Verstappen-Pleite in Brasilien: "Mutige Änderungen" gehen nach hinten los
Ein radikaler Set-up-Versuch endet für Red Bull im Desaster: Max Verstappen scheidet als 16. bereits in Q1 aus, Yuki Tsunoda wird 19.
(Motorsport-Total.com) - Ein Qualifying zum Vergessen für Red Bull in São Paulo: Zum ersten Mal seit Japan 2006 scheiterten beide Autos bereits in Q1. Teamchef Laurent Mekies spricht nach dem Qualifying von einer riskanten Entscheidung, die sich in die völlig falsche Richtung entwickelte.
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Max Verstappen schied in Brasilien zum ersten Mal seit Russland 2021 in Q1 aus Zoom Download
"Niemand hat so etwas erwartet", sagt Mekies bei Sky. "Wir waren seit unserer Ankunft mit dem Auto unzufrieden - man hat unsere Probleme schon im Training und im Sprint gesehen. Wir konnten nicht um den Sieg kämpfen, aber zumindest um das Feld dahinter. Deshalb sind wir vor dem Qualifying mehr Risiko eingegangen, um das Auto in ein besseres Fenster zu bringen - und es ging komplett nach hinten los."
Das Team hatte laut Mekies "signifikante Änderungen" vorgenommen: "Wir haben das Auto deutlich verändert. Solche Risiken musst du eingehen, wenn du dir die Chance geben willst, um mehr zu kämpfen. Aber diesmal tat es weh. Es sind mutige Änderungen - so gehen wir Rennen fahren, und manchmal schmerzt das."
Verstappen: Keine Reaktion, kein Grip, kein Gefühl
Auch Max Verstappen war nach seinem frühen Aus konsterniert. Der viermalige Weltmeister findet deutliche Worte: "Das ist nicht das, was man sehen will. Das ganze Wochenende war schon schwierig, aber das war unerwartet. Wir haben viel am Auto geändert, doch es hat einfach nicht reagiert. Ich hatte keinen Grip da draußen und musste das Auto massiv unterfahren - es hat einfach nicht funktioniert."
Auf Nachfrage, wie sich die Änderungen ausgewirkt hätten, antwortete Verstappen trocken: "Ganz klar schlechter. Kein Gefühl - gar nichts."
Zur Strategie für das Rennen sagte der Niederländer nur: "Wir müssen jetzt erst einmal verstehen, was passiert ist. Ich verstehe nicht, wie es so schlecht sein kann. Das ist im Moment das Wichtigste." Ein Motorwechsel für das Rennen sei laut Verstappen "nicht unbedingt" geplant - das Team wolle jedoch "alles heute Nacht prüfen". Ein erneuter Set-up-Wechsel mit Start aus der Boxengasse erscheint möglich.
Marko: Ein ganz schwieriges Wochenende
Red-Bull-Berater Helmut Marko zeigt sich im ORF ebenfalls ratlos: "Wir haben bei Max massive Änderungen vorgenommen, aber statt Verbesserungen haben wir das Handicap in Sektor zwei behalten - und in den anderen beiden Sektoren sind wir auch noch deutlich langsamer geworden."
Dass beide Autos bereits im ersten Qualifying-Abschnitt ausschieden, sei "eine ganz schwierige Situation". Marko betont: "Im Sprint haben wir gesehen, wie schwer Überholen ist. Wir müssen das jetzt genau analysieren. Von der Theorie her hätte das Set-up passen sollen - dass es so daneben geht, hat niemand erwartet."
Auf die Frage, ob Red Bull zu viel Risiko eingegangen sei, antwortete Marko: "Im Nachhinein ist man immer gescheiter - also ja. Vielleicht war auch die Reifentemperatur ein Faktor. Aber egal, was Max gemacht hat, es war einfach kein Grip da. Und wenn die Reifen nicht funktionieren, kannst du am Auto drehen, wie du willst - es bringt nichts."
Tsunoda: Das war einfach katastrophaler Grip
Auch Yuki Tsunoda erlebte ein schwieriges Qualifying, obwohl er zuvor mit einem alternativen Set-up im Sprint experimentiert hatte: "Wir haben ein paar Dinge geändert, die uns eigentlich helfen sollten. Max hat danach auch mein Set-up übernommen. Ich will meinem Set-up nicht die Schuld geben - ich denke, das war okay - aber wir haben die Reifen einfach nicht zum Arbeiten gebracht", so der Japaner.
Tsunoda vermutet, dass das Hauptproblem weniger im Paket, sondern vor allem in der Reifennutzung lag: "Ich hatte einfach null Grip. Die zweite Runde war minimal besser, aber insgesamt war es einfach eine Katastrophe mit den Reifen."
Nach einem Wochenende voller Experimente steht Red Bull nun vor einer schwierigen Aufgabe. Das Team hat sich mit seinem mutigen Ansatz selbst ins Abseits manövriert - und muss für das Rennen nun ein Mittelmaß zwischen Risiko und Stabilität finden.
Verstappen bleibt dennoch kämpferisch: Schon im Vorjahr gewann er in Brasilien spektakulär von Platz 17. Doch diesmal, so gibt er selbst zu, "fehlt einfach das Fundament".



