• 01. November 2023 · 16:11 Uhr

Darum ist Williams beim F1-Nachwuchs auf dem richtigen Weg

Formel-3-Pilot Zak O'Sullivan darf in Abu Dhabi das erste Training für Williams bestreiten - Eine Analyse des Nachwuchsprogramms mit James Vowles

(Motorsport-Total.com) - Williams hat eine lange Tradition in der Förderung neuer Talente, und das Vertrauen des Teams in seine aktuellen Talente wird sich Ende des Monats in Abu Dhabi zeigen. Formel-3-Pilot Zak O'Sullivan wird im ersten Training den FW45 pilotieren dürfen, während sich Franco Colapinto die Aufgaben mit seinem Formel-3-Kollegen beim Young-Driver-Test in der Woche darauf teilen wird.

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Zak O'Sullivan darf in Abu Dhabi das Training für Williams bestreiten Zoom Download

Teamgründer Frank Williams hatte schon immer eine Schwäche für Rookies. Die Liste derer, die für das Team ihr Formel-1-Debüt gaben, umfasst David Coulthard, Jacques Villeneuve, Jenson Button, Juan Pablo Montoya, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Pastor Maldonado, Valtteri Bottas, Lance Stroll oder George Russell.

Die Williams Driver Academy wurde gegründet, um den Prozess der Nachwuchsförderung etwas formeller zu gestalten, und war der Weg, der Nicholas Latifi und Logan Sargeant in die Formel 1 führte.

Als James Vowles Anfang dieses Jahres als Teamchef an Bord kam, konnte das Programm nur noch stärker werden: Bei Mercedes war die Nachwuchsförderung eine seiner Hauptaufgaben. Daher kennt er sich in den Nachwuchsklassen gut aus und verfügt über ein Netzwerk an Kontakten zu anderen Teams und Managern.

Williams verfügt nun über einen Kader, der es vom Potenzial her mit Mercedes, Red Bull, Ferrari und anderen Teams aufnehmen kann.

"Zunächst einmal ist es für Williams und auch für mich sehr wichtig, in unser Nachwuchsprogramm zu investieren", sagt Vowles gegenüber der globalen Sprachausgabe von Motorsport.com. "Wir haben ein aktives Nachwuchsprogramm, und ich denke, Williams war in den vergangenen 20 Jahren immer sehr gut darin, junge Fahrer durch das Programm zu bringen."

"Und natürlich bin ich vor ein paar Jahren direkt über George hierher gekommen. Und die Ergebnisse können wirklich sehr, sehr positiv sein."

Andere Optionen für Training denkbar

In diesem Jahr hatte Williams vier Fahrer in der Formel 3: neben O'Sullivan und Colapinto noch Luke Browning und Oliver Gray. Vor allem die beiden Erstgenannten stachen hervor, denn beide gewannen Rennen und belegten in der Meisterschaft die Plätze zwei und vier.

Der Sprung von der Formel 3 in die Formel 1 ist selbst für einen Fahrer, der nur im Training antritt, ein großer, und es war nicht sicher, ob einer der beiden die für Abu Dhabi erforderliche Superlizenz erhalten würde.

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Franco Colapinto darf beim Young-Driver-Test ran Zoom Download

"Es gab Optionen, andere Fahrer einzusetzen, die nicht im Programm waren", sagt Vowles. "Aber wir haben uns darauf konzentriert, unsere eigenen Fahrer ins Auto zu setzen und keine anderen, denn das ist unsere Investition."

"Was Zak selbst betrifft, so kommt er zwar aus der Formel 3, ist aber schon ein Formel-1-Auto gefahren. Er hat den BRDC-Autosport-Award gewonnen und ein gutes Ergebnis erzielt. Und um an dieser Veranstaltung teilnehmen zu können, muss man etwa 300 Kilometer in einem Formel-1-Auto gefahren sein. Es war aber kein Williams, sondern ein Alpine."

Williams muss Tests kaufen

2016 investierte Lawrence Stroll enorme Ressourcen in ein Testprogramm mit einem alten Williams, bei dem sein Sohn Lance auf einer Vielzahl von Rennstrecken auf der ganzen Welt fuhr und viele Testkilometer zurücklegte.

In letzter Zeit war der Rennstall nicht mehr in der Lage, ein zwei Jahre altes Auto für Tests mit jungen Fahrern zu halten, aber Alpine sieht darin ein nützliches kommerzielles Projekt.

Das Auto wird oft an Dritte vermietet, sei es an Formel-2-Fahrer mit viel Geld, aber wenig Chancen auf einen Testplatz oder an rivalisierende Teams wie Williams, die Kilometergeld bezahlen müssen.

"Ja, es ist eine sehr seltsame Situation", gibt Vowles zu. "Sie rührt daher, dass Williams viele Jahre lang sehr darauf bedacht war, einfach nur ein Auto zu haben, und nicht auf das, was ich als 'nice to have' bezeichnen würde."

"Und ein Testteam zu haben, ist 'nice to have'. Alpine ist sehr entgegenkommend. Wir arbeiten schon seit einiger Zeit mit ihnen zusammen."

Will Williams also in Zukunft sein eigenes Ding machen?


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"Das ist auf meinem Radar", sagt Vowles. "Ich mache mir keine Sorgen über die finanzielle Seite, es ist nur so, dass ein Formel-1-Team nur begrenzte Kapazitäten hat. Und ein schnelles Auto zu bauen, ist natürlich mein Hauptziel."

"Es ist also definitiv auf meinem Radar, aber es gibt keine bestätigten Pläne, in den nächsten Jahren etwas zu tun", sagt er.

Der Nachteil, wenn man seinen Fahrer in ein fremdes Auto setzt, ist, dass man nicht so viele Informationen erhält, wie wenn er sein eigenes Auto fahren würde.

Positives Feedback von Alpine

Im Fall von O'Sullivan ging es mehr darum, die notwendigen Kilometer zu fahren, als ihn zu bewerten - Williams weiß, wie gut er ist. Dennoch war es ermutigend, dass die Berichte, die von Alpine zurückkamen, positiv waren.

"Was das Feedback betrifft, so haben wir natürlich keinen Zugang zu den Daten, und es wäre auch falsch, wenn wir Zugang dazu hätten", sagt Vowles. "Aber wir haben sehr, sehr vernünftige Renningenieure, die nicht unsere eigenen sind, die das Projekt leiten und wirklich detailliertes Feedback geben. Die haben keine politischen Spielchen im Kopf."

"Ihre Aufgabe ist es, zu sagen: Hier ist er stark, hier ist er schwach. Seine Stärken sind die enorme mentale Fähigkeit, mit dem umzugehen, was gerade passiert, die Fähigkeit, sich im Laufe des Tages aggressiv zu steigern, die Fähigkeit, alle Kilometerziele zu erreichen, die Fitness auf dem richtigen Niveau zu haben - all die Ziele, die man von einem Fahrer erwartet, bevor er ins Auto steigt".

Es ist offensichtlich, dass der 18-Jährige bereits alle Voraussetzungen mitbringt: "Das tut er auf jeden Fall", sagt Vowles. "Den Autosport-BRDC-Award zu gewinnen, ist eine ziemliche Herausforderung."

"Und wir haben zwei davon in unserem Programm, einer ist Luke, der andere Zak. Das ist ungewöhnlich. Es ist nicht so, dass ich dorthin (zu den Autosport-Awards; Anm. d. Red.) fahre, um sie zu jagen! Aber es ist ein sehr guter Test, um zu sehen, wer auf dem richtigen Level ist und wer nicht."

Nächster Schritt heißt Formel 2

"Zudem wurde er Zweiter in einer sehr harten Formel-3-Saison, in der das Glück in die eine oder andere Richtung hätte ausschlagen können. Und er hatte in der Mitte des Jahres mit einigen Problemen zu kämpfen. Deshalb verdient er den Aufstieg in die nächsthöhere Klasse", so Vowles.

Bei Prema bleiben konnte er aber nicht, da diese mit Kimi Antonelli und Oliver Bearman schon besetzt sind. Stattdessen tritt er in die Fußstapfen von Lewis Hamilton, Rosberg, Hülkenberg und vielen anderen und wechselt zu ART - einem weiteren Team, das sich bei der Vorbereitung junger Fahrer auf die Formel 1 bewährt hat.

"Der nächste Schritt wird schwierig", sagt Vowles. "Die Formel 2 ist ein völlig anderes Umfeld als alles andere. 2024 wird es ein neues Auto geben, und das wird auf seine Weise interessant."

"Unabhängig von der Formel 2 hat seine Zeit in der Formel 3 gezeigt, dass er mit den Ereignissen um ihn herum umgehen und um Siege kämpfen kann", so der Briten.

"Einige davon waren natürlich Sprintsiege, aber er war trotzdem da. Ich glaube, er hatte genauso viele Poles. Man kann Maßstäbe anlegen, um zu sagen: Ist er ein starker Fahrer? Und dafür gibt es genug Beweise."

Colapinto: Formel-2-Debüt in Abu Dhabi

Colapinto wird zwar nicht das erste Training in Abu Dhabi bestreiten, dennoch steigt auch der Argentinier auf: Er wird an dem Wochenende sein Formel-2-Debüt für MP Motorsport geben, bevor er 2024 eine komplette Saison für das Team bestreiten wird.

Wenn er also auf die Strecke geht, um seine Testkilometer als Nachwuchsfahrer zu absolvieren, wird er sich zumindest schon auskennen.

"Der Rookie-Test am Ende des Jahres ist eine wirklich gute Gelegenheit, die Leistung der Fahrer zu beurteilen", sagt Vowles. "Und mit Zak werden wir natürlich mehr Fahrzeit haben, da er im Training sowieso für eine Stunde oder so im Auto sein wird. Und Franco wird ein bisschen im Nachteil sein."

"Aber wie dem auch sei, für beide geht es nicht um Rundenzeiten. Es geht darum, wie sie sich unter diesem Druck und in dieser Situation schlagen", sagt er. "Und der Rookie-Tag ist eine wirklich gute Gelegenheit, einfach 200 Kilometer zu fahren und sich daran zu gewöhnen, wie ein Formel-1-Auto funktioniert. Und auf den ersten 200 Kilometern ist man überwältigt, was das Auto alles kann."

Weitere Talente kommen

Für das Williams-Programm gab es zuletzt einen netten Bonus, als Browning kürzlich seine erste Fahrt in einem Formel-1-Auto absolvierte - und es hatte nichts mit dem Team aus Grove zu tun: Als Teil seiner Autosport-Prämie durfte er in Silverstone einen Aston Martin AMR21 testen und schlug sich gut.

"Ich habe einige Rückmeldungen von verschiedenen Leuten bekommen", sagt Vowles. "Er hat das Programm sehr gut absolviert. Ich glaube, sie waren unglaublich zufrieden mit ihm, wenn man bedenkt, dass er noch nie in diesem Auto gesessen hat."

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James Vowles hat den Nachwuchs bei Williams im Blick Zoom Download

"Soweit ich weiß, gab es an diesem Tag keinen anderen Fahrer. Die Referenz sind also Zeiten von vor einem Jahr. Aber wenn das so weit weg ist, wird es schwierig", meint er weiter. "Aber er hat sich sehr gut geschlagen, und Aston war sehr, sehr zufrieden und hat uns gratuliert. Das gibt uns schon einen guten Anhaltspunkt."

Die gute Nachricht für Williams ist, dass sich bereits andere Fahrer durch die Reihen kämpfen, die alle aus dem Kartsport kommen: "Der Nächste ist offensichtlich Sasha Bondarev, der bald in die Formel 4 aufsteigen wird", sagt Vowles.

"Man sieht, wir füllen das Programm auf verschiedenen Ebenen auf. Und in den kommenden Monaten wird es möglicherweise noch einige weitere Ankündigungen geben, da wir nach weiteren Talenten Ausschau halten."

"Aber wir haben keine Eile", betont er. "Ich denke, dass wir in der Königsklasse eine wirklich gute Pipeline an Talenten haben, und dass wir diese Pipeline jetzt eher im Kartsport füllen müssen."

F1-Academy keine lästige Pflicht

Wie andere Formel-1-Teams muss auch Williams einen Fahrer finden, der das Team im nächsten Jahr in der F1-Academy-Serie vertritt. Mit der Unterstützung von Susie Wolff und zuletzt Jamie Chadwick hat das Team mehr als die meisten anderen getan, um die Sache weiblicher Rennfahrer zu fördern.

"Das ist noch nicht das Ende", sagt Vowles."Wir werden diese Entscheidung nicht überstürzen. Es ist keine Investition für ein Jahr. Ich möchte sicherstellen, dass wir richtig in diese Person investieren, um ihr die besten Chancen zu geben."

Allerdings gefällt Vowles das Wort "müssen" dabei nicht: "Aber eigentlich war es schon auf meinem Radar, um sicherzustellen, dass wir in weibliche Fahrer investieren. Es ist nur eine kleine Korrektur, aber eine sehr wichtige."

"Ich vermute, dass es Teams gibt, die sich dadurch behindert fühlen, bei mir ist es umgekehrt", sagt er. "Ich denke, wir haben die Pflicht und die Verantwortung, das zu tun."

Vowles überzeugt: O'Sullivan der Richtige

In der Zwischenzeit liegt der Fokus darauf, wie O'Sullivan in Abu Dhabi abschneidet, und Vowles ist zuversichtlich, dass er glänzen wird: "Wenn man auf seine Saison schaut und wie er als Mensch ist, dann ist er ein sehr intelligenter Fahrer, der weiß, wie man das Beste aus einem Auto herausholt", sagt er. "Er weiß, dass er nicht hier ist, um eine Rundenzeit zu setzen."

"Er ist hier, um Erfahrung zu sammeln. Und ich denke, dass er ein unglaublich fähiger Fahrer ist und diese Möglichkeit in Abu Dhabi verdient. Das ist die Reise, auf der wir uns befinden. Wir haben uns die Zeit genommen, um sicherzustellen, dass wir die richtige Wahl treffen."

"Aber ich bin sehr zuversichtlich dass Zak mit seinen Punkten und seiner Erfahrung der richtige Fahrer für das Training ist."

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