• 12. März 2015 · 08:43 Uhr

Red Bulls Sparplan: Keine Windkanäle, kein Lewis Hamilton!

Christian Horner wagt einen radikalen Vorschlag: Windkanäle abschaffen, Supercomputer kastrieren und Millionengehälter für Piloten nutzlos machen

(Motorsport-Total.com) - Bislang war Red Bull in der Formel 1 eher dafür bekannt, einen Haufen Geld auszugeben als viel Geld einzusparen. Offenbar gibt es i2015 eine Kehrtwende in Milton Keynes, schließlich lanciert Christian Horner im Zuge der Diskussion um mehr Kosteneffizienz einen radikalen Vorschlag, der kleinen Teams helfen soll: "Wenn man extreme Wege gehen will und es auf eine Kontroverse ankommen lässt, sollten wir die Windkanäle loswerden", so der Teamchef gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

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Christian Horner outet sich als neuer Sparkommissar der Formel 1 Zoom Download

Horner hat sich ausgemalt, wie eine Formel 1 in diesem Fall aussehen könnte: "Geben wir jedem den gleichen Microchip für das CFD-Panel", schlägt er vor und spielt auf die Supercomputer in den Teamfabriken an, die für bessere Simulationen mit viel Geld aufgerüstet werden. Er will, dass die Technikgurus der Teams, wie es bis bei Red Bull jahrelang Adrian Newey gewesen ist, noch stärker gefordert sind. "Verlassen wir uns lieber auf den Hirnschmalz im Team als auf Computer und die Windkanäle."

Horner fügt an, dass Windkanäle nicht nur im Bau, sondern auch im Unterhalt teuer seien, und will deshalb "zurück zu den Wurzeln der Ingenieurskunst". Formel-1-Zampano Ecclestone und FIA-Präsident Todt legt er nahe, den skizzierten Weg einzuschlagen: "Wäre ich Bernie oder Jean, würde ich mich in diese Richtung orientieren." Red Bull würde sich mit der Maßnahme ins eigene Fleisch schneiden. Aerodynamische Effizienz der RB-Modelle war stets großer Vorzug gegenüber der Konkurrenz.

Toto Wolff belächelt Windkanal-Vorstoß

Doch es gäbe einen Plan B für die teuren Hightech-Hallen, die dann brachliegen würden: "Es wäre für uns nicht angenehm, aber wir glauben, dass es das Richtige ist. Wir würden unseren gegen Entgelt für andere Zwecke vermieten." Horner nennt Williams und Sauber als Beispiele: Die Briten haben zwei Anlagen, nutzen aber nur eine, die Schweizer stellen ihren bereits anderen Unternehmen zur Verfügung. Von den ärgsten Rivalen erntet der Red-Bull-Teamchef mehr Hohn und Spott als Beifall.


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Toto Wolff kann sich auf die Aussagen angesprochen ein Grinsen nicht verkneifen: "War es nicht Red Bulls jüngster Vorschlag, einen total aufgebohrten V8 zurückzuholen? Vielleicht haben sie sich ihre Daten aus Barcelona angesehen?", fragt sich ein amüsierter Mercedes-Motorsportchef und spielt auf einen Vorstoß Horners im November 2014 an. Sonderlich viel hält er nicht von der Idee, die der Urheber selbst als "radikal" bezeichnet: "Ich bin nicht sicher, ob das korrekt zitiert oder aus dem Kontext gerissen wurde."

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Es wurde korrekt zitiert - deshalb schießt Wolff mit bekannter Munition auch inhaltlich gegen die Idee. "Das ist die Formel 1, nicht die GP2. Es ist keine Einheitsmeisterschaft wie die Indy-Car-Serie. Es ist die Beletage des Motorsport." Die darf etwas kosten, findet der Österreicher. "Die Windkanäle sind seit einer Weile der Stand der Dinge, bei Straßenautos- und in der Formel 1. Es ist eine WM der Fahrer, aber auch eine der Ingenieure. Es messen sich die besten Wagen, das war immer Teil des Formel-1-Erbes."

Auch bei Williams reagiert die Teamführung mit Skepsis. "Ds würden wir nicht unterstützen", sagt Co-Teamchefin Claire Williams und verweist darauf, dass viel Geld in den Anlagen steckt. "Wir haben massiv in Windkanäle investiert. Der neueste, den wir 2002 in Betrieb genommen haben, hat Millionen gekostet. Da gibt es viel mehr, was man in Sachen Kosten unternehmen könnte. Vielleicht spart das auf lange Sicht, aber erst malsorgt es dafür, dass es teuerer wird." Die Teams müssten unter anderem mehr in CFD-Panels investieren, glaubt sie.

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Windkanal bei McLaren: Die Anlagen zählen zu den wichtigsten Kostenfaktoren Zoom Download

Horner hat allerdings noch eine allgemeinere Theorie vom Sparen im Gepäck: Man könne einem Team nicht vorschreiben, wie viel Geld es haben und wo es dieses ausgeben darf. Aber man könne die Vorteile, die man sich mit dem schnöden Mammon verschaffen kann, eingrenzen. Ein pompöses Motorhome, ein toller Kommandostand, ein Vermögen als Gehalt für die Fahrer - all das wäre laut Horner nutzlos: "Wären die Regeln so gestaltet, würde das einem keinen Vorteil bringen", weiß der 41-Jährige.

Was den Salär für die Piloten angeht, hat Red Bull 2014 demonstriert, dass es nicht das große Geld braucht. Daniel Ricciardo, der nach Auskunft des Teamchefs weniger als 10 Prozent von dem Gehalt erhielt, welches Sebastian Vettel in diesem Zeitraum einstrich, gewann drei Grands Prix. Der Deutsche blieb ohne Erfolg. "Wir haben in die Jugend investiert", unterstreicht Horner und spricht damit auch die Gerüchte über einen 50-Millionen-Euro-Vertrag für Weltmeister Lewis Hamilton bei Mercedes an. Deshalb wolle Red Bull weiter auf Piloten wie Max Verstappen oder Carlos Sainz jun. setzen.

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