Warum Mick Schumacher das Haas-Update in Ungarn noch nicht bekommt
Mick Schumacher muss in Budapest zunächst auf das große Haas-Update verzichten - Beim folgenden Rennen in Spa droht ihm nach aktuellem Stand eine Gridstrafe
(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison 2022 bleibt für Mick Schumacher ein Auf und Ab. Nachdem er in Spielberg mit Rang sechs sein bislang bestes Ergebnis in der Königsklasse eingefahren hatte, blieb er im vergangenen Rennen in Le Castellet als 15. ohne Zähler.
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Mick Schumacher wird das Update erst nach der Sommerpause bekommen Zoom Download
Noch am Wochenende selbst folgte der nächste Rückschlag, denn Teamchef Günther Steiner verriet, dass Schumacher das lang erwartete Haas-Update in Ungarn noch nicht bekommen wird. Das erhält zunächst nur Teamkollege Kevin Magnussen.
"Es wird nur ein Auto das Upgrade haben", bestätigt Steiner, der erinnert: "Wir hatten viele Unfälle in diesem Jahr." Dadurch hatte sich das Update bereits zuvor einmal verzögert. Denn ursprünglich hätte es bereits in Frankreich ans Auto kommen sollen.
Nun gibt es aber nur ein Paket in Ungarn, und selbst bei diesem seien die Ersatzteile knapp, erklärt Steiner. Dass Magnussen das Upgrade erhalten wird, hat einen einfachen Grund: Der Däne liegt in der Weltmeisterschaft vier Plätze vor Schumacher.
In solchen Fällen ist es üblich, dass der besser platzierte Fahrer das Upgrade bekommt. Steiner verrät, dass es durch die Unfälle in diesem Jahr zwischenzeitlich sogar danach aussah, dass das Upgrade erst nach der Sommerpause kommen würde.
"Alle haben wirklich hart gepusht, um zumindest einen Satz für Budapest bereit zu haben, damit wir einige Daten sammeln können", lobt Steiner sein Team. Wie viel Rundenzeit das Upgrade bringen wird, darüber möchte er allerdings nicht spekulieren.
"Ich will keine Zahlen, denn dann wird man nur enttäuscht", erklärt er und betont: "Wir wissen, wie viel mehr Abtrieb es [auf dem Papier] bringt." Es handle sich auf jeden Fall um "ein ziemlich großes Upgrade", das man sofort erkennen werde.
Ungarn-Update auf mehr Abtrieb ausgelegt
Details will Steiner aber auch hier nicht nennen. "Ich kann nichts verraten. Und ich will auch nicht verraten, ich will euch überraschen", grinst er. Er verrät aber zumindest, dass es beim Upgrade in erster Linie um mehr Abtrieb gehe.
Daher sei Ungarn auch ein guter Maßstab für die Konkurrenzfähigkeit des Pakets. Denn auf dem engen Kurs in Budapest kommt es vor allem auf eines an: Abtrieb. Andere Probleme, die Haas aktuell hat, soll das Update dagegen nicht adressieren.
Da wäre zum Beispiel zum einen, dass der VF-22 laut Steiner aktuell noch über einen zu großen Luftwiderstand verfügt, was das Auto auf den Geraden einbremst. "Das können wir dieses Jahr nicht mehr wirklich beheben", berichtet der Teamchef.
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"Das ist ein Projekt für das nächstjährige Auto", kündigt er an und erklärt, dass es bereits zu spät gewesen sei, als man dieses Problem bemerkt habe. Man habe daher gar nicht mehr damit angefangen, das in diesem Jahr korrigieren zu wollen.
Ein entsprechendes Update hätte laut Steiner keinen Sinn ergeben, "weil wir es für Monza und Spa nicht mehr fertig bekommen hätten." Und für die Strecken, die danach noch im Kalender stehen, hätte dieses Thema keine Priorität gehabt.
"Es wird ein kleines Upgrade für die High-Speed-Strecken geben. Aber es wird unser Auto auf den Geraden nicht fünf oder sieben km/h schneller machen", sagt Steiner klar erklärt, das Ungarn-Update werde den Haas vor allem auf "normalen Strecken" schneller machen.
Haas 2023: Leichteres Auto und weniger Luftwiderstand
Ein weiteres Problem, das das Upgrade nicht angehen wird, ist das Gewicht. "Wir sind nicht so weit weg [vom, Gewichtslimit], aber es geht noch besser", gesteht Steiner. Auch das sei allerdings ein Thema für die kommende Saison.
"Es ist schwierig, das während der Saison zu machen", sagt er und erklärt, dass es vor allem deshalb problematisch sei, "weil man dafür eine Menge Geld investieren muss." Im Hinblick auf das 2023er-Auto stellt er jedoch klar: "Das muss am Minimalgewicht sein."
Aus Sicht von Haas ergibt es aufgrund von schlechten Vorerfahrungen auch durchaus Sinn, mit dem Update nicht zu viele Baustellen auf einmal aufzumachen. 2019 brachte man ein Upgrade ans Auto, das man bis zum Saisonende nicht verstand.
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"2019 hat das Upgrade am Auto nie funktioniert. Wir haben es versucht, aber wir haben es nicht hinbekommen. Ich hoffe, dass es dieses Mal anders ist", so Steiner, der erklärt, dass man sich dieses Mal auch bewusst mehr Zeit genommen habe.
Er sei daher zuversichtlich, dass man die neuen Teile schnell verstehen werde. Davon könnte Mick Schumacher dann frühestens ab Spa profitieren. Doch auch im ersten Rennen nach dem Sommerpause droht dem Deutschen schon wieder ein Rückschlag.
"Er wird [wie Magnussen] auch noch den Motor wechseln müssen", erklärt Steiner. Schumacher ist bereits am erlaubten Limit angekommen, bei einem weiteren Tausch kassiert er also eine Strafe. "Hoffentlich können wir es in Budapest vermeiden", so Steiner.
Le Castellet ein Rückschlag nach starken Rennen
Denn weil das Überholen in Ungarn schwierig ist, möchte man dort nicht von ganz hinten starten. "Momentan ist es der Plan, es in Spa zu machen", verrät Steiner. Dort wäre es mit einem frischen Motor von ganz hinten zumindest etwas leichter als in Budapest.
Grundsätzlich wünscht sich Steiner für die zweite Saisonhälfte, den siebten WM-Platz zu halten. Durch das starke Spielberg-Wochenende hatte sich Haas in der WM an AlphaTauri vorbeigeschoben und liegt nun sieben Zähler vor der Scuderia.
Laut Steiner sei es auch "nicht unrealistisch", P7 bis zum Saisonende zu halten. Man könne nun sogar richtig Rang sechs schielen, weil man sich immer höhere Ziele setzen müsse. Aktuell liegt Haas 17 Punkte hinter Alfa Romeo.
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"Aber momentan ist der siebte ein guter Platz", betont Steiner und erklärt, dass es genug Arbeit werde, die anderen Teams hinter sich zu halten. Um das zu schaffen, brauche man mehr Wochenenden wie in Spielberg zuletzt.
"Das Mittelfeld liegt sehr eng zusammen", erinnert Steiner, der bereits nach Österreich und vor dem jüngsten Rennen in Frankreich erklärte: "Wir müssen ein bisschen auf dem Teppich bleiben und Ruhe bewahren."
Rückblickend betrachtet prophetische Worte, denn auf das stärkste Wochenende der Saison folgte zuletzt in Le Castellet eine Nullnummer. "Jedes Rennwochenende kann dieses Jahr anders als das vergangene sein", warnt Steiner.
Schumacher muss auf "solide Basis" hoffen
Nachdem Haas zuvor in fünf Rennen in Folge gar nicht gepunktet hatte, schaffte man es danach in Silverstone und Spielberg jeweils mit beiden Autos in die Top 10. Laut Steiner führte eine "Kombination" von mehreren Dingen dazu, dass es dort besser lief.
"Wir waren [in Australien] beim Set-up weit weg. Ich glaube, das hat uns etwas verwirrt. Und die High-Speed-Strecken passen nicht gut zu unserem Auto", erinnert er an Kurse wie Bau und den zu großen Luftwiderstand des VF-22.
Es bleibt abzuwarten, ob es man in Ungarn nun wieder an die starken Auftritte in Großbritannien und Österreich anknüpfen kann. Das Update könnte dabei helfen, dass es nach dem Frankreich-Ausrutscher zurück in die Punkteränge geht.
Darauf kann Schumacher zwar nicht hoffen. Doch die jüngsten Rennen geben zumindest Grund zur Hoffnung, dass er auch ohne das Upgrade konkurrenzfähig sein kann. Denn obwohl Haas keine Updates brachte, konnte man zuletzt wieder um Punkte kämpfen.
"Ich denke, wir haben in den vergangenen Rennen eine Menge darüber gelernt, wie man das Auto besser macht", sagt Steiner und erklärt: "Es ist immer sehr wichtig, eine solide Basis zu haben und diese zu verstehen."
Das könnte für Schumacher in Budapest sogar ein kleiner Vorteil sein. Denn auf dem Papier sollte das Magnussen-Auto durch die Updates zwar schneller sein. In der Praxis wird der Däne sich aber erst einmal an die neuen Teile gewöhnen müssen.