Es geht doch ums Geld: Wie Button mit seiner Zukunft pokert
McLaren-Boss Ron Dennis will das Gehalt von Jenson Button in der Saison 2016 drücken und lässt sich auf ein Pokerspiel ein, das der Ex-Weltmeister wohl gewinnt
(Motorsport-Total.com) - Im Rahmen des Großen Preises von Japan gab es allerhand Gerüchte und Spekulationen rund um die Zukunft von Jenson Button - viel Handfestes war allerdings nicht dabei. Gefühlt folgte auf jede Aussage einer beteiligten Person rund fünf Minuten später ein Dementi. So ließ sich McLaren-Boss Ron Dennis von den britischen Kollegen beispielsweise eine "offizielle" Bestätigung von Button für die Saison 2016 entlocken, nur um kurze Zeit später doch wieder zurückzurudern.
Button selbst fiel während des gesamten Wochenendes mit Aussagen auf, die ein Karriereende zwar andeuteten, aber ebenfalls nie wirklich konkret wurden. Warum also dieses Versteckspiel auf beiden Seiten? 'Sky Sports F1' bringt nun Licht ins Dunkel und verrät: Wie so oft geht es wieder einmal nur ums Geld. Hintergrund ist eine Ausstiegsklausel in Buttons Vertrag.
"Jenson hat einen Zwei-Jahres-Vertrag mit McLaren und Fernando einen Drei-Jahres-Vertrag. Ende der Geschichte", erklärte Dennis in Suzuka. Das stimmt zwar auch, allerdings lässt er hier ein entscheidendes Detail aus: McLaren hat eine Ausstiegsklausel nach einem Jahr, die sie - so glauben die britischen Kollegen - noch bis zum 30. September ziehen können.
Button nutzt die Medien
Solche Klauseln sind nicht unüblich und sollen es einem Team ermöglichen, einen Fahrer vor die Tür zu setzen, falls dieser nicht die gewünschte Leistung bringt. In Buttons Fall ist der Hintergrund aber ein ganz anderer: Dennis möchte schlicht und ergreifend Geld sparen. Der Weltmeister von 2009 verdient in diesem Jahr angeblich sechs Millionen Pfund, umgerechnet gut acht Millionen Euro.
Fotostrecke: F1 Backstage: Suzuka
Es ist eine der Storys des Suzuka-Wochenendes 2015: Lotus' Finanznöte sind inzwischen so arg, dass sich das Team die umgerechnet rund 30.000 Euro Miete für das Hospitality-Häuschen nicht mehr leisten kann. CEO Matt Carter hängt indes ständig am Telefon, um die Insolvenz abzuwenden und den überlebenswichtigen Renault-Deal einzufädeln. Fotostrecke
Vertraglich ist eine Verdopplung des Gehalts im zweiten Jahr festgehalten - und genau hier kommt die Klausel ins Spiel. Zieht McLaren diese Option, könnte man neu mit Button verhandeln und womöglich eine Menge Geld sparen. Der 35-Jährige hat allerdings keine Lust, sich mit weniger als den vertraglich zugesicherten zwölf Millionen Pfund abspeisen zu lassen - und greift daher in die Trickkiste.
Lauda hatte doch Recht...
Aus Sicht von McLaren ist dieses Vorgehen durchaus nachvollziehbar. Sportlich läuft es deutlich schlechter als erwartet, was auch finanzielle Auswirkungen hat. Unter anderem wird man die Saison 2016 in der WM viel weiter hinten als erwartet abschließen. Das bedeutet schon einmal weniger Einnahmen aus dem Topf von Bernie Ecclestone. Außerdem schreckt die sportliche Misere potenzielle neue Sponsoren ab.
Die ganze Geschichte rückt auch die Aussagen von Niki Lauda in ein neues Licht. Der hatte den Kollegen von der 'BBC' nämlich bereits verraten, dass Button eigentlich weiterfahren möchte, und dass es in der ganzen Geschichte nur ums Geld geht. Damit drohte Buttons Poker aufzufliegen, weshalb der plötzlich gar nicht mehr gut auf Lauda zu sprechen war und sich aus der Sache herausreden wollte.
Button bleibt - Alonso auch
"Wir haben sie nicht eingebaut, um sie zu ziehen. Und das haben wir auch nicht getan", erklärt der McLaren-Boss, der nun offenbar eingeknickt ist. Button wird damit aller Voraussicht nach auch 2016 für McLaren fahren - und zwar zum vollen Gehalt. Weil McLaren aber theoretisch noch immer die Gelegenheit hätte, die Ausstiegsklausel zu ziehen, legt der Brite sein Pokerface vorerst noch nicht ab.
Fotostrecke: GP Japan, Highlights 2015
Jetzt ist er so groß wie Ayrton Senna: Lewis Hamilton gewinnt in Suzuka seinen 41. Grand Prix, braucht dafür nur um ein Rennen mehr als sein großes Vorbild (nämlich 162) - und auch der dritte WM-Titel in der Formel 1 ist jetzt nur noch Formsache. Aber Sebastian Vettel (42 Siege, vier WM-Titel) macht ihn auf dem Podium trotzdem nass. Fotostrecke
Etwas anders ist die Lage bei Teamkollege Fernando Alonso. Auf die Frage, ob er seine Zukunft bei McLaren sieht, antwortet er bei 'Sky Sports F1': "Ja, definitiv. Ich denke, es ist das einzige Team, das Mercedes in naher Zukunft herausfordern kann. Momentan ist es aber eine harte Zeit, weil wir nicht die Werkzeuge haben, um mit ihnen zu kämpfen. Ich denke aber, dass alle hart arbeiten, was sehr positiv ist. Alle sorgen dafür, dass wir die Probleme kennen. Wir arbeiten an Lösungen für das kommende Jahr."