• 26. Juni 2025 · 11:05 Uhr

FIA veröffentlicht Richtlinien für Fahrmanöver und Strafen

Der Automobil-Weltverband (FIA) macht interne Dokumente öffentlich und zeigt die Hilfsmittel, mit denen die Sportkommissare ihre Urteile fällen

(Motorsport-Total.com) - Als Reaktion auf einige strittige Situationen in der Formel 1 hat der Automobil-Weltverband (FIA) vor dem Grand Prix von Österreich 2025 in Spielberg (alle Einheiten hier im Formel-1-Liveticker verfolgen!) zwei interne Dokumente veröffentlicht, die den FIA-Sportkommissaren als Orientierungshilfe bei der Bewertung von Zwischenfällen dienen.

Foto zur News: FIA veröffentlicht Richtlinien für Fahrmanöver und Strafen

Fotomontage: Ein FIA-Logo neben den veröffentlichten Dokumenten Zoom Download

Das erste Dokument beschäftigt sich über fünf Seiten hinweg mit den fahrerischen Standards in der Formel 1 und versteht sich ausdrücklich als "Richtlinie und nicht als Regel", so steht es über dem Text.

Behandelt werden Überholvorgänge auf der Innen- und Außenseite (mehr dazu in unserem Erklärartikel!), Tracklimits, das Aufhalten von anderen Fahrern, das Zurückgeben einer Position, der Spurwechsel auf Geraden und beim Anbremsen, das Zurückfahren auf die Strecke und das Verhalten hinter dem Safety-Car.

Das zweite Dokument gibt den Sportkommissaren auf 13 Seiten die passenden Strafmaße für bestimmte Verstöße an die Hand und unterscheidet dabei zwischen Vorfällen im Training, im Qualifying und im Rennen. So ist rasch ersichtlich, welche Konsequenz ein Zwischenfall haben kann und zum Beispiel wie viele Strafpunkte in solchen Fällen verhängt werden.

Aufgeführt sind neben organisatorischen Verstößen das Verlassen der Strecke, unnötig langsames und gefährliches Fahren, das Verursachen einer Kollision, das Abdrängen und Aufhalten von Gegnern, Spurwechsel in der Bremszone, Fehlverhalten bei bestimmten Flaggensignalen, Speeding in der Boxengasse, Safety-Car-Phasen, Unsafe-Release beim Boxenstopp und einiges mehr.

Warum die FIA diese Dokumente veröffentlicht

Mit der Veröffentlichung erhofft sich FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem mehr Verständnis für die Arbeit der FIA-Sportkommissare und sagt: "Die Sportkommissare übernehmen eine äußerst komplexe Aufgabe - nicht nur in der Formel 1, sondern in all unseren Meisterschaften - und sie tun dies ehrenamtlich, mit großer Leidenschaft und Hingabe. Dieses Engagement wird leider allzu oft mit überzogener und völlig unangebrachter Kritik bedacht."

"Um zu zeigen, mit welcher Sorgfalt sie ihre Arbeit ausführen, veröffentlichen wir die Richtlinien zu Strafen und Fahrstandards, die ihnen bei ihren Entscheidungen als Grundlage dienen. Dies wird den Fans und den Medienvertretern einen viel tieferen und genaueren Einblick geben, wie Entscheidungen in der Formel 1 getroffen werden."


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Neu sind Strafrichtlinien aber nicht: Laut bin Sulayem dienen sie bereits "seit fast einem Jahrzehnt als zentrales Arbeitsmittel" für die Sportkommissare. 2022 kamen die damals festgelegten "und kontinuierlich aktualisieren" Fahrstandards-Richtlinien dazu - unter Einbeziehung der "wichtigsten Stimmen, nämlich die der Fahrer", wie bin Sulayem betont. Daraus ergebe sich eine "echte Referenz für bestimmte Rennsituationen".

Die FIA setzt außerdem auf einen Abstrahleffekt auf die Nachwuchsklassen und hält schriftlich fest, dass es "von zentraler Bedeutung" sei, "dass junge Fahrer in den unteren Kategorien denselben Standards unterliegen, die auch gelten werden, wenn sie schließlich in die höchsten Klassen des Sports aufsteigen". Die Formel 1 nimmt hier also eine Vorbildfunktion ein.

Warum die Veröffentlichung für Diskussionen sorgen könnte

Womöglich birgt die Veröffentlichung der Dokumente jedoch neuen Diskussionsstoff. Denn mit Blick auf die Kollision zwischen Max Verstappen und George Russell in Spanien deutet ein Eintrag auf Seite 3 der Strafrichtlinien an: Wäre Verstappen gemäß dem Vorschlag für das "Verursachen einer Kollision mit offenkundiger Absicht oder grober Fahrlässigkeit" bestraft worden, er hätte sich sofort eine Rennsperre eingefangen.

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Die Richtlinien sehen dafür nämlich eine zehnsekündige Stop-and-Go-Strafe vor oder "eine Zeitstrafe über mehr als 30 Sekunden" sowie - und das ist entscheidend - vier Strafpunkte auf die Formel-1-Superlizenz des Fahrers. Damit hätte Verstappen die Schwelle von zwölf Strafpunkten innerhalb der zurückliegenden zwölf Monate erreicht und wäre automatisch für Montreal gesperrt worden.

Tatsächlich haben die Sportkommissare den Zwischenfall milder sanktioniert: Verstappen kam mit einer Zehn-Sekunden-Zeitstrafe und drei Strafpunkten davon, womit er bei elf Strafpunkten und damit knapp unterhalb der Schwelle von zwölf Strafpunkten verblieb.

Sofern sich Verstappen in Österreich schadlos hält, entspannt sich die Situation wieder: Am 30. Juni verfallen zwei Strafpunkte, sodass Verstappen dann auf neun Strafpunkte zurückfällt. (Mehr dazu in der Strafpunkte-Übersicht!)

Was die Fahrergewerkschaft zu sagen hat

Ungeachtet dieser Verstappen-Diskussion zeigt sich George Russell als ein Direktor der Formel-1-Fahrergewerkschaft (GPDA) angetan von der neuen Transparenz des Weltverbands: Das sei ein "wichtiges Thema" und die Veröffentlichung ein "nützlicher Schritt".

"Hoffentlich wird es dem Sport zugutekommen, wenn Medien und Fans ein besseres Verständnis der Spielregeln beim Rennen auf der Strecke erhalten und nachvollziehen können, wie die Rennkommissare zu ihren Entscheidungen kommen."

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