Nur fünfmal in 16 Jahren: Kein Red Bull, Ferrari & Mercedes auf dem Podest
Zwei McLaren und ein Sauber: In Silverstone stand kein Red Bull, kein Ferrari und kein Mercedes auf dem Podest, was in der Formel 1 eine echte Seltenheit ist
(Motorsport-Total.com) - Das Podium beim Formel-1-Rennen in Silverstone war ein ganz besonderes - und das unabhängig vom ersten Podestplatz von Nico Hülkenberg. Denn weil neben dem Sauber-Piloten noch die beiden McLaren von Lando Norris und Oscar Piastri mit auf dem Treppchen standen, war kein Platz mehr für drei andere Topteams.
Weder Red Bull noch Mercedes oder Ferrari waren in Großbritannien bei der Champagnerzeremonie dabei - und das ist eine echte Seltenheit. Es ist erst das fünfte Podium seit der Formel-1-Saison 2010, das ohne eines dieser drei Teams auskam. Wir wollen einmal auf die anderen Rennen blicken, in denen diese Seltenheit in den vergangenen 16 Jahren auftrat.
Kanada 2012
Podest: Lewis Hamilton (McLaren), Romain Grosjean (Lotus), Sergio Perez (Sauber)
Das Formel-1-Rennen in Montreal 2012 fiel mitten in die vier WM-Titel von Sebastian Vettel, wobei diese Saison von ziemlicher Abwechslung geprägt war. Beim Start dominierte Vettel im Red-Bull-RB8 zunächst, sicherte sich die Pole und führte die ersten Runden an.
Entscheidend waren in dem Rennen aber die Reifen. Während Lewis Hamilton einen zweiten Boxenstopp einlegte, versuchten Sebastian Vettel und Fernando Alonso trotz früher Stopps mit einem Reifenwechsel durchzukommen. Die Folge: Hamilton fuhr mit frischen Reifen gegen Ende des Rennens deutlich schneller und überholte die beiden.
Während Vettel irgendwann einsah, dass er auf den alten Reifen zu viel Zeit verlor, und noch einmal an die Box kam, saß Alonso sein Problem aus. Am Ende wurde Vettel vor Alonso Vierter, Nico Rosberg im Mercedes wurde Sechster vor Red Bulls Mark Webber. Ferrari-Pilot Felipe Massa erlebte ein schlechtes Rennen und wurde nur Zehnter.
Michael Schumacher schied im zweiten Mercedes mit einem Hydraulikproblem aus.
Hinter Hamilton standen mit Romain Grosjean (Lotus) und Sergio Perez (Sauber) zwei Überraschungskandidaten auf dem Podest. Im Gegensatz zu Vettel und Alonso brachen sie auf ihrer Einstopp-Strategie am Schluss nicht ein - auch weil sie erst deutlich später zum Boxenstopp gekommen waren.
Ungarn 2012
Podest: Lewis Hamilton (McLaren), Kimi Räikkönen (Lotus), Romain Grosjean (Lotus)
Nur vier Rennen später gab es bereits das nächste Podest, erneut mit Hamilton als Rennsieger und Grosjean, zu dem sich sein Lotus-Teamkollege Kimi Räikkönen gesellte.
Hamilton feierte in Budapest einen Start-Ziel-Sieg und geriet dabei lediglich von Räikkönen unter Druck, der in der Schlussphase die etwas frischeren Reifen hatte. Der "Iceman" hatte sich nach seinem Boxenstopp hart gegen Teamkollege Grosjean durchgesetzt, der Rang zwei bis dahin verteidigt hatte.
Lotus hatte an dem Tag einfach den besseren Job gemacht als Red Bull, die sich mit den Positionen vier (Vettel) und acht (Webber) begnügen mussten. Auch Ferrari kam nicht über die Positionen fünf (Alonso) und neun (Massa) hinaus.
Mercedes erlebte hingegen eines von vielen Tiefs in der Saison. Nico Rosberg holte sich als Zehnter gerade einmal einen Punkt, Michael Schumachers Rennen war von Pannen und Problemen durchzogen - am Ende stellte er sein Auto vorzeitig ab.
Italien 2020
Podest: Pierre Gasly (AlphaTauri), Carlos Sainz (McLaren), Lance Stroll (Racing Point)
Es war eines dieser verrückten Ergebnisse in der ungewöhnlichen Coronasaison 2020. Eigentlich hatte Mercedes die Saison, die erste im Juli in Spielberg begann, bis dahin dominiert, doch in Monza sollte alles anders kommen.
Eigentlich sah alles nach einem weiteren Mercedes-Triumph aus, denn Hamilton und Teamkollege Valtteri Bottas belegten wieder einmal die erste Startreihe. Doch während Bottas früh mit vermeintlichen Problemen zurückfiel, kontrollierte Hamilton das Geschehen an der Spitze zunächst. Doch ein Ausfall von Kevin Magnussen stellte den Rennverlauf auf den Kopf.
Weil der Haas neben der Boxeneinfahrt strandete, schloss die Rennleitung die Boxengasse. Hamilton übersah das jedoch und fuhr trotzdem zum Boxenstopp. Das brachte dem Weltmeister eine Zehn-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe ein, durch die er weit zurückfiel. Am Ende rettete er noch Rang sieben ins Ziel.
Red Bull und Ferrari blieben gänzlich ohne Punkte: Weil bei Sebastian Vettel die Bremsen versagten und Charles Leclerc in der Parabolica verunfallte, konnte die Scuderia früh zusammenpacken. Max Verstappen schied mit einem Motorschaden aus, Alexander Albon kam im zweiten Red Bull nur auf Rang 15.
So war der Weg frei für drei Außenseiter: Pierre Gasly profitierte vom Patzer Hamiltons und einem Fahrfehler von Lance Stroll und übernahm die Führung, die er trotz großem Druck von Carlos Sainz ins Ziel rettete - für den Franzosen war es bislang sein einziger Formel-1-Sieg.
Sachir 2020
Podest: Sergio Perez (Racing Point), Esteban Ocon (Renault), Lance Stroll (Racing Point)
Das verrückte Wochenende begann schon damit, dass Lewis Hamilton aufgrund einer COVID-19-Erkrankung ausfiel. Mercedes ersetzte ihn für ein Rennen durch George Russell, der von Williams losgeeist wurde, wo Jack Aitken einsprang.
Der Brite war auch der Star der Show: Im Qualifying musste er sich nur knapp Valtteri Bottas geschlagen geben, den er aber bereits am Start überholte. Dahinter kam es in Kurve 4 zu einer Kollision zwischen Charles Leclerc und dem späteren Rennsieger Sergio Perez, bei der auch Max Verstappen ausschied, der ausweichen wollte.
Während das Rennen für den Niederländer und für Leclerc beendet war, war Perez Letzter. Der Mexikaner kämpfte sich anschließend wieder nach vorne, der Sieg schien aber derweil an Russell zu gehen, bis Mercedes ein haarsträubender Fehler passierte.
Beim Boxenstopp packte man Russell aus Versehen die Vorderräder von Bottas drauf. Der Finne musste hinter ihm daraufhin eine halbe Minute in der Box warten, bis Mercedes das Missgeschick bemerkte und ihn wieder auf den gleichen Reifen rausschickte, auf denen er in die Box gekommen war.
Russell musste noch einmal zum Stopp kommen und seine eigenen neuen Reifen bekommen - dadurch lag er hinter Perez, Ocon und Stroll auf Rang vier. Doch Russell machte Druck, bis ihn ein Reifenschaden erneut an die Box zwang - er wurde am Ende Neunter, hinter Teamkollege Bottas.
Ganz vorne feierte Perez seinen ersten Formel-1-Sieg, obwohl er nach der ersten Runde noch Letzter war, und ebnete so die Fortsetzung seiner Karriere bei Red Bull, die ihn statt Albon verpflichteten, der nur auf Rang sechs ins Ziel gekommen war.