"Nicht der Gute": Alonso sieht Parallelen zwischen sich und Verstappen
Zwei Generationen, aber viele Parallelen: Was Fernando Alonso und Max Verstappen miteinander verbindet - und wo es am Ende doch noch kleine Unterschiede gibt
(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso und Max Verstappen zählen nicht nur zu den erfolgreichsten Piloten ihrer Generation, sie verbindet auch weit mehr, als man auf den ersten Blick erkennt. "Ich denke, wir kommen aus Ländern, die nicht so sehr in der Formel 1 verwurzelt sind", sagt Alonso und spricht damit nur eine der vielen Parallelen an.
"Vor allem Spanien, würde ich sagen, denn Jos [Verstappen] war ja bereits ein Profi. Tatsächlich bin ich ein paar Jahre gegen Jos gefahren und acht Jahre gegen Max." Auch der Weg in die Königsklasse ähnelt sich: Beide jagten im Eiltempo durch die Nachwuchsserien, um schon in sehr jungen Jahren in der Formel 1 zu landen.
Alonso debütierte 2001 für Minardi mit gerade einmal 19 Jahren, Verstappen sogar schon mit 17 Jahren bei Toro Rosso. Anschließend wurden beide Talente innerhalb kürzester Zeit zu Teams befördert, die kurz davor standen, regelmäßig Rennen zu gewinnen.
Alonso und Verstappen mit ähnlichem Fahrstil
Und auch auf der Strecke gibt es Überschneidungen: ein aggressiver Fahrstil, gepaart mit außergewöhnlichem Bewusstsein für die Autos um sie herum. Alonso haftet das Klischee an, er könne "fast die Autos um sich herum mitfahren" - eine Fähigkeit, die Verstappen in moderner Form ebenfalls zeigt.
Wenn die Qualifikation misslingt, wie zuletzt beim Großen Preis von Sao Paulo in Brasilien, findet der Niederländer oft eine Gegenstrategie, die die Schwächen der Konkurrenz ausnutzt. Nicht selten steht der Red-Bull-Pilot am Ende trotzdem wieder ganz vorne.
Alonso erkennt zudem Parallelen in der öffentlichen Wahrnehmung - und in den Reaktionen auf ihre Persönlichkeiten. Verstappen ist direkter, weniger geneigt, beim üblichen Medienspiel mitzuspielen, und zieht damit häufiger Kritik auf sich. Auch Alonso findet gelegentlich Gefallen daran, die Rolle des "Bösewichts" zu spielen.
"Es ist ein hartes Umfeld", weiß der Spanier aus eigener Erfahrung. "Und wenn man hierherkommt und zu Beginn seiner Karriere einige Erfolge erzielt, ist man vielleicht nicht der Gute, wenn ich das so sagen darf. Und vielleicht ist man auch nicht politisch korrekt."
Was Verstappen und Alonso aber doch unterscheidet
"Man ist nicht Teil des Systems. Man ist mehr man selbst, als man sein sollte. Und ich glaube, das habe ich auch bei Max gesehen", meint Alonso. "Ein Teil dieser starken Persönlichkeit, die Ergebnisse und das Talent - nicht nur in der Formel 1, sondern auch in den Nachwuchsklassen und schon im Kartsport."
Man habe gewusst, dass "da dieses eine Kind herankommt", gibt der 44-Jährige zu. "In meinem Fall hatte ich immer großen Respekt vor [Verstappen]." Rückblickend lässt sich vielleicht sogar sagen: Verstappen sammelte jene WM-Titel, die Alonso in manchen Jahren verdient gehabt hätte.
Denn jenseits ihrer Anfangsjahre gingen die Karrierewege stark auseinander: Verstappen verbrachte sein Jahrzehnt in der Formel 1 fest im Red-Bull-Kosmos, während Alonso in seinen ersten zehn Jahren von Renault zu McLaren, wieder zurück zu Renault und schließlich zu Ferrari wechselte.
Warum Verstappen die Daumen für Alonso gedrückt hat
Eine Phase, in der der Spanier nie ein wirklich dominantes Auto zur Verfügung hatte. Seine beiden WM-Titel mit Renault entstanden in intensiven, einjährigen Duellen mit Kimi Räikkönen und Michael Schumacher. Bei Ferrari war er zweimal ganz nah dran - doch beide Male verlor er gegen Sebastian Vettel im überlegenen Red Bull.
"Was ich mag, ist, dass Fernandos Mentalität und seine generelle Persönlichkeit einfach er selbst sind - und das ist sehr angenehm im Umgang. Du bekommst genau das, was du siehst", sagt Verstappen. "Bevor ich in der Formel 1 war - es mag etwas lustig klingen -, aber als Fernando gegen Red Bull kämpfte, habe ich ihn angefeuert, damit er gute Arbeit leistet."
"Dieser Underdog, der trotzdem diese Ergebnisse holt und das Auto zu Siegen trägt, die eigentlich nicht drin sein sollten", erinnert der 28-Jährige. "Das zieht dich als Fahrer an, du magst es, wenn du einen echten Kämpfer siehst. Und das ist er immer noch."
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"Ich habe großen Respekt davor, was Fernando in seinem Alter noch immer leistet", betont Verstappen, und spricht damit wohl eine weitere Parallele zwischen den beiden Weltmeistern an: "Es ist sehr schön zu sehen, wenn jemand so viel Leidenschaft für diesen Sport hat."

