• 05. September 2016 · 09:29 Uhr

Ferrari ungeduldig: "Saison mit Stil und Klasse abschließen"

Ferrari muss vor dem Endspurt der Saison 2016 die Heimschlappe verdauen und Geduld bewahren - Fokus liegt immer noch auf der diesjährigen Saison

(Motorsport-Total.com) - Ferrari musste beim Heimrennen in Monza Schadensbegrenzung betreiben und konnte mit dem dritten Platz von Sebastian Vettel wenigstens einen Fahrer auf das Podium entsenden. Der Deutsche kaschierte die Heimschlappe der Roten gekonnt, trotzdem weiß auch er, dass es den Tifosi auf Dauer nicht reichen wird. Ferraris Anspruch ist gewiss ein anderer. Das hat auch Teamchef Maurizio Arrivabene erkannt, der nach dem Rennen zugibt: "Natürlich haben wir unser Ziel in diesem Jahr nicht erreicht."

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Kann Ferrari dem Anspruch der Fans in der Saison 2016 noch gerecht werden? Zoom Download

Schon am Samstag spielten die Silberpfeile auf dem Hochgeschwindigkeitskurs nahe Mailand mit der Konkurrenz. Obwohl Ferrari mit dem letzten Antriebsupdate auch die letzten Körner, also Token, in diesem Jahr verschossen hatte, gelang der Scuderia nur eine Zeit, die 0,8 Sekunden langsamer war als jene von Lewis Hamilton. Im Rennen offerierte der Brite den Roten sogar beide Podestplätze hinter dem enteilten Nico Rosberg, trotzdem schaffte es der Brite auf dem langsameren Medium-Reifen auf den zweiten Platz.

Am Tag nach der klaren Niederlage rauchen bei Ferrari dennoch nicht die Köpfe. Der bekannte Zweckoptimismus ist in Maranello wieder eingezogen. Das hört sich bei Teamchef Arrivabene wie folgt an: "Man muss sich auch unsere Taten ansehen. In den vergangenen Rennen sind die Dinge etwas besser gelaufen, die Atmosphäre im Team ist sehr positiv. Jeder freut sich auf das jeweils nächste Rennen", so der Italiener, dessen Arbeit am Wochenende von der Ferrari-Chefetage beäugt wurde.

"2016 anständig zu Ende bringen"

Dennoch ist Ferrari-Boss Sergio Marchionne nicht zufrieden mit dem dritten und vierten Platz seiner Piloten. Schließlich zählt nur der Sieg. Der Italo-Kanadier weiß jedoch, dass es mit der Brechstange nicht funktionieren wird. Das hat er schon vor dem Wochenende mit deutlichen Worten klargemacht. "Wir brauchen Geduld. Wir wissen, wo die Probleme sind, jetzt müssen wir die richtigen Leute an die richtigen Plätze setzen und die Saison mit Stil und Klasse abschließen", fordert er. Im Klartext heißt das: Schadensbegrenzung mit dem angestrebten zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM vor Red Bull. Derzeit liegen die Bullen noch elf Punkte voran.

Auch Arrivabene weiß, dass Marchionne mit den Ergebnissen nicht zufrieden ist: "Er sagte, dass Veränderungen erkennbar sind und dass die Struktur solide ist. Er sagte auch, dass wir genügend Leute bei Ferrari haben, um in die richtige Richtung zu arbeiten. Ich denke aber nicht, dass er über die Resultate in dieser Saison glücklich ist", fasst der in die Kritik geratene Teamchef zusammen.

Ferrari befindet sich im Zwiespalt. Einerseits muss man um den ungeliebten zweiten Platz in der Team-Wertung gegen Red Bull kämpfen, andererseits sollte der Fokus schon längst auf den großen Änderungen im kommenden Jahr liegen. Marchionne gibt die Marschrichtung jedoch klar vor. Vom Jahr 2017 möchte er noch nichts wissen: "Jeder setzt auf die Saison 2017, ich hoffe aber, dass wir 2016 anständig zu Ende bringen." Arrivabene erklärt im Hinblick auf die verbleibenden sieben Rennen die Philosophie dahinter: "Wenn du für ein Team namens Ferrari arbeitest, dann kannst du nicht aufgeben."

Aufgeben gibt es bei Ferrari nicht

Das sei Grundgesetzt in Maranello, würde dem Team aber auch einen gewissen Druck auferlegen, gibt er zu. "Wir würden niemals sagen, wir geben diese Saison auf. Natürlich ist das kommende Jahr wichtig, aber wenn du für Ferrari arbeitest, dann spürst du eine gewisse Verantwortung aller Personen im Team, das Beste zu geben, um erfolgreich zu sein. Wir müssen die richtige Balance finden, um die Situation zu managen, aber wir haben die richtigen Leute dafür."

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Ferrari-Teamchef Arrivabene weiß: "Bei Ferrari gibt man nicht auf!" Zoom Download

Auch Vettel hat sich dieses Motto schon einverleibt. Der Deutsche blickt der Lage der (Ferrari-)Nation realistisch ins Auge: "Ich war auch auf der anderen Seite, und ich bin zuversichtlich, dass wieder bessere Tage kommen werden. Alle im Team sind ziemlich ungeduldig, und wir haben hohe Erwartungen. Wir wollen um die Meisterschaft kämpfen, aber wir waren nicht konkurrenzfähig genug. Es geschehen viele Dinge in der Fabrik in Maranello, um das zu ändern. Die Jungs brennen, auch wenn es noch ein wenig braucht." Stolpert das Team schlussendlich über die eigene Ungeduld?

Zumindest in Monza schien man einzusehen, dass mehr als der verbleibende Platz auf dem Podium derzeit nicht möglich ist. Dem Druck des Heimpublikums hielt man Stand. Wobei das für Vettel sowieso kein Problem darstellte: "Wir haben das bestmögliche Rennen rausgeholt, das war schon länger nicht mehr der Fall. Wir haben einen sehr guten Job gemacht an diesem Wochenende. Viele meinen, dass es eine extra Belastung ist, nach Monza zu kommen. Ich denke, das Gegenteil ist der Fall. Wir sind eine große Familie und man möchte vor seiner Familie immer gut abschneiden."

"Holprige Saison": Ferrari in Singapur in alter Stärke?

Und trotzdem muss er hierbei wieder einen Nachsatz anfügen: "Wir wussten, dass es hart wird gegen Mercedes. Es war schwierig und wir haben sie nicht geschlagen. Wir haben das Maximum herausgeholt, darauf können wir stolz sein." Teamkollege Räikkönen verpasste das Podest knapp: "Das Beste war heute nicht gut genug", philosophiert der "Iceman". "Das Verhalten des Autos war gut, uns hat einfach nur der Speed gefehlt", so seine simple Analyse. Der erfahrene Finne weiß, warum es noch immer hakt: "Es geht nicht darum, ein Teil umzudrehen, wodurch alles besser wird. Es geht um viele kleine Aspekte."

Einer dieser Aspekte ist das Motorenupdate. "Das ist der normale Fortschritt. Es ist kein großer Schritt. Es ist besser, als die vorherige Stufe", so Räikkönen. Es sei laut dem 36-Jährigen aber keine "Magie". Während der Teamkollege das Upgrade nüchtern betrachtet, ist Vettel zufrieden: "Es hat gut funktioniert. Wir können sehr glücklich sein. Wir geben noch Gas." Zwar kann man bei Ferrari noch nicht zaubern, trotzdem würde alles in eine gute Richtung laufen. "Es war eine holprige Saison, speziell die letzten Wochen und Monate, aber die Dinge beruhigen sich langsam, und wir kommen dorthin zurück, wo wir hingehören."


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Nach der Selbstwahrnehmung der Roten zu urteilen, gehören sie auf das oberste Treppchen. Das macht Vettel auch in der Nachbetrachtung des Italien-Grand-Prix deutlich: "Unsere Fans verdienen natürlich nichts anderes als die oberste Stufe auf dem Treppchen, hoffentlich können wir ihnen das in den kommenden Jahren geben." Kurzfristig betrachtet richtet sich der Blick nun auf das Wochenende in Singapur in zwei Wochen.

Können die Roten dort den Erfolg des Vorjahres wiederholen? "Das könnte sein", lässt der Heppenheimer Raum für Spekulation. 2015 holte er dort seinen dritten Sieg mit Ferrari, Räikkönen wurde Dritter. "An den vergangenen zwei Wochenenden lief es in die richtige Richtung. Hoffentlich ist das auch in den nächsten Rennen der Fall", ergänzt der Finne. "Wir gehen nach Singapur und geben unser Bestes", so Vettels Motto.

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