• 11. Juli 2016 · 20:58 Uhr

Zweifel an Cockpitschutz Halo werden immer größer

Platzt die Einführung des Cockpitschutzes Halo ab 2017 doch noch? Wieso das System zunehmend in der Kritik steht und welche Gefahren es mit sich bringt

(Motorsport-Total.com) - Alles schien nur noch ein Formalakt zu sein, doch nun wird der Widerstand gegen den Cockpitschutz Halo immer größer. Sebastian Vettel testete eine überarbeitete Version in Silverstone und zeigte sich keineswegs restlos überzeugt: "Es benötigt noch ein paar weitere Versuche", sagt der viermalige Weltmeister. Die Entscheidung über eine Einführung soll aber in wenigen Wochen fallen. "Wir müssen sicherstellen, dass wir etwas einführen, das die Sicherheit wirklich unter allen Umständen verbessert", fürchtet der Ferrari-Star, dass der sogenannte "Heiligenschein" noch nicht ausgereift genug ist.

Foto zur News: Zweifel an Cockpitschutz Halo werden immer größer

Auch am überarbeiteten Halo-System scheiden sich in der Formel 1 die Geister Zoom Download

Mit dieser Meinung ist Vettel nicht allein. Das überarbeitete Halo-System, das den Kopf der Piloten vor umherfliegenden Gegenständen schützen soll, verfügt im Vergleich zu Kimi Räikkönens Versuchsfahrt bei den Barcelona-Tests über einen höheren oberen Bügel, der zudem in einem größeren Radius angebracht ist.

Das soll verhindern, dass der Kopf des Piloten bei einem Aufprall gegen die Titanstange kracht. Doch der letzte FIA-Crashtest hat gezeigt, dass der Bügel noch weiter nach vorne gesetzt werden muss, was sich nachteilig auf die Ästhetik auswirken könnte. Bereits die zweite Variante wurde in Silverstone nicht gerade für seine Optik gelobt.

Widerstand bei Ecclestone und den Teams

Foto zur News: Zweifel an Cockpitschutz Halo werden immer größer

In der Seitenansicht klar erkennbar: Der Bügel ragt steiler nach oben Zoom Download

Dafür versuchte die FIA, bei einer Vorstellung am Mittwoch vor dem Großbritannien-Wochenende zumindest für den Sicherheitsaspekt zu werben und die Teams zu überzeugen. Doch die Begeisterung war mäßig. "Ich bin kein großer Fan von Halo, da es seine Grenzen hat", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Die Windschutzscheibe seines Teams war davor beim FIA-Test durchgefallen, weil die Gefahr noch größer ist, dass der Fahrer frontal gegen die Schutzvorrichtung prallt.

Horner hält Halo für eine "wenig elegante Lösung des Problems. Ich finde, man sollte mehr Forschungszeit investieren, damit die Arbeit ordentlich gemacht wird, anstatt jetzt irgendetwas durchzuboxen, das vielleicht andere Konsequenzen hat. Ich würde definitiv nicht dafür stimmen."

Neben Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der sich zuletzt vehement gegen Halo wehrte, haben auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff und die stellvertretende Williams-Teamchefin Claire Williams laut den Kollegen von der 'BBC' Zweifel, ob eine Einführung 2017 der richtige Weg ist. Keine guten Nachrichten für die FIA, denn allein in der Strategiegruppe kontrolliert Ecclestone sechs von 18 Stimmen. Und mit Wolff, Williams und Horner gäbe es bereits mindestens drei Gegner.

Wird die Gefahr mit Halo sogar größer?

Foto zur News: Zweifel an Cockpitschutz Halo werden immer größer

Schnittiger, aber gefährlicher: Das alte, flachere Halo-System Zoom Download

Auch bei Force India scheint man nicht restlos überzeugt. Bei der Teambesprechung über Halo fürchtete Technikchef Andy Green laut 'auto motor und sport', dass Halo für die Piloten "zur Guillotine werden könnte", wenn ein Bolide von einem anderen seitlich getroffen wird, da er mit der Nase oder dem vorderen Teil des Unterbodens in den Schutzverstrebungen hängen bleiben könnte.

Und selbst Felipe Massas Unfall aus dem Jahr 2009 wurde noch einmal auf den Tisch gebracht: Ferrari und Red Bull fürchteten, dass die Sprungfeder von Rubens Barrichellos Brawn-Boliden möglicherweise durch die Titanstange über dem Kopf auf die Brust des Fahrers abgelenkt worden wäre. Die Folgen wären aller Voraussicht nach katastrophal gewesen.

Teams arbeiten im Windkanal mit Halo für 2017

Und dennoch testen die Teams Halo längst im Windkanal. Kein Wunder, denn die große Vorrichtung würde sich maßgeblich auf die Aerodynamik der Boliden auswirken. "Wir müssen ja die Last des Halo-Systems bei der Konstruktion des neuen Autos miteinrechnen", erklärt Williams-Technikchef Pat Symonds. "Die aerodynamischen Auswirkungen sind nicht toll, aber wir finden da schon einen Weg."

Das System wirkt sich auch auf das Fahrzeugkonzept aus: Da sich die Luftführung rund um das Cockpit verändert, wird die Lufthutze schlechter angeströmt. Teams wie Ferrari oder Mercedes, die die Kühler durch die Öffnung über dem Fahrerkopf versorgen, müssten ihr Konzept überdenken.

Trotz allem ist Symonds ein Halo-Befürworter: "Ich muss den Fans zustimmen, die es nicht schön finden. Aber die Sicherheit muss über alles gehen. Wenn wir nichts tun und nächstes Jahr ein schwerer Unfall passiert, dann wäre das schwierig zu erklären."

Fotos & Fotostrecken
Foto zur News: Formel-1-Qualifying: Modus im Wandel der Zeit
Formel-1-Qualifying: Modus im Wandel der Zeit
Foto zur News: F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
Freitag

Foto zur News: F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
Technik

Foto zur News: Als die Formel 1 zuletzt in China fuhr ...
Als die Formel 1 zuletzt in China fuhr ...

Foto zur News: F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
F1: Grand Prix von China (Schanghai) 2024
Pre-Events
Folge Formel1.de
formel-1-countdown
Formel1.de auf Facebook

Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!

Monaco Grand Prix 2024 Formel-1 Tickets kaufen