• 09. Mai 2021 · 08:41 Uhr

"Mister Grumpy", "mehr Niveau": So zoffen sich Marko & Wolff

Das Wettbieten um qualifiziertes Antriebspersonal zwischen Red Bull und Mercedes führt nun zu verbalen Giftpfeilen zwischen Helmut Marko und Toto Wolff

(Motorsport-Total.com) - Nicht nur auf der Rennstrecke geht es zwischen Mercedes und Red Bull heiß her, im WM-Duell zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen; sondern auch hinter den Kulissen tobt inzwischen ein kleiner Krieg der Worte zwischen Toto Wolff und Helmut Marko. Der kulminiert jetzt rund um den Aufbau einer eigenen Red-Bull-Motorenabteilung in Milton Keynes in schlagzeilenträchtigen Seitenhieben.

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Helmut Marko und Toto Wolff attackieren sich derzeit gegenseitig in Interviews Zoom Download

Denn für den neuen Powertrain-Campus hat Red Bull nicht nur Ben Hodgkinson von Mercedes abgeworben, den bisherigen "Head of Mechanical Engineering", der davor Teamleiter Verbrennungsmotor war; sondern auch fünf weitere Führungskräfte. Seither werden zwischen Marko und Wolff emsig verbale Giftpfeile hin und her geschossen.

So meinte Wolff kürzlich, Marko sei für ihn "Mister Grumpy", nachdem dieser vermutet hatte, dass Verstappen im Qualifying in Portimao von Lando Norris im McLaren-Mercedes absichtlich behindert worden sei. Aber: "Das geht an mir vorbei", sagt Marko gegenüber 'F1-Insider.com'. "Wenn wir schon ins Psychologische abschwenken, dann würde ich mir etwas mehr Niveau erwarten."

Oder die Episode, als Wolff angedeutet hat, dass Red Bull jetzt geistiges Eigentum von Honda erwirbt, um dieses dann mehr oder weniger direkt an den Volkswagen-Konzern weiterzugeben, was ein sehr smarter Zug sei. Aus Sicht von Marko war das "eine sehr unfeine Äußerung" und obendrein "völliger Unsinn. Das wäre unfair und ist auch nicht geplant."

"Manchmal haben wir uns das Gefühl, dass der Toto sich über uns oder überhaupt über die Formel 1 zu viele Sorgen macht. Dass wir natürlich auf unseren Vorteil achten, ist klar. Dass die Wortwahl zwischen zwei Österreichern auch mal etwas brisanter wird, muss man als nationale Angelegenheit sehen", grinst der 78-Jährige.

Mercedes stichelt: Sind keine Performance-Leute

Seitens Mercedes wiederum werden die Bemühungen von Red Bull, hochrangiges Personal abzuwerben, runtergespielt. "Wir haben 900 Mitarbeiter in Brixworth. Wenn sie davon 15 rausfischen, ist das ganz normal", relativiert Wolff und sagt: "Das sind überwiegend Mitarbeiter aus der Produktion, nicht aus dem Bereich Performance."


"Enemy-Building": So macht Wolff sein Team scharf!

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Toto Wolff hat verraten, wie er sein Team für das Duell mit Red Bull heiß macht. Das übrigens zwischen Hamilton und Verstappen enger kaum sein könnte. Weitere Formel-1-Videos

"Sie haben insgesamt 100 Mitarbeiter kontaktiert, und 15 davon bekommen sie", behauptet er. "Es ist eine Sache, die Gehälter zu verdoppeln, aber wenn du sie verdreifachst, dann können wir ab einem gewissen Punkt nicht mehr mit, Loyalität hin oder her. Ich respektiere jeden, der sein Business verteidigt oder ein neues aufbaut. Aber die Zeit für die Vergeltung wird kommen."

Was er damit meint, lässt Wolff offen. Vielleicht wird Mercedes Verstappen ein Angebot machen, oder versuchen Stardesigner Adrian Newey abzuwerben? Man gewinnt den Eindruck, dass in der Auseinandersetzung das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Red Bull werbe das Personal derzeit jedenfalls mit "Lottosechser-Gehaltsschecks" ab, behauptet Wolff.

Das lässt Marko so nicht stehen: "Wir zahlen sicher nicht das Doppelte. Mercedes offeriert ihnen aber, wenn sie nicht zu uns kommen beziehungsweise wenn sie bleiben, das Doppelte. Das ist die Wahrheit", sagt er in einem Interview mit der Zeitung 'Österreich'. Und: "Da gehen rund zehn Führungskräfte weg. Das ist nicht so leicht zu ersetzen."

Mitarbeiter wechseln nicht vor 2023

Allerdings wechseln Hodgkinson & Co. nicht direkt die Fronten. Aufgrund von Sperrfristen in ihren Verträgen verbringen sie jetzt erstmal Zeit im bezahlten Urlaub. "Die werden direkt abgezogen", bestätigt Wolff im Interview mit 'Sky'. "Sie können teilweise nicht vor Ende 2023 zu Red Bull wechseln. Also eine ziemlich lange Zeit."

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Bauarbeiten am neuen Red-Bull-Powertrains-Campus in Milton Keynes Zoom Download

Das Ganze habe etwas Positives: "Wir sehen, dass die wirklich loyalen Mitarbeiter, die ebenfalls kontaktiert wurden, bei weitem in der Überzahl sind. Diese Loyalität und Integrität zu sehen, ist eine Bestätigung für die Werte dieser Gruppe. Es wurden ein paar wirklich gute Leute kontaktiert, mit Lottosechser-Gehaltsschecks. Aber die haben nicht einmal drüber nachgedacht."

"Die bleiben bei uns, weil die das Umfeld mögen und weil sie wertschätzen, wofür wir stehen. Wir bieten ein gutes Umfeld, und wir haben in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass es ein gutes Arbeitsumfeld ist, in dem sich jemand entfalten kann. Das macht mich extrem stolz auf die Organisation, die wir in Brixworth haben", sagt Wolff.

Doch Marko hat erst kürzlich angedeutet, dass es Personalwechsel wie die, die bereits stattgefunden haben, unter seinem alten Freund Niki Lauda nie gegeben hätte. In Wahrheit ein Seitenhieb gegen Wolff, dem er damit Inkompetenz unterstellt. "Niki", sagt Marko, "hatte einen sehr engen Kontakt zu seinen Motorenleuten. Er hätte frühzeitig erkannt, was wir da schaffen, und dagegen gearbeitet."

Horner: "Brausehersteller"-Aussage nervt immer noch?

Red-Bull-Teamchef Christian Horner hält sich aus der Polemik bisher weitgehend raus. Für ihn sind die Personalwechsel nichts Ungewöhnliches: "Wir sind nur 50 Kilometer von Brixworth entfernt. Und sie haben aus gutem Grund dort gebaut, denn das Know-how auf dem Gebiet ist halt in Großbritannien zu Hause", sagt er.


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"Für uns ist es extrem attraktiv, dass künftig Chassis- und Motoreningenieure Seite an Seite arbeiten werden, auf einem Campus", erklärt Horner. "Die Anzahl der Bewerbungen, die wir dafür erhalten haben, ist sehr schmeichelhaft. Wir beginnen mit einem weißen Blatt Papier. Da ist es sehr wichtig, dass wir die richtigen Leute in den richtigen Positionen haben."

"Dabei waren wir auch recht erfolgreich, indem wir einige fantastische Talente angeworben haben - zusätzlich zu denen, die wir von Honda übernehmen, wenn sie Ende des Jahres aus der Formel 1 aussteigen. Abgesehen von Ferrari sind wir dann das einzige Team mit einem vollintegrierten Chassis- und Motorencampus."

Was Wolff als "Mount Everest" bezeichnet, beschreibt Horner als "enormes Unterfangen". Und auch er kann sich einen Seitenhieb nicht ganz verkneifen. Der berühmte "Brausehersteller"-Spruch von Wolff habe suggeriert, dass Red Bull keine Rennautos bauen kann. "Haben wir bewiesen", sagt Horner. "Jetzt werden wir das auch im Antriebsbereich beweisen."

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