• 15. April 2020 · 18:12 Uhr

Andreas Seidl zuversichtlich: McLaren trotz Krise auch 2021 am Start

Die Coronakrise trifft viele Formel-1-Teams hart - McLaren-Teamchef Andreas Seidl ist jedoch zuversichtlich, dass sein Rennstall die Situation "überleben" wird

(Motorsport-Total.com) - McLaren war vor einigen Wochen das erste Formel-1-Team, das einen Teil seiner Belegschaft angesichts der Coronakrise in Kurzarbeit schickte. "Das war für mich selbst eines der schwierigsten Themen, die ich in meinen 20 Jahren im Motorsport bislang erlebt habe", verrät Teamchef Andreas Seidl, für den es persönlich alles andere als leicht gewesen sei, diesen Schritt zu vollziehen.

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Andreas Seidl ist optimistisch, spricht aber trotzdem eine Warnung aus Zoom Download

Aktuell befindet sich das McLaren-Team in der vorgezogenen Sommerpause. Es arbeiten nur noch das Führungspersonal um Seidl, James Key, Andrea Stella und Piers Thynne und "all die Leute, die in den Projekten für die Beatmungsgeräte aktiv sind", verrät der Teamchef. Das seien zwischen 100 und 150 Leuten, alle anderen Mitglieder des Formel-1-Teams befinden sich im "Shutdown".

Mittlerweile haben zahlreiche Teams und auch die Formel 1 selbst nachgezogen und viele Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. "Das Gute war, dass jeder verstanden hat, warum wir das momentan machen", verrät Seidl und erklärt, dass McLaren diesen Weg gehe, "um das Team zu schützen und sicher zu sein, dass wir gut durch die Krise kommen."

McLaren-Boss Zak Brown warnte kürzlich davor, dass die Formel 1 in der Krise gleich mehrere Teams verlieren könnte. "Ich gehe definitiv davon aus, dass wir die Krise überleben und im nächsten Jahr auch am Start sein werden", erklärt Seidl zumindest im Hinblick auf den eigenen Rennstall. Gleichzeitig stellt er aber auch klar, dass die finanzielle Lage in Woking "ganz klar angespannt" sei.

Ziel für 2020: minimaler finanzieller Aufwand

Obwohl er sich keine zu großen Sorgen über die McLaren-Zukunft mache, stehe auch das Traditionsteam vor "riesigen Herausforderungen", so Seidl. "Hier sind wir natürlich auch auf maximale Unterstützung unserer Shareholder angewiesen", erklärt er. Weil diese gegeben sei, sei er jedoch "zuversichtlich", dass McLaren die Krise überstehen werde.


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"Es gibt ganz klar noch einige Unsicherheiten, weil keiner momentan weiß, wie viele Rennen in diesem Jahr wirklich stattfinden und wie hoch die Einkünfte sein werden", erinnert er. "Aber ich denke, wir haben alles gemacht, um bestmöglich auf den 'Worst Case' vorbereitet zu sein", sagt er und erklärt: "Es ist wichtig, kurzfristig Kosten zu sparen." Dazu zählten Maßnahmen wie die temporäre Kurzarbeit.

"Es ist wichtig, dass wir möglichst lange im Shutdown bleiben. Denn jeder Tag, den wir unsere Firma nicht betreiben, spart uns Geld", erklärt Seidl. Wichtig sei zudem auch der "Freeze" für die Saison 2020, damit die Teams in diesem Jahr keine zusätzlichen Entwicklungskosten für das nächstjährige Auto stemmen müssten. Man müsse dafür sorgen, "dass wir mit minimalem finanziellen Aufwand durch diese Saison kommen."

Seidl hofft auf Krise als "Weckruf"

"Es gibt einen sehr guten Austausch zwischen den Teams - auch zusammen mit der FIA und der Formel 1", lobt Seidl und erklärt: "Ich glaube, grundsätzlich ist das Verständnis bei allen Teams da, auch bei den großen, dass wir uns in einer Krise befinden, die die Existenz einiger Teams und vielleicht sogar der [ganzen] Formel 1 gefährden kann."


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"In der Formel 1 sind wir daran gewöhnt, dass wir in unserer Blase vieles ignorieren, was außen um uns herum passiert", erinnert Seidl und ergänzt: "Wir haben auch lange Zeit ignoriert, dass wir alle Jahr für Jahr Geld verlieren durch die Teilnahme. Ich hoffe, dass die Krise, wenn man der überhaupt etwas Positives abgewinnen will, ein finaler Weckruf ist, dass wir dringend etwas ändern müssen."

"Wir müssen erreichen, dass die Formel 1 für alle Teilnehmer einfach gesünder und nachhaltiger ist", fordert der McLaren-Teamchef. Das sei für ihn "der wichtigste Aspekt, den man jetzt anpacken muss." Man müsse jetzt "schnell Entscheidungen treffen", so Seidl, der zum Beispiel für eine noch geringere Budgetobergrenze ab 2021 plädiert.

Formel-1-Regeln: Anpassungen ja, Schnellschüsse nein

"Das Grundproblem der Formel 1 ist aktuell nach wie vor diese große Schere, die es zwischen den drei großen Teams und dem Rest gibt", erinnert er und ergänzt: "Es ist kein Geheimnis, dass wir dafür gekämpft haben, dass die Budgetobergrenze unter den 175 Millionen [US-Dollar] liegt. Ich hoffe, dass wir es jetzt schaffen, dass wir diesen 'Cap' für die Zukunft noch weiter nach unten bekommen."


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"Ich glaube, dass es gerade nach diesem Jahr, in dem wir alle sehr viel Geld verlieren werden, wichtig ist, dass wir den unterschiedlichen Teambesitzern einen positiven Ausblick geben", so Seidl. Gleichzeitig warnt er aber auch vor Schnellschüssen, die zu tief in die DNA der Königsklasse eingreifen würden. Man müsse "vorsichtig" sein, jetzt zum Beispiel voreilig das Rennformat zu ändern.

"Aus meiner Sicht müssen wir vorsichtig sein, dass wir nicht zu viel an der Formel 1 verändern wollen", stellt er klar und erinnert daran, dass die Show und der Sport 2019 grundsätzlich "funktioniert" hätten. Auch mit dem neuen Reglement für 2021, welches nun erst 2022 eingeführt werden wird, sei man "auf einem richtigen Weg, um bessere Rennen zu bieten."

Grundsätzlich wünsche er sich einen "gesunden" Sport, "in dem man auch Geld verdienen kann." Die Coronakrise könnte hier auch eine Chance sein, genau diese Wende zu schaffen.

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