• 04. Mai 2023 · 10:14 Uhr

Verhältnis zu Mintzlaff geklärt: So läuft der Umbruch bei Red Bull

Bei AlphaTauri wird umgebaut, bei Red Bull bleibt alles beim Alten: Oliver Mintzlaff lässt Marko & Horner offenbar weiterhin frei schalten und walten

(Motorsport-Total.com) - Eine neue Doppelspitze bei AlphaTauri, immer wieder Gerüchte über das angeblich angespannte Verhältnis zwischen Helmut Marko und Konzernchef Oliver Mintzlaff: Rund um das Formel-1-Programm von Red Bull wurde in den vergangenen Wochen viel geschrieben, was von manchen als Beginn eines Umbruchs interpretiert wurde. Dabei scheint sich die Situation hinter den Kulissen gerade zu beruhigen.

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Alphatiere unter sich: Oliver Mintzlaff, Max Verstappen, Helmut Marko Zoom Download

Einige Beobachter hatten den Eindruck, dass Mintzlaff nach dem Tod von Dietrich Mateschitz als dessen Nachfolger keinen Stein auf dem anderen lassen würde. Marko deutete in kleinen Sticheleien über die Medien an, dass die operative Leitung des Formel-1-Programms Schwierigkeiten hat, sich mit dem neuen Chef zu arrangieren.

Jetzt ließ Marko in einem Interview mit dem 'ORF' durchblicken, dass zwar medial "viel hineininterpretiert" wurde, lässt aber gleichzeitig anklingen, dass es zu Beginn sehr wohl ein wenig geknirscht habe zwischen ihm und Teamchef Christian Horner auf der einen und Mintzlaff auf der anderen Seite.

"Nach Ende der Saison ist mir der Verlust eines einmaligen Menschen (Mateschitz; Anm. d. Red.), der für viele, aber vor allem für die Formel 1 so viel getan hat, erst so richtig bewusst geworden", sagt er. "Dann kam das neue Management. Es ist logisch, dass die ihre eigenen Ideen hatten."

Marko: Verhältnis zu Mintzlaff jetzt besser

Doch seither habe es mehrere Gespräche gegeben, "und wir können uns nicht beschweren. Es ist uns innerhalb dieser kurzen Zeit gelungen, die Struktur von AlphaTauri für die Zukunft sehr gut aufzustellen. Und wir haben vom neuen Management vier Gebäude in Milton Keynes bewilligt bekommen, wo wir unseren neuen Windkanal platzieren können. Wir werden einen neuen State-of-the-Art-Campus haben."

"Es hat sich de facto nichts geändert. Außer dass das Reporting in eine andere Linie geht und mit anderen Personen. Da wird viel hineininterpretiert. Aber mit jedem Gespräch, das ich mit Oliver Mintzlaff habe, wird die Situation konstruktiver und positiver", unterstreicht Marko.

Tost: Rücktritt war mit Mateschitz besprochen

Auch der Abgang von Franz Tost habe nichts damit zu tun, dass Mintzlaff bei AlphaTauri aufräumen möchte. Zwar ist es ein offenes Geheimnis, dass die Konzernspitze in Fuschl mit der sportlichen und wirtschaftlichen Performance von AlphaTauri nicht zufrieden ist. Doch Tost hatte seinen Rücktritt eigenen Angaben nach bereits zu Mateschitz' Lebzeiten angekündigt.

"Das war meine Entscheidung", bestätigt Tost. "Angefangen hat es vor zwei Jahren, und ich hatte das schon mit Dietrich Mateschitz besprochen. Ich bin jetzt 67. Als ich noch jünger war, habe ich immer gesagt, dass ich keiner von denen sein möchte, die an ihrem Sitz kleben. Irgendwann sollen Jüngere übernehmen, die kreativ und motiviert sind. Ich bin fast 70. Es ist an der Zeit, es sein zu lassen."

Bei AlphaTauri in Faenza bleibt kein Stein auf dem anderen. Laurent Mekies, derzeit Sportdirektor bei Ferrari und ein ehemaliger Toro-Rosso-Mitarbeiter, wird von Tost als Teamchef übernehmen. Peter Bayer, der ehemalige FIA-Generalsekretär, wird Geschäftsführer. Und mit Lars Stegelmann wurde erst kürzlich ein neuer Mann akquiriert, der dem Team neue Sponsoren beschaffen soll.

Den Abschied von Tost habe man in einem "einvernehmlichen Gespräch" am Hangar-7 beschlossen. Dabei anwesend waren dem Vernehmen nach Tost selbst, Mintzlaff und Marko. Markos Position als Motorsportkonsulent war dabei übrigens kein Thema. Der 80-Jährige will nicht aufhören - und offenbar will Mintzlaff ihn auch nicht loswerden.

Tauziehen im Mekies zwischen AlphaTauri und Ferrari

Geklärt werden muss jetzt nur noch, wann Mekies seinen Job als Teamchef in Faenza antreten darf. In der Presseaussendung von AlphaTauri wurde formuliert, dass Bayer noch dieses Jahr kommen werde, Tost Ende der Saison zurücktreten wird - und Mekies' Antrittsdatum noch nicht feststehe.

Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur hatte noch vor ein paar Wochen erklärt, Mekies sei für die nächsten Jahre eine der zentralen Säulen für den Ferrari-Aufbau. AlphaTauris Presseaussendung kam so gesehen für Ferrari ungelegen.

"Toro Rosso", sagt Vasseur und verwendet dabei noch den alten Teamnamen, "war mit der Pressemitteilung vielleicht ein bisschen aggressiv. Wir haben einen langfristigen Vertrag mit Laurent. Daher hat mich die Pressemitteilung ein bisschen überrascht."

Eine Kritik, die Tost nicht verstehen kann: "Natürlich hat Laurent Ferrari informiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das Team verlässt, ohne es seinem Teamchef zu sagen."

Mekies: Wie lang gilt sein Arbeitsverbot für andere Teams?

Mekies hatte bei AlphaTauri dem Vernehmen nach bereits ein paar Wochen vor der Pressemitteilung unterschrieben. Ursprünglich war geplant, den Wechsel erst dann offiziell bekannt zu geben, sobald mit Ferrari geklärt ist, ob er seine vertraglich vereinbarte Wechselfrist einhalten muss oder ob ein früherer Wechsel möglich ist.

Wie lang Mekies ab seiner Kündigung nicht für ein anderes Team arbeiten darf, ist nicht bekannt. Denkbar und marktüblich wäre eine Sperrfrist von einem Jahr. Sollte das stimmen und es dabei bleiben, könnte er frühestens im ersten Quartal 2024 anfangen.

"Wir müssen erstmal die Details der Vereinbarung klären, dann können wir sagen, wann Laurent bei seinem neuen Team anfangen wird", erklärt Vasseur. "Ich werde dabei nach dem besten Interesse von Ferrari handeln. Er hat einen Vertrag mit Ferrari, und in solchen Fragen kommen die Interessen von Ferrari immer zuerst."


Was steckt hinter dem Umbruch bei Red Bull?

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Italienische Medien spekulieren indes, dass Verhandlungsgegenstand zwei andere Ingenieure sein sollen, die von Red Bull zu Ferrari wechseln werden. Sollte Red Bull dabei einem früheren Wechsel zustimmen, könnte Ferrari auch Mekies früher freigeben, heißt es. Offiziell bestätigen will diese Version aber niemand.

AlphaTauri-Pressemitteilung war später geplant

Klar ist, dass AlphaTauri nicht vor einer Einigung mit Ferrari an die Öffentlichkeit gehen wollte. Aber: "Es hat Leaks an die Medien gegeben", sagt Tost. "In der Gazzetta dello Sport stand, dass Laurent zu uns kommen wird. Und ich wollte nicht nach Baku fahren und behaupten, dass ich davon nichts weiß. Das wäre nicht unser Stil. Also haben wir die Pressemitteilung veröffentlicht."

"Eigentlich", versichert Tost, "wollten wir damit erst zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr hinausgehen. Aber jetzt ist es draußen, und ich kann mir schon vorstellen, dass einige Leute nicht happy darüber sind."

Zu verhandeln sei die Angelegenheit jetzt "zuallererst zwischen Laurent und Fred", erklärt Tost. "Ich schätze, dann wird irgendwann auch Red Bull dazukommen. Ich gehe davon aus, dass Oliver Mintzlaff mit dem CEO von Ferrari sprechen und eine Lösung finden wird."

Mekies: Wollte er eigentlich Ferrari-Teamchef werden?

Warum Mekies Ferrari verlässt, das wird auch immer klarer. Offenbar hatte sich der 46-Jährige Chancen ausgerechnet, Nachfolger von Mattia Binotto als Teamchef von Ferrari zu werden. Als klar war, dass Vasseur kommen würde, war der Traum geplatzt - und Mekies empfänglich für andere Angebote.

"Ich kann mich perfekt in Laurents Situation hineinversetzen", sagt Vasseur. "Du kannst das Angebot, Teamchef zu werden, unmöglich ablehnen. Diesen Job gibt's nur zehnmal auf der Welt. Wenn es Laurents Ziel war, Teamchef zu werden, dann verstehe ich das. Er ist ein ehrgeiziger Mann, und er hat für Ferrari gute Arbeit geleistet. Ich verstehe seine Motivation."

Dass Mekies zu AlphaTauri wechseln wird, steht übrigens fest. Bei den Gesprächen geht es nur noch um den Zeitpunkt. In Faenza kann dann ein neues Kapitel aufgeschlagen werden. Beim "großen Bruder" Red Bull Racing hingegen bleibt alles beim Alten. Genau so, wie sich Marko und Horner das gewünscht hatten.

Die beiden Chefs des so erfolgreichen Programms können jetzt, wo die Zusammenarbeit mit Mintzlaff geklärt wurde, weiterhin mehr oder weniger frei schalten und walten, solange der sportliche und wirtschaftliche Erfolg stimmt. Nur wenn das nicht mehr der Fall sein sollte, wird Mintzlaff die Zügel vermutlich enger ziehen.

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