Nelson Piquet über "Crashgate": Renault behandelte ihn "wie einen Hund"
Nelson Piquet jun. spricht in einem Podcast über das Skandalrennen in Singapur und versichert, er habe seinem Landsmann Felipe Massa damals nicht schaden wollen
(Motorsport-Total.com) - Freunde werden Flavio Briatore und Nelson Piquet jun. vermutlich nicht mehr. Auch fast 15 Jahre nach "Crashgate" lässt der Brasilianer kein gutes Haar an seinem ehemaligen Teamchef und dem Renault-Team, für das er damals in der Formel 1 an den Start ging.
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Nelson Piquets Unfall ist einer der größten Skandale in der Formel-1-Geschichte Zoom Download
"Sie haben mich psychologisch gegen die Wand gedrückt und es gab für mich keinen Ausweg mehr", zitiert 'RacingNews365' aus dem Podcast 'Pelas Pistas', in dem Piquet über den Großen Preis von Singapur 2008 spricht, bei dem er absichtlich einen Unfall produzierte.
"Viele Leute fragen mich, ob ich es wieder machen würde. Und die Antwort ist natürlich nein", betont der heute 37-Jährige. Allerdings dürfe man die Umstände wie sein damaliges Alter (23) und den "Druck" vom Team in der Bewertung des Skandals nicht vergessen.
Piquet fuhr damals seine erste Formel-1-Saison und hatte es in den 14 Rennen vor dem Singapur-Grand-Prix lediglich dreimal in die Punkte geschafft. Er verrät, das Team habe ihm daher permanent gesagt: "Das ist deine letzte Chance."
Piquet fühlte sich wie "Müll" behandelt
Zudem sei er neben Fernando Alonso ein Einzelkämpfer im Team gewesen und habe "Niemanden" an seiner Seite gehabt. Das alles habe schließlich dazu geführt, dass er in Singapur bewusst in die Mauer fuhr, um seinem Teamkollegen durch ein Safety-Car zu helfen.
Tatsächlich ging der Plan auf und Alonso konnte das Skandalrennen gewinnen. Piquet selbst fuhr beim folgenden Rennen in Japan mit Rang vier sein zweitbestes Saisonergebnis ein und fuhr auch zu Beginn der Saison 2009 weiter für Renault.
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"Ich bin [2009] geblieben, und dann haben sie meinen Vertrag aufgelöst und gesagt: [Romain] Grosjean wird deinen Platz einnehmen. Ich sagte: 'Das könnt ihr nicht machen.' Aber das war ihnen egal, sie behandelten mich wie einen Hund", berichtet Piquet.
In den ersten zehn Saisonrennen 2009 holte Piquet keinen einzigen Zähler und das Team, das ihn laut eigener Aussage wie "Müll" behandelte, setzte ihn vor die Tür. Kurz darauf wurde der Singapur-Skandal öffentlich und Piquet sagte als Kronzeuge gegen seinen Ex-Arbeitgeber aus.
Piquet: Wollte Massa nicht schaden
Kürzlich kam das Thema in den Medien wieder auf, weil der damalige Formel-1-Boss Bernie Ecclestone in einem Interview mit 'F1-Insider' verriet, dass die FIA bereits 2008 von dem manipulierten Rennen gewusst, aber bewusst nichts unternommen habe.
"Wir wollten den Sport schützen und ihn vor einem großen Skandal bewahren", so Ecclestone, der erklärt: "Nach den Statuten hätten wir das Rennen in Singapur unter diesen Umständen annullieren müssen."
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"Und dann wäre Felipe Massa Weltmeister geworden und nicht Lewis Hamilton", so der heute 92-Jährige. Piquet stellt in diesem Zusammenhang klar: "Es war eine Teamorder, um jemandem in unserem Team zu helfen, nicht um Felipe zu schaden."
"Wir wussten nicht, was passieren würde, und Felipe hätte das Rennen sehr wohl gewinnen können, wenn der [schlechte] Boxenstopp nicht passiert wäre", erinnert Piquet, der betont, er habe Massa mit dem fingierten Unfall nicht schaden wollen.
Piquet selbst fuhr nach seiner Renault-Entlassung nie wieder in der Formel 1, feierte allerdings noch Erfolge in anderen Rennserien. Unter anderem wurde er 2015 der erste Meister in der Geschichte der Formel E.