• 19. September 2023 · 12:01 Uhr

Analyse: Warum Singapur die Topteams der Formel 1 aus dem Takt bringt

Red Bulls Siegesserie ist in Singapur gerissen, dabei ist es nicht das erste Topteam, das sich auf dem Straßenkurs schwertut - Was für einen Ausrutscher spricht

(Motorsport-Total.com) - Red Bulls perfekter Formel-1-Siegrekord für das Jahr 2023 wurde beim Grand Prix von Singapur am vergangenen Wochenende beendet, als Ferrari-Pilot Carlos Sainz das Geschehen gekonnt kontrollierte und gewann.

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Red Bull musste in Singapur Schadensbegrenzung bestreiben Zoom Download

Schon als die RB19 am Freitag zum FT1 ausrollten, wurde schnell klar, dass die Autos aus ihrem bis dahin sehr breiten Betriebsfenster herausgefallen waren. Max Verstappen bezeichnete seinen Boliden gar als "unfahrbar", da ihm beim Anbremsen das Vertrauen fehlte und er in den Kurven die Balance verlor.

Da Red Bull angreifbar wie nie schien, wurden bald Vergleiche mit dem Grand Prix von Singapur im Jahr 2015 gezogen, als der Stadtkurs der damals dominierenden Kraft Mercedes einen Dämpfer versetzte. Nachdem das Team zehn der ersten zwölf Rennen gewonnen hatte, verließ es die Marina Bay seinerzeit mit einem vierten Platz von Nico Rosberg. Lewis Hamilton war ausgeschieden.

Mercedes konnte sich seine mangelnde Wettbewerbsfähigkeit an diesem Wochenende nicht endgültig erklären. Hamilton wurde Opfer eines Ladedruckproblems, aber schon vorher hatten beide W06 Probleme, Reifentemperatur zu erzeugen.

Von den verbleibenden sechs Rennen der Saison erzielten die Silberpfeile in fünf davon einen Doppelsieg. Singapur erwies sich also als ein bizarrer Ausreißer nach unten.

Rosberg meinte, die Probleme seien streckenspezifisch. Dasselbe vermutet man auch im Falle von Red Bull, zumal Teamchef Christian Horner darauf beharrt, dass zwei technische Richtlinien (kurz TD) der FIA, die Flexi-Flügel und Flexi-Böden einschränken, keine Auswirkungen auf seine Autos gehabt hätten.

Horner: Technische Richtlinien nicht ursächlich

Auf die Frage nach einer Erklärung für das magere Abschneiden im Qualifying, als Verstappen nur Elfter und Sergio Perez 13. wurde, sagte Horner: "Es hängt alles mit der Technik zusammen. Leider gibt es in diesem Geschäft keine Allheilmittel."

"Ich weiß, dass jeder gerne dem TD die Schuld geben würde, aber leider können wir nicht einmal das tun. Es hat nicht ein einziges Bauteil an unserem Auto verändert... Null."


So schlecht war Red Bull seit 2018 nicht mehr!

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Max Verstappen und Sergio Perez schon in Q2 ausgeschieden. Was steckt hinter der Red-Bull-Schlappe in Singapur? Weitere Formel-1-Videos

Vielmehr war es die Ausnahmesituation in Singapur, die zu den Problemen führte. Der RB19 hat sich bisher als so stark erwiesen, weil er eine berechenbare aerodynamische Basis besitzt. Das trägt zu einem konstanten Verhalten in verschiedenen Kurvenprofilen bei. Das Auto kann bei hohen Geschwindigkeiten niedrig gefahren werden, um die Bodeneffekte zu maximieren, die den Abtrieb erzeugen.

Um jedoch mit dem holprigen Stadtkurs von Singapur, dessen erster Sektor neu asphaltiert wurde, und seinen hohen Randsteinen zurechtzukommen, mussten die Autos angehoben werden. Es wird davon ausgegangen, dass die Kompensation dieser Extreme den RB19 aus seinem breiten Betriebsfenster herausgehoben hat.

Das deckt sich mit der Tatsache, dass Verstappen und Perez beim Grand Prix Belgien in diesem Jahr in Eau Rouge etwas zurückstecken mussten, um ein zu starkes Aufsetzen ihres Autos zu vermeiden. Es leidet vor allem auf unebeneren Strecken.

Red Bull hielt sich zu seinen Problemen in Singapur bedeckt. Chefingenieur Paul Monaghan verwies auf "inhärente Probleme" mit dem Chassis. Aber Dan Fallows, ehemaliger Aerodynamikchef bei Red Bull, äußert eine Vermutung.

Was Singapur zur Herausforderung macht

"Es ist eine Strecke, auf der man einen ganz eigenen Kurvenstil hat. Und selbst mit den Änderungen in diesem Jahr, bei denen wir zwei der Schikanen abgeschafft haben, gibt es immer noch viele Kurven, die recht kurz sind", so der Brite.

"Die Strecke ist stellenweise recht holprig und auch das Überfahren der Randsteine ist bei diesen Autos sehr wichtig. Deshalb muss man sie auch etwas höher fahren als auf anderen Strecken. Das war in der Vergangenheit für einige Autos eine ganz besondere Herausforderung. Red Bull ist das offensichtlichste Beispiel dafür."


F1: Grand Prix von Singapur 2023 - Sonntag

Für 2023 diente auch eine überarbeitete Streckenkonfiguration dazu, die etablierte Reihenfolge umzuwerfen. Durch die Beseitigung der Schikanen in den Kurven 16 bis 19 wurden wichtige Traktionszonen eliminiert, was vor allem Ferrari entgegenkam. So wurden ihre Defizite beim Reifenabbau gemildert, auch wenn das Team seit der Sommerpause in diesem Bereich Fortschritte gemacht hat.

Singapur hat auch Aston Martin bestraft. Zwar war das Team schon in Silverstone im Entwicklungsrennen zurückgefallen, was einige mit der Verschärfung der Vorschriften für Flexiteile in Verbindung brachten. Doch das Rennen in Singapur verlief für Fernando Alonso, der Platz 15 belegte, schlimmer als erwartet.

Auf dem letzten Straßenkurs in Monaco hatte Alonso noch um Poleposition und Sieg gekämpft. Doch beim nächsten Stopp auf einem Straßenkurs schien das Auto verloren.

Wolff sicher: In Suzuka wieder alte Hackordnung

Im Gegensatz zu Aston konnte Red Bull seine Probleme im Laufe des Wochenendes jedoch ein Stück weit beheben. Kniffe beim Reifendruck und der Flügelabstimmung halfen im Rennen erheblich. Verstappen (am Ende Fünfter) und Perez (Achter) lagen mit ihrem Renntempo nur hinter den Mercedes-Piloten, die durch den Wechsel auf frische Medium-Reifen im letzten Stint begünstigt wurden.

Daher sind die Rivalen überzeugt, dass Singapur für Red Bull nur ein Ausrutscher war - so wie für Mercedes vor acht Jahren. Toto Wolff sagt: "Wenn man Red Bull fragt, warum sie es nicht richtig hinbekommen haben, dann wissen sie es sicher nicht. Es liegt an den Bodeneffekt-Autos. Sie sind sehr schwierig abzustimmen."

"Man fällt leicht aus dem Leistungsfenster heraus. Das ist uns öfter passiert, als dass wir es richtig hinbekommen haben. Und Singapur als Strecke ist immer ein Ausreißer gewesen. Nur weil sie hier Probleme hatten, heißt das nicht, dass auf einer konventionellen Strecke wie Suzuka nicht wieder die normale Hackordnung gilt."

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