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GP Großbritannien
Silverstone-Sonntag in der Analyse: Hat McLaren den Sieg verschenkt?
F1-Liveticker zum Nachlesen: +++ Wolff: Dieses Mal ein "ehrlicher" Sieg +++ Leclerc: Wieder ein "Wochenende zum Vergessen" +++ Hat McLaren den Sieg verschenkt? +++
Vasseur: Keine Kritik an Entscheidung
Der Teamchef kritisiert die Entscheidung, Leclerc zu früh auf die Intermediates gesetzt zu haben, nicht. Er gesteht zwar: "Es ist klar, dass es nicht die richtige Entscheidung war." Doch es sei die einzige Möglichkeit gewesen, noch einmal ganz vorne ranzukommen.
Letztendlich habe man die Entscheidung gemeinsam getroffen, betont er. Deswegen sei er auch nicht sauer, "denn in derselben Runde kamen Hamilton und Russell in Kurve 1 von der Strecke ab, ein anderes Auto in Kurve 15."
Vasseur betont, es hätte auch "eine sehr gute Entscheidung" sein können, die Leclerc zurück ins Spiel gebracht hätte. Deswegen habe man auch nur ihn hereingeholt und nicht Teamkollege Sainz.
Denn der Spanier hatte sowieso noch Kontakt zur Spitzengruppe, und in so einem Fall müsse man auch nicht so ein Risiko eingehen, erklärt Vasseur. Bei Leclerc hingegen zockte man - und verlor letztendlich.
Marko: Hätten noch zwei Runden gebraucht
Auf die Frage, ob P2 heute das Maximum gewesen sei, antwortet Helmut Marko im ORF: "Nein, würde ich nicht sagen. Wir haben Probleme im ersten Stint gehabt, eigentlich unerwartet sehr starkes Graining."
"Vor allem, wie es dann feucht war, das sind ja normal die idealen Bedingungen für Max, aber da hat er am meisten verloren. Dann war es ein sehr guter Call von der Strategie auf die Intermediates", lobt Marko.
"Da waren wir dann wieder im Rennen drinnen und zum Schluss auf Hard zu gehen war auch die richtige Entscheidung. Da haben uns zwei Runden gefehlt, aber das war wieder Hamiltons Stärke", betont er.
"Seine Reifen haben schon leicht angefangen zu grainen, das sehen wir ja. Und wir dachten, es geht sich aus, aber da sieht man, welch Meister er ist, der ein Rennen lesen kann und der die Reifen also genauso fordert, dass sie nicht einbrechen", so Marko.
Sein Fazit daher: "Zwei Runden mehr und dann hätte es gepasst ..."
Stella: Fahrer trifft keine Schuld
Während Norris mit sich selbst hart ins Gericht geht, betont Teamchef Andrea Stella bei Sky: "Sowohl bei Oscar als auch bei Lando hätte es eine Entscheidung des Kommandostands sein sollen."
"Wir nehmen die Verantwortung auf uns. Die Fahrer haben schon viel zu tun, das Auto unter diesen Bedingungen auf der Strecke zu halten. Der Kommandostand hat mehr Informationen", erinnert er.
"Es liegt an uns, diese Entscheidung zu treffen. Ein bittersüßer Tag, weil wir wissen, dass wir das Rennen hätten gewinnen können", so Stella. Denn auch bei Piastri machte man ja beim ersten Stopp einen Fehler.
"Wir müssen anerkennen, dass wir mit der zusätzlichen Runde bei Oscar eine Menge Zeit verloren haben, bevor wir auf die Intermediates sind. Wir wollten keine Zeit durch einen Doppelstopp verlieren", erklärt er.
"Aber rückblickend betrachtet wäre es das Richtige gewesen. Die zweite Entscheidung war, dass wir mit Lando auf Medium-Reifen hätten gehen sollen, anstatt zu versuchen, das Gleiche wie Lewis zu machen", so Stella.
Hinterher sei es aber natürlich immer "leicht", über solche Fehler zu sprechen.
Warum funktionierte der Soft bei Norris nicht?
Diese Frage bleibt natürlich, denn auch auch der Brite selbst erinnert daran, dass Hamilton das Rennen auf der gleichen Mischung gewann. "Es war nicht [grundsätzlich] die falsche Entscheidung", stellt er daher klar.
"Aber wir waren als Team einfach schrecklich auf Softreifen", betont er und erklärt, dass dieser "einfach aufgrund der Balance des Autos und wie es funktioniert" nicht gepasst habe.
"Wir waren immer schlecht auf dieser Art Reifen, und Mercedes war immer gut. Ich hatte im Grunde keine Chance, sie zu schlagen. Ich hatte erwartet, vor dem Mercedes rauszukommen, aber das bin ich nicht", so Norris.
Denn er habe den Soft nur genommen, "weil Lewis darauf gegangen ist", gesteht er. "Aber selbst wenn ich vor ihm rausgekommen wäre, hätte ich das Rennen nicht gewonnen, weil wir zu langsam waren", so Norris.
Schumacher: "Lernprozess" bei McLaren
Experte Ralf Schumacher sagt über die erneute McLaren-Fehlentscheidung bei Sky übrigens: "Das gehört dazu, das ist ein Lernprozess." Fahrer und Team müssten sich in so einem Fall "gegenseitig helfen", so Schumacher.
"Das, was das Team machen sollte, ist, Informationen geben: Was ist passiert? Da ist schon einer herausgegangen früher, der macht das und das mit dem Reifen. Und dann kann man als Fahrer die Entscheidung treffen", erklärt er.
"Lando Norris ist noch nicht so weit. Das kann aber auch an der Struktur liegen. Das kann daran liegen, dass sein Ingenieur nicht stark genug ist. Das ist immer eine ganz wichtige Bezugsperson", betont er.
"Und das Team ist noch sehr jung und ich finde, [Andrea] Stella, der sonst immer sehr höflich ist, kann man anmerken, dass er sich jetzt geärgert hat über sich selbst, über zwei Fehlentscheidungen und daran wachsen will", so Schumacher.
Norris: Entscheidend war die Reifenwahl
Der Brite ärgert sich gar nicht so sehr darüber, eine Runde später als Hamilton zum Stopp gekommen zu sein. "Selbst wenn ich in der perfekten Runde an die Box gekommen wäre, war unsere Entscheidung, auf den Soft zu gehen, die falsche", betont er.
"Ich denke, dass Lewis auch so gewonnen hätte. Zwei Entscheidungen von uns haben uns heute alles gekostet. Das ist vor allem hier ziemlich enttäuschend", sagt der Brite nach seinem Heimrennen.
Letztendlich habe man den Sieg "beim letzten Stopp weggeworfen", ärgert er sich und betont: "Es ist frustrierend, wenn wir schon ein paar Mal etwas weggeworfen haben, das eigentlich uns gehört hätte."
Denn es war nicht die erste falsche Entscheidung.
Perez: Haben die Reifen "komplett verbrannt"
Der Mexikaner erlebte das gleiche verkorkste Rennen wie Leclerc und berichtet: "Wir haben ein bisschen zu früh gepokert und waren wahrscheinlich sieben Runden lang draußen, haben den Intermediate komplett verbrannt und als dann der Regen kam, war kein Reifen mehr da."
Dann habe er noch einmal frische Reifen gebraucht und sei auch schon überrundet worden. "Gleichzeitig mussten wir wohl bei der Situation, in der wir uns befanden, ein Risiko eingehen", betont er auch. Denn man habe eigentlich noch Punkte holen wollen.
"Wir haben gezockt, aber wir hatten heute überhaupt kein Glück", winkt er ab. Für Perez war es die dritte Nullnummer in den vergangenen fünf Rennen, dazu kommen ein siebter und ein achter Platz. Ziemlich mager ...
Leclerc: Wieder ein "Wochenende zum Vergessen"
Der Monegasse zählte auch heute wieder zu den Verlierern. Anders als Hülkenberg hatte er einen tollen Start, vergab aber alle Chancen auf Punkte mit einem viel zu frühen Stopp auf die Intermediates.
"Es hat in Kurve 15 stark geregnet", berichtet er. Und das Team habe ihm gesagt, dass der Regen noch heftiger werden würde. Daher kam er rein, doch das sei natürlich rückblickend die falsche Entscheidung gewesen.
"Der Regen kam acht oder neun Runden später", zuckt er die Schultern und erklärt: "Das war natürlich das Ende unseres Rennens." Letztendlich sei es erneut "sehr frustrierend" und "ein weiteres Wochenende zum Vergessen" gewesen.
Und davon habe er aktuell zu viele, betont auch er selbst. "Seit vier Rennen ist es schlimmer als ein Alptraum. Ich hoffe, wir können bald wieder zurückkommen", so Leclerc.