• 27. November 2016 · 13:41 Uhr

Gutierrez-Aus: "Man muss unpopuläre Entscheidungen treffen"

Wie ist die Stimmung zwischen Haas und Esteban Gutierrez? Teamchef Günther Steiner spricht über den Abschied und den Ausraster in Brasilien

(Motorsport-Total.com) - Seinen letzten Grand Prix für und mit Haas will Esteban Gutierrez vor allem eines: genießen. "Danke, Jungs! Es war schön, dieses Jahr mit euch zu arbeiten", sagte der Mexikaner bereits etwas wehmütig am Boxenfunk nach dem Qualifying zum Großen Preis von Abu Dhabi. Dass dieser sein letztes Rennen im Cockpit des US-amerikanischen Teams sein würde - ja, vielleicht sogar sein letztes in der Formel 1 - hatte er vor kurzem noch nicht kommen sehen.

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Haas-Teamchef Günther Steiner und Esteban Gutierrez wollen sich aussprechen Zoom Download

Erst in Interlagos hatte der 25-Jährige erfahren, dass Haas seine Dienste 2017 nicht mehr in Anspruch nehmen will, und anschließend seinen Unmut darüber zum Ausdruck gebracht. Dann folgte das Rennen in Brasilien, das für Haas mit einem Doppelausfall und viel diskutierten Szenen zwischen Gutierrez und Teamchef Günther Steiner in der Box endete. Doch von einer vergifteten Atmosphäre will er nichts wissen.

Er erklärt, was damals wirklich passierte: "Er war einfach frustriert. Ich habe versucht, mit ihm zu sprechen und er wollte nicht. Das ist alles. Ich verstehe vollkommen, dass er frustriert war." Schließlich sei auch Steiner nicht in der allerbesten Stimmung gewesen, nachdem es Romain Grosjean im Zuge eines Unfalls in der Aufwärmrunde noch nicht einmal in die Startaufstellung zum Brasilien-Rennen geschafft hatte.

Steiner: Situation in Brasilien dem Rennen geschuldet

Dann kamen noch elektronische Probleme bei Gutierrez hinzu. "Es war ja nicht so, dass wir gesagt haben, stoppe das Auto, es ist vorbei. Sondern wir wollten es reparieren, das hat nicht funktioniert, wir versuchten es wieder und wieder war es nichts. Das ging über Runden so", blickt Steiner zurück. Doch mit der vertraglichen Situation habe die Szene in der Box nichts zu tun gehabt - zumindest nicht direkt.

Doch der Haas-Teamchef räumt ein: "Wenn du ein paar Tage davor mitgeteilt wird, dass du deinen Sitz für die nächste Saison verliert, hilft das deiner Stimmung natürlich nicht auf die Sprünge." Dass über die Entscheidung des Teams, Gutierrez zu ersetzen, noch einmal in einem Vieraugengespräch geredet werden, hatte Steiner bereits angekündigt. Passieren soll das nach dem Rennen in Abu Dhabi.

"Wir werden noch einmal reden, aber ich werde das dann natürlich nicht mit der Öffentlichkeit diskutieren. Das ist privat", sagt Steiner und betont, dass die Beziehung weiterhin gut sei, aber man manchmal eben unpopuläre Entscheidungen treffen müsse: "Solche Dinge passieren im Leben. Man kann nicht immer Mr. Nice sein. Wir geben ihnen die Jobs und wir müssen das Team voranbringen. Da ist nichts Persönliches."

Grosjean: "Gutierrez ist schneller, als viele denken"

Mit einem Resümee von Gutierrez' Saisonleistung tut er sich dennoch schwer: "Darauf gibt es nicht die eine Antwort", sagt Steiner. "Seine Saison war nicht so schlecht. Ja, das Auto hat ihn ein paar Mal im Stich gelassen, das gilt aber auch für Romain." Grosjean wiederum ist überzeugt, dass sein Noch-Teamkollege "schneller ist, als viele Leute denken". Dennoch kann er die Teamentscheidung gegen ihn nachvollziehen.

"In den Rennen hatte er in diesem Jahr zu kämpfen. Im vergangenen Jahr ist er überhaupt keine Rennen gefahren. Aber das Team braucht nun mal zwei Autos, die in die Punkte fahren - natürlich nicht immer gleichauf, weil einer vielleicht mal ein wenig mehr Glück hat als der andere. Aber für die Herstellerwertung muss man in der Lage sein, mit beiden Autos Punkteränge zu erreichen", erklärt Grosjean.

Dem Franzosen gelang das in der Formel-1-Saison 2016 mehrfach. Während Gutierrez bei null steht, hat Grosjean bis zum Finale in Abu Dhabi 29 Punkte gesammelt. Auch in der Qualifying-Bilanz hat er die Nase mit 11:8 vorn. Entsprechend hoch sind die Erwartungen des Teams an seinen Nachfolger Kevin Magnussen. Steiner jedenfalls rechnet nicht mit weniger als Punkterängen und Podestplätzen.

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