• 27. März 2023 · 19:23 Uhr

Warum Red Bulls Dominanz nicht nur an der Aerodynamik liegt

Red Bull hat für 2023 ein dominantes Auto produziert: Das liegt aber nicht allein an der Aerodynamik, sondern auch zu einem großen Teil an der Mechanik

(Motorsport-Total.com) - Der Vorteil von Red Bull in der Formel 1 liegt nicht einzig und allein an der Aerodynamik, sagt Chefingenieur Paul Monaghan. Nach dem starken Saisonstart 2023 rätselt die Konkurrenz, was den RB19 so überlegen macht - abgesehen von dem Fakt, dass Red Bull mit dem RB18 die beste Grundlage hatte.

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Der Red Bull RB19 hat die ersten beiden Saisonrennen dominiert Zoom Download

Monaghan lobt dabei vor allem die mechanische Seite des Autos. Der Red Bull besitzt nicht nur eine Menge Abtrieb, eine starke Effizienz und ein kraftvolles DRS, er kann auch sein Fahrverhalten in Kurven beibehalten.

Es wächst die Überzeugung, dass es die clevere Mechanik des Autos und seine Aufhängungssysteme sind, die es Red Bull ermöglichen, näher am Boden zu fahren als andere, um maximalen Abtrieb zu erzielen, ohne dass es zu Porpoising kommt, die Planke beschädigt wird oder Kompromisse beim Lenken eingegangen werden müssen.

Neben den Leistungssteigerungen, die sich aus dieser Eigenschaft ergeben, trägt die Konstanz über die gesamte Runde hinweg auch dazu bei, das Vertrauen des Fahrers in das Verhalten des Autos beim Bremsen, in Kurven und beim Beschleunigen zu stärken - was es Max Verstappen und Sergio Perez ermöglicht, mehr zu pushen.

"Es ist ein Faktor, der dazu beiträgt, und man muss all diese Aspekte abwägen", sagt Monaghan. "Es ist ein wichtiger Faktor für die Leistung des Autos, aber er muss mit den anderen Aspekten zusammenpassen."

"Wie auch immer sich die Aerodynamik entwickelt, man muss in der Lage sein, auf der Strecke so zu arbeiten, und es muss auf der Strecke ein gangbarer Weg sein", so der Chefingenieur.

"Ebenso braucht man einen Motor, der gut untergebracht ist und mit dem man das Beste aus ihm herausholen kann. Und wir müssen dem Fahrer eine Plattform bieten, die er kontrollieren kann. Es ist also ein komplexer Zusammenschluss aus vielen Elementen."

Und wenn man alle Elemente gut zusammenbringen kann, dann bringe es das Team näher an die Spitze als ans Ende des Feldes. "Und darum sind wir sehr privilegiert, wo wir derzeit sind", so Monaghan.


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Seit die Formel-1-Autos im vergangenen Jahr wieder mit dem Ground-Effect arbeiten, stehen die Teams vor der schwierigen Aufgabe, die Autos so tief und steif wie möglich fahren zu lassen, bevor sie Probleme mit Porpoising bekommen.

Mercedes hat 2022 den Preis dafür bezahlt, weil das Auto zu nah am Boden war und hüpfte, wenn man im optimalen Fenster operieren wollte. In diesem Jahr ist man zu weit in die andere Richtung gegangen, fährt das Auto zu hoch und besitzt dadurch nicht genügend Abtrieb.

Für Aston Martins Performance-Leiter Tom McCullough ist klar: "Eine stabile aerodynamische Plattform ist bei den Ground-Effect-Autos sehr wichtig. Es macht unsere Arbeit an der Rennstrecke viel einfacher, wenn wir wissen, was wir mit einem Auto bekommen, und keine Kompromisse eingehen müssen."

"Im vergangenen Jahr haben wir eine Menge Dinge getan, die das Auto unter bestimmten Bedingungen beeinträchtigt haben, nur um die Probleme mit dem Porpoising zu lösen. Das betraf die Dämpfung, alle Federraten und all diese Dinge. Jetzt ist das zum Glück viel weniger geworden und verschwunden."

Einfachere Aufhängungsregeln

Der Fokus auf die cleveren Ideen, die Red Bull für seine Aufhängung umgesetzt hat, ist faszinierend, da es sich um einen Bereich handelt, in dem weithin angenommen wurde, dass gleiche Wettbewerbsbedingungen herrschten.

Im Rahmen der Regelüberarbeitung für 2022 wurden die Aufhängungssysteme stark vereinfacht, sodass die Teams weniger Werkzeuge zur Verfügung hatten, um die Dinge so einzustellen, wie sie wollten.


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Das macht es laut McCullough schwieriger, im richtigen Fenster zu fahren: "Das Aerodynamik-Mapping will immer, dass man das Auto auf eine bestimmte Art und Weise positioniert, und es gibt immer Kompromisse, etwa von niedriger zu hoher Geschwindigkeit und was man vom Luftwiderstand her will."

"Das letztjährige Auto war in dieser Hinsicht eine ziemliche Herausforderung, dieses Jahr ist es ein bisschen einfacher", sagt er. "Aber ich denke, dass die Autos der vorherigen Generation in dieser Hinsicht einfacher waren, mit all den Systemen, die wir am Auto hatten, und den Vorschriften."

"Jetzt ist alles viel simpler und passiver, daher ist es nicht ganz so einfach, das Auto global zu optimieren."

Williams' Leiter für Fahrzeug-Performance, Dave Robson, sagt, dass die Einschränkungen bei der Aufhängung auch die Aerodynamik-Konzepte beeinflussen: "Die Vorschriften, insbesondere was die Aufhängung betrifft, sind viel strenger als früher", sagt er. "Das gilt nicht nur für die Zeit, als wir früher Ground-Effect-Autos hatten, sondern auch im Vergleich zu vor fünf oder zehn Jahren."


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"Wir dürfen viel weniger mit dem Fahrwerkslayout tricksen, und das macht die Abstimmung einiger unerwünschter aerodynamischer Eigenschaften etwas schwieriger", so Robson.

"Man muss herausfinden, an welchem Punkt man sagen kann: Die Regeln erlauben es mir nicht, der Empfindlichkeit entgegenzuwirken, also muss ich sie herausdesignen. Und das bedeutet, dass man zum Aero-Konzept zurückkehren und sagen muss: Wir werden etwas Abtrieb aufgeben, um die gewünschten Eigenschaften zu erhalten."

Red Bulls Schritte über den Winter

Während die Konkurrenz weiter rätselt, wie Red Bull ein Auto gebaut hat, dass so weit vor allen anderen liegt, spielt das Team Anmerkungen herunter, dass man etwas dramatisch anderes als im Vorjahr gemacht habe: "Es fühlt sich nicht wie ein großer Schritt an", sagt Monaghan.

"Wie bei jedem ersten Test oder ersten Rennen gab es echte Bedenken, ob wir so wettbewerbsfähig sind, wie wir es sein wollen. Aber mit all den brillanten Leuten in Milton Keynes bauen wir das beste Auto, das wir können. Wir machen den größtmöglichen Fortschritt, und wir werden wirklich an unserer Konkurrenz gemessen, nicht wahr?"


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Er weiß: "Wenn unsere Konkurrenten einen größeren Schritt machen, stehen wir nicht an der Spitze."

"Natürlich müssen wir das jetzt beibehalten, denn andere werden versuchen, uns einzuholen, und es besteht die Möglichkeit, dass sie uns überholen", sagt Monaghan weiter.

"Wir dürfen uns also nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen und nicht selbstgefällig werden. Wir haben [in Saudi-Arabien] gesehen, was passiert, wenn wir einen kleinen Fehler machen, und das könnte zu weniger Punkten führen, als wir uns erhofft haben. Es ist also noch lange nicht vorbei."

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