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"Ohne Allüren": Albon für Helmut Marko "die Überraschung"
Toro-Rosso-Junior Alexander Albon mag nicht der lauteste Formel-1-Rookie der vergangenen Jahre sein, für Helmut Marko ist er aber einer der besten
(Motorsport-Total.com) - Drei Grand-Prix-Neulinge treten 2019 in der Formel 1 an, und alle drei haben bisher überzeugt: George Russell bei Williams, Lando Norris bei McLaren - und auch Alexander Albon bei Toro Rosso. Das Trio belegte 2018 in der Formel 2 die ersten drei Plätze und gilt als eine der stärksten Rookie-Generationen seit Jahren.
Albon, ein 23-Jähriger in London geborener Brite mit thailändischer Mutter und thailändischer Lizenz, hat in Bahrain als Neunter seine ersten beiden WM-Punkte angeschrieben. Und ist für Helmut Marko "die Überraschung" - in positiver Hinsicht - unter den vier aktuellen Red-Bull-Fahrern in der Königsklasse: "Er ist ohne jegliche Allüren, sieht keine Probleme und gibt einfach Gas. Beim Test wurde das immer besser."
Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' betont der Red-Bull-Motorsportkonsulent, dass sich Albon "irrsinnig schnell" an den Umstieg von der Formel 2 in die Formel 1 gewöhnt habe: "Der Ausrutscher in Barcelona war nicht seine Schuld, das war eine technische Sache. Der lässt das Auto richtig fliegen."
Das habe sich bereits bei den Wintertests in Barcelona abgezeichnet: "Wie der das Auto durch Sektor 3 gefahren ist, das war schon beeindruckend. Aber das halten die Reifen natürlich nicht durch. Aber rein vom Speed her, von der Aggressivität war er die positive Überraschung." Melbourne sei dann "halbwegs in Ordnung" gewesen, Bahrain noch besser.
Albons Fehlerquote beginnt zu sinken
Dass Albon sowohl bei den Barcelona-Tests als auch im Freien Training in Melbourne auch mal etwas unglücklich aussehende Dreher abgeliefert hat, will Marko nicht überbewerten. Der Ausrutscher in Barcelona sei ohnehin technisch bedingt gewesen. Und in Bahrain lieferte Albon bereits eine recht routinierte Vorstellung ab.
"Je mehr Zeit ich im Auto verbringe, desto besser stelle ich mich auf all die Dinge ein", bestätigt Albon, der von sich selbst sagt, kein "Schnellstarter" zu sein, sondern immer ein bisschen länger zu brauchen, um sich in einem neuen Umfeld zurechtzufinden. So erklärt er im Interview mit 'Motorsport-Total.com' auch seine aus der Reihe fallenden schlechten Saisons 2012 (Formel Renault) und 2017 (Formel 2).
"Es wird immer leichter", sagt er. "In Barcelona musste ich mich erst an die Arbeit mit den Ingenieuren gewöhnen. In der Formel 1 sprichst du mit jedem einzeln, wohingegen wir in der Formel 2 immer in der Gruppe diskutiert haben. Und vieles konntest du in der Formel 2 selbst gar nicht regeln, zum Beispiel die Probleme mit der Kupplung im Vorjahr. In der Formel 1 hingegen kannst du in jedem Bereich auch selbst was verändern."
"Das alles zu verarbeiten und die Prioritäten richtig zu setzen, was zuerst erledigt gehört, weil es am meisten für die Rundenzeit bringt", sei eine Herausforderung, unterstreicht Albon. "Und dann gibt es noch das andere Zeug, das du vielleicht nicht direkt selbst in der Hand hast, aber auch jemandem melden musst, weil es langfristig geändert werden kann. An das alles zu denken, das war für mich die größte Umstellung."
Fotostrecke: Red-Bull-Junioren in der Formel 1
Christian Klien (2004-2010): Mit Unterstützung von Red Bull debütiert der Österreicher 2004 bei Jaguar in der Formel 1. Nach der Übernahme des Rennstalls durch den Engergy-Drink-Hersteller fährt Klien auch 2005 und 2006 bei den meisten Grands Prix für das nun Red-Bull-Racing genannte Team an der Seite von David Coulthard. Ende 2006 scheidet Klien nach Streitigkeiten über einen Wechsel in die ChampCar-Serie aus dem Red-Bull-Kader aus. Später ist der Österreicher Testfahrer für Honda und BMW-Sauber und fährt 2010 drei Rennen für HRT. Fotostrecke
Mit der Medienarbeit hat er sich hingegen gut arrangiert: "Melbourne war intensiv, Bahrain schon viel ruhiger. Ich gewöhne mich dran. Je mehr Interviews ich gebe, desto wohler fühle ich mich dabei. Klar ist in der Formel 1 die ganze Zeit Druck da. Aber ich habe mir vorgenommen, die Formel 1 zu genießen. Das ist schließlich, was ich liebe."
Melbourne, sagt er, sei im Nachhinein betrachtet ein "richtig cooles" Wochenende gewesen. Und mit Franz Tost hat er einen Teamchef, der immer mit jungen Fahrern gearbeitet hat und sich gut in seine Junioren reinversetzen kann.
Albon bestätigt: "Franz sagt mir immer: 'Kümmer dich nicht drum!' Das scheint sein Motto zu sein: 'Kümmer dich nicht drum, zieh dein eigenes Ding durch!' Ich nehme das an, denn in der Formel 1 hilft diese Einstellung sicher."
Schumacher und Rossi als große Jugend-Vorbilder
Am Talent wird es jedenfalls nicht scheitern. Albon war schon einmal Red-Bull-Junior, ist aber nach seiner schlechten ersten Saison 2012 in der Formel Renault aus dem Kader geflogen. 2016 gelang ihm dann der Durchbruch, als er gegen seinen ART-Teamkollegen Charles Leclerc um die Meisterschaft in der GP3 kämpfte (und knapp verlor). 2018 wurde er Dritter in der Formel 2.
Der erste Titel fehlt Albon noch - aber vielleicht holt er den ja eines Tages in der Formel 1 nach. Was das angeht, hat ihm sein großes Vorbild Michael Schumacher einiges voraus: "Ich war besessen von ihm. Bei mir zu Hause war alles rot, sogar meine Bettwäsche. Das hat sich bei mir eingebrannt."
Außerdem sei er ein Fan von Valentino Rossi gewesen, erzählt der 23-Jährige, dessen Startnummer 23 kein Zufall ist: Es ist genau die Hälfte von Rossis legendärer 46. "Ich war immer ein 'Doktor'-Fan", lacht Albon. "Als ich jung war, war mein Kart zur Hälfte rot für Ferrari und gelb für Valentino."
Senna war hingegen nie ein großes Thema in seiner Jugend: "Es ist merkwürdig", sagt der Toro-Rosso-Fahrer, "denn Leute wie Lewis erzählen ständig, wie wichtig Ayrton für sie war. Aber das war eher diese Generation. Ich bin zu jung dafür, ihn als Rennfahrer erlebt zu haben. Aber natürlich habe ich trotzdem großen Respekt vor ihm."
Wenn aus Albon nicht der nächste Senna, sondern der nächste Schumacher wird, würde man sich bei Red Bull sicher nicht beschweren. Der Weg dorthin ist aber noch lang. Erst einmal muss sich der Thailänder teamintern gegen Daniil Kwjat durchsetzen. Der Anfang ist gemacht: Im Qualifying-Duell steht es 2:0, nach Punkten 2:1.
"Ich glaube, dass Toro Rosso eine sehr gute Fahrerpaarung hat", sagt Helmut Marko. Rückkehrer Kwjat habe "schon bei den Tests" bestätigt, dass er "immer schon ein schneller Pilot" war. "Jetzt ist er als Person gereift, er ist mental stark und ein echter Teamleader."
Eine deklarierte Nummer 1 gibt es bei Toro Rosso trotz des Erfahrungsunterschieds zwischen Kwjat und Albon nicht: "Wir sind da völlig offen. Die fahren frei", stellt Marko klar.