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Budgetobergrenze: Ferrari warnt vor "emotionalen" Schnellschüssen
Ferrari-Teamchef Mattia Binotto erklärt, warum die Scuderia zögert, einer noch niedrigeren Budgetobergrenze zuzustimmen - Man müsse auch langfristig denken
(Motorsport-Total.com) - Es ist kein Geheimnis, dass es mehrere Formel-1-Teams gibt, denen die geplante Budgetobergrenze in Höhe von 175 Millionen US-Dollar noch nicht weit genug geht. Bei McLaren spricht man sich beispielsweise dafür aus, die aktuelle Coronakrise als Chance zu sehen und den "Budget Cap" noch einmal dramatisch zu reduzieren und auf 100 Millionen Dollar zu senken.
Ebenfalls bekannt ist, dass Ferrari sich klar gegen einen solch radikalen Schritt ausspricht. Teamchef Mattia Binotto warnt bei 'Sky' davor, sich in der aktuellen Situation bei richtungsweisenden Entscheidungen von Emotionen leiten zu lassen. "Wir wissen, dass uns schwierige Situationen erwarten. Gleichzeitig müssen wir aber die DNA und den Kern der Formel 1 bewahren - den Wettbewerb", erklärt er.
McLaren-Teamchef Zak Brown hatte beispielsweise mit drastischen Worten davor gewarnt, dass die Formel 1 infolge der Coronakrise bis zu vier Teams verlieren könnte, wenn man die Kosten nicht drastisch reduziere. "Das ist ganz sicher eine Sorge", gesteht Binotto und versichert: "Wir sind uns genau bewusst, welche Schwierigkeiten manche Teams haben."
Binotto fordert eine "rationale Entscheidung"
"Wir wissen genau, dass wir irgendetwas bei den zukünftigen Kosten der Formel 1 unternehmen müssen", so der Ferrari-Teamchef, für den das Ziel sei, dass alle zehn Teams die Krise überstehen. Trotzdem fordert er im Hinblick auf die Budgetobergrenze eine "rationale Entscheidung, die auf allen Überlegungen und nicht auf Emotionen basiert."
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"Man muss auch langfristig denken", mahnt er und erklärt, dass die aktuelle Situation "ganz sicher nicht" der beste Zeitpunkt für solche schwierigen und tiefgreifenden Entscheidungen sei. "Wir sollten nicht vergessen, [...] dass wir verschiedene Strukturen haben", erinnert Binotto und erklärt: "Es gibt Teams, wie Ferrari und andere Topteams, die als Hersteller auftreten."
"Wir designen, entwickeln, homologieren und produzieren jedes einzelne Teil an unserem Auto. Andere Teams sind Kunden, die einige Teile kaufen", so Binotto, der fordert, das man das beim Kostendeckel nicht außer Acht lassen dürfte. "Vielleicht ist die Antwort keine einfache Budgetobergrenze für alle Teams", bringt er eine ganz andere Variante ins Spiel.
Verschiebung der neuen Regeln ein Nachteil für Ferrari
Was er meint: Hersteller wie Ferrari oder Mercedes sollten mehr Geld ausgeben dürfen als Kundenteams wie zum Beispiel Haas oder Racing Point. Gegen die Behauptung, dass Ferrari eine niedrigere Budgetobergrenze blocke, um seinen eigenen Vorsprung abzusichern, wehrt er sich. So habe man auch der Regelverschiebung von 2021 auf 2022 zugestimmt, obwohl das ein Nachteil sei.
Fotostrecke: Ferrari-Rennleiter seit 1950
Mit ihm hat alles angefangen: Enzo Ferrari gründete 1929 die Scuderia Ferrari, die seit Beginn der Formel-1-Weltmeisterschaft im Jahr 1950 fester Bestandteil eben dieser ist. Gleich in den ersten Jahren wurden einige Rennleiter verschlissen: Federico Giberti (1950-1951), Nello Ugolini (1952-1955), Eraldo Sculati (1956) und Mino Amorotti (1957). Wahrer Chef war bis zu seinem Tod im Jahr 1988 sowieso immer der "Commendatore". Fotostrecke
"Wir wussten, dass die Zeit [...] sehr eng werden würde. Daher denke ich, dass es letztendlich die richtige Entscheidung war", erklärt Binotto, der aber auch daran erinnert, dass die Verschiebung "wahrscheinlich" ein Nachteil für Ferrari sei. Hintergrund: Stabile Regeln nutzen vor allem dem Team, das aktuell das schnellste Auto hat. Und das ist momentan nicht Ferrari.
Das neue Reglement hätte der Scuderia 2021 die Chance gegeben, die Lücke zu Mercedes zu schließen. Trotzdem sei es eine "richtige und gute Entscheidung" gewesen, die Regeln auf 2022 zu verschieben, weil man "das größere Bild" und nicht nur das Wohl von Ferrari im Sinn gehabt habe. Es bleibt abzuwarten, ob Ferrari auch bei der Budgetobergrenze noch einknicken wird.