Rob Smedley: Funkverbot hat für schlechtere Rennen gesorgt
Williams' Chefingenieur Rob Smedley sieht die Aufhebung des Funkverbots positiv: Nicht nur aus Teamsicht sei das besser, auch die Fans würden nun mehr bekommen
(Motorsport-Total.com) - Das Funkverbot hat in den vergangenen Wochen für große Wellen gesorgt. Eigentlich wollte man damit erreichen, dass den Fahrer nicht mehr gesagt wird, wie sie zu fahren haben, doch stattdessen sorgte man vor allem für große Kontroversen, weil man Piloten für erhaltene Sicherheitsanweisungen bestraft hat. Aus diesem Grund hat man den Funk vor dem Großen Preis von Deutschland wieder freigegeben.
"Die Show sollte verbessert werden, aber das haben wir nicht erreicht. Also mussten wir zurückgehen", findet Williams' Chefingenieur Rob Smedley die Rolle rückwärts gut. Der Brite ist nämlich nicht der Meinung, dass sich die Rennen aufgrund des Funkverbotes verbessert hätten, stattdessen habe man die Spannung sogar verschlechtert. "Durch die Regeln beeinflussen wir das Spektakel auf negative Weise", meint er und verweist etwa auf das Rennen in Aserbaidschan.
Dort hatte Lewis Hamilton Probleme mit dem Management seiner Power-Unit. "Das Team hätte ihm ganz einfach sagen können, was er machen soll. Aber da sie es nicht konnten, haben wir kein gutes Rennen zwischen den beiden Mercedes gesehen - oder zwischen Lewis und anderen Piloten", sagt Smedley. Der Lauf in Baku war zwar mit Spannung erwartet worden, geriet aber mit einer Rosberg-Dominanz zum großen Langweiler.
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#10: Fahren dürfen nur die Hinterbänkler - Sie ist der große Trumpf der Williams-Mannschaft. Doch nicht nur deshalb will die FIA der aktiven Radaufhängung beim Kanada-Grand-Prix 1993 einen Riegel vorschieben. Die fortschrittliche, aber unglaublich kostenintensive Technik wird von den Kommissaren bei der technische Abnahme als Fahrhilfe eingestuft und bei allen Teams für nicht-regelkonform befunden worden. Gleiches gilt für die Autos, die auf eine Traktionskontrolle setzten. Hintergrund: Die Systeme beeinflussen hydraulisch die Aerodynamik respektive entziehen dem Piloten teilweise die Kontrolle über den Vortrieb. Es entsteht die Drohkulisse, dass die Scuderia-Italia-Hinterbänkler Michele Alboreto und Luca Badoer die einzigen Starter in Montreal sind. Das Verbot wird bis Anfang 1994 aufgeschoben, dann aber durchgesetzt. Fotostrecke
Dass man nun zum freien Funk gegangen ist, sieht der Williams-Mann daher vor allem aus Fansicht positiv. "Sie wollen die Interaktion zwischen Kommandostand und Auto haben. Es sorgt für besseres Spektakel, interessantere Einblicke und bringt die Fans näher an die Action", so Smedley. In Hockenheim konnte man dieses Ergebnis schon sehen. "Es wurde definitiv mehr gefunkt", hat Red-Bull-Teamchef Christian Horner erkannt. "Hoffentlich war es für die Fans eine bessere Show, weil sie mehr über die Taktiken und die Autos erfahren haben."
Unterhaltsam war vor allem der Zwist bei Ferrari, weil man sich über die Strategie uneinig war. Ferrari wollte Sebastian Vettel zum Stopp hereinholen, doch der wollte noch nicht kommen. "Gut ist, dass dieser Mute-Knopf (für Anweisungen ohne Übertragung; Anm. d. Red.) nicht mehr erlaubt ist. Deshalb hat man wahrscheinlich mehr von Ferraris Strategie gehört, als bisher", spielt Horner auf jene Szene an. Bei der Scuderia selbst will man die Bedeutung allerdings herunterspielen.
"Es ist keine große Sache", betont Teamchef Maurizio Arrivabene. Man habe den Fahrer einfach gefragt, in welchem Zustand die Reifen seien. "So einfach ist das", sagt der Italiener. Auch bei Mercedes hält man diesen Vorgang für typisch: "Das ist absolut normal. Wir haben dieselben Diskussionen mit unseren Fahrern. Dann entschiedet in Wirklichkeit die Box, wie es weitergeht", erklärt Niki Lauda.
Zumindest können die Fans nun so bei solchen Diskussionen dabei sein. Und dass das Funkverbot vor allem beim Management der komplizierten Power-Unit hilfreich ist, ist ja ohnehin schon hinlänglich bekannt...