohan eine Chance?

Immer wieder genannt wird dabei der Name Pierre Gasly, der von Red Bull die Freigabe erhalten könnte, sollte man einen geeigneten Ersatzkandidaten finden. Auch über eine Rückkehr von Daniel Ricciardo und die Verpflichtung von Nyck de Vries wurde spekuliert.

Das Team will vor Singapur einen Testtag in Ungarn mit einigen Fahrern einlegen, der auch als Probelauf für 2023 gilt, sollte Gasly nicht zu bekommen sein. Zu den eingeladenen Fahrern gehören neben de Vries auch Antonio Giovinazzi und Alpine-Junior Jack Doohan, der nach dem Abgang von Piastri möglicherweise Freitagseinsätze bekommt und auch als Außenseiterkandidat gilt.


Frage: "Hat sich Jack Doohan auf das Radar gefahren?"
Rossi: "Ja, absolut! Jack hat sicherlich einen sehr guten Sinn für das Timing, weil er im Moment herausragend performt. Um ehrlich zu sein, wussten wir schon vorher, dass er sehr schnell ist und einen unglaublichen Grundspeed besitzt. Aber er ist auch enorm gereift. Das zeigt sich auf der Strecke und auch neben der Strecke."

"Ich muss sagen, wir haben sehr beeindruckende Gespräche. Irgendetwas hat klick gemacht. Er hat einen Schritt gemacht, der wirklich gut ist. Ungeachtet seines Wertes sind wir nach wie vor der Meinung, dass der beste Weg für einen jungen Fahrer darin besteht, in ein Team zu gehen, in dem der Leistungsdruck etwas geringer ist. Und das hat nichts mit dem Team selbst zu tun."

"In der Formel 1 geht es bergauf und bergab. An einem Tag bist du im Mittelfeld, an einem anderen Tag bist du vielleicht ganz unten, und auch wir sind davor nicht gefeit. Ich hoffe aber nicht, dass das passieren wird."

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Jack Doohan wurde 2021 Vizemeister in der Formel 3 Zoom Download

"Auf jeden Fall ist das besser, weil du dann weniger Druck hast, viele Punkte holen zu müssen. Wir wissen, dass es einen Unterschied macht, ob du etwas erfahrener bist und dann Platz vier statt Platz sieben holst. Das ist eine schwierige Aufgabe und eine völlig andere Leistung."

"Und wir wissen auch, dass Teams wie unseres etwas mehr Druck haben, wenn es um die Budgetgrenze geht. Daher hätten wir lieber, dass er seinen ersten Flügel irgendwo anders beschädigt und dort seine Grenze in einem neuen Auto findet. Denn von der Formel 2 in die Formel 1 ist es ein großer Schritt. Und das ist normal, und genau das machen alle anderen auch."

"Das ist der Grund, warum George trotz seines erstaunlichen Talents und auch Charles im Grunde genommen ein oder zwei Jahre lang auf einer großen Maschine, die viel schneller ist als die Formel 2, an ihren Fähigkeiten feilen müssen. So sieht der Plan für Jack aus. Das heißt aber nicht, dass wir ihn nicht in Betracht ziehen. Denn seine Formkurve ist beeindruckend. Wir schauen ihn uns also an."

"Otmar hat gesagt, dass er etwa 14 potenzielle Fahrer hat. Ich glaube, er ist auf viel weniger als das heruntergegangen. Ich denke, Jack ist immer noch im Pool derer, die Otmar, ich und das Team in Betracht ziehen. Aber wie gesagt, wir haben immer noch die Hauptkriterien im Hinterkopf, nämlich die Bereitschaft, sofort zu punkten und uns bei der Weiterentwicklung des Autos zu helfen."

"Wir brauchen also jemanden, der in der Lage ist, an der Seite von Esteban die Richtung vorzugeben. Wir können ein Auto nicht nur auf einer Seite der Garage entwickeln."

Alonso loswerden? Schwer vorstellbar ...

Frage: "Wenn Sie mit dem Wissen von heute die Uhr zurückdrehen können: Was würden Sie anders machen, wo sie nicht Oscar und Fernando beide behalten können?"
Rossi: "Das war die ganze Zeit das Problem, oder? Es ist schwierig. Es ist schwierig. Darauf gibt es keine einfache Antwort, um ehrlich zu sein. Man kann sich nur schwer vorstellen, Fernando Alonso loszuwerden. Er performt auf einem unheimlich hohen Level. Der Kerl ist ganz klar einer der Größten."

"Klar könnte ich jetzt verbittert und sauer sein und das Gegenteil erzählen, aber er ist fantastisch. Von daher ist es für mich schwierig zu sagen, dass wir auf Oscar setzen sollten und bye bye Fernando. Das hätten wir tun können, haben es aber aus zwei Gründen nicht getan."

"Er zeigt hervorragende Leistungen, sodass es schwer vorstellbar ist, dass Oscar, so talentiert er auch sein mag, auf Anhieb die gleiche Leistung erbringen könnte. Ich bezweifle das, um ehrlich zu sein. Aber vielleicht erstaunt er auch alle. Aber das werden wir sehen."

"Und die zweite Sache ist: Fernando ist nicht irgendein Fahrer. Er ist eine unserer Legenden, er ist sogar der legendärste Renault/Alpine-Fahrer, er hat zwei Titel mit uns gewonnen. Das ist unser Anspruch auf Ruhm. Es war also schwierig für uns, ihn nicht zu behalten."

"Wenn Sie mich also fragen, was ich anders gemacht hätte, glaube ich nicht, dass es irgendetwas in Bezug auf die Strategie gab, um die beiden Fahrer anders zu platzieren. Natürlich hätten wir ein paar Dinge auf der technischen Seite anders machen können, sonst wären wir nicht hier und würden nicht darüber reden. Wir werden daraus lernen und uns weiterentwickeln."


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"Wissen Sie, es sagt viel aus, wenn Toto [Wolff] selbst sagt, dass sie ihre Verträge ganz anders prüfen werden. Das werden wir natürlich auch tun. Wir waren diejenigen, die sich für alle anderen verbrannt haben."

"Und dass Toto und Christian [Horner] sich mal bei etwas einig sind, das kommt nicht so oft vor. Sie sind sich einig, dass diese Sache einen Präzedenzfall schaffen könnte. Und in sechs Monaten ist die Sache eh wieder vergessen, weil jeder bereits beim nächsten Skandal angekommen ist."

"Das Problem ist, dass der Markt dadurch zu sehr in Bewegung gerät und die Teilhaber, die in ihn investieren, gefährdet werden. Wenn man beschließt, jedes Jahr Geld zu sparen, indem man nicht in Fahrer investiert, und sie dann einfach mit dem gesparten Geld abwirbt, ist das eine andere Sache. Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Fahrer weiter ausbilden will, oder ob ich sie mit einem Vertrag binden muss, der für sie vielleicht nicht attraktiv ist."

"Wie löst man das? Wir fragen uns nun wirklich, ob wir über die derzeitige Gruppe von Fahrern hinaus, die wir haben und mit denen wir unsere Verpflichtungen bis zum Ende einhalten werden, neue Fahrer einstellen werden. Denn warum sollten wir das tun?"

"Zugleich ist dies ein Teil unserer Geschichte. Das ist die Geschichte des Motorsports. Er besteht aus Interessengruppen, meist Herstellern, die Fahrerprogramme entwickeln. Wollen wir das also ändern? Ist das zu gefährlich, wird damit ein Präzedenzfall geschaffen?"

"Das ist auch ein Wert, den wir haben. Wir glauben daran, dass wir junge Talente in ein Wertesystem einbinden, das unseres ist, damit sie, wenn sie ihren Höhepunkt erreicht haben, schon sehr gut zu uns passen und die Mentalität haben, die wir mögen, und die Werte haben, die wir mögen."

"Das Schwierige ist also, dass wir uns durch die Tatsache, dass die meisten Leute im Fahrerlager genauso denken, ein wenig bestätigt fühlen. Und das ist nicht gut für den Sport. Abgesehen von unserem kleinen Kratzer hier bei Alpine, denke ich, dass der Sport selbst ein wenig angekratzt wird."

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