Motorenfrage: FIA-Präsident Jean Todt will weiter auf V6 setzen
FIA-Präsident Jean Todt spricht sich gegen neue Motoren in der Formel 1 aus und will weiter auf die aktuellen V6-Aggregate setzen - Landsmann Alain Prost übt Kritik
(Motorsport-Total.com) - Viele Fragen tauchen aktuell am Himmel der Formel 1 auf. Die wohl größten davon drehen sich um die aktuelle beziehungsweise nächste Motorengeneration. Hat der V6-Turbo eine Zukunft? Kommen 2017 die 1.000-PS-Motoren? Welche Auswirkungen hätte ein neues Motorenreglement? Geht es nach FIA-Präsident Jean Todt, dann ist die übergreifende Antwort relativ einfach: Die aktuellen V6-Aggregate sollen der Königsklasse auch über 2016 hinaus erhalten bleiben.
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Keine Lust auf neue Motoren: Jean Todt will weiter auf V6-Aggregate setzen Zoom Download
"Ich denke, es ist eine der wenigen vernünftigen Entscheidungen, die in der letzten Zeit getroffen wurden", erklärt Todt gegenüber der 'New York Times' und ergänzt: "Die Formel 1 ist der Gipfel des Motorsports, also müssen wir ein Vorbild für die Gesellschaft sein. Es passiert nicht alles in einer abgeriegelten Gemeinschaft in einem goldenen Käfig, wo auf der anderen Seite der Welt nichts geschieht."
Schon seit Jahren verfolgt die Formel 1 das Ziel, ein "grüneres" Image zu bekommen. Die aktuellen Hybridmotoren gelten dabei als Prunkstück. Bei vielen Fans stoßen die Aggregate, vor allem wegen des mageren Sounds, allerdings auf wenig Gegenliebe. Auch Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hat sich in der Vergangenheit immer wieder gegen den V6-Turbo ausgesprochen.
Kein neues Reglement vor 2017
Klar ist allerdings auch, dass es ein neues Motorenreglement frühestens im Jahr 2017 geben wird. Und selbst dort steht aktuell noch immer ein großes Fragezeichen, denn zunächst einmal müssten sich die Teams und Hersteller auf neue Regeln einigen. Renaults Einsatzleiter Remi Taffin hatte jüngst erklärt: "Nach allem was ich weiß, stehen die Verhandlungen derzeit still."
Todt kann diese Entwicklung nur recht sein. Auch das Argument, dass die aktuellen Motoren für die kleinen Teams zu teuer sind, will der Franzose nicht durchgehen lassen. Dass kleinere Teams pleite gehen, habe es in der Formel 1 "schon immer gegeben." Er bedauere zwar die Schwierigkeiten von Marussia, Caterham und Co., sieht darin allerdings keinen Grund, die neuen Motoren wieder zu verbannen.
Prost kritisiert Motoren und Regeln
Gegenwind bekommt der FIA-Präsident außerdem nicht nur von Ecclestone und vielen Fans, sondern auch von einem Landsmann. Alain Prost spricht sich nämlich ebenfalls gegen die aktuellen Motoren aus. "Die Wahrheit ist, dass es mir weniger Spaß macht", antwortet der viermalige Weltmeister gegenüber der spanischen 'Marca' auf die Frage, ob er die Formel 1 heute als Zuschauer mehr genieße, als damals zu seiner eigenen aktiven Zeit.
"Natürlich kann man nicht das gleiche Gefühl haben, als würde man selbst im Cockpit sitzen. Aber ich genieße es weniger", erklärt Prost und ergänzt: "Ich kenne die Formel 1 noch, als sie sich jeden Tag weiterentwickelte, als es keine Restriktionen und laute Motoren mit zehn oder zwölf Zylindern gab. 1986 hatte ein Renault-Motor 1.400 PS. Aber ich weiß, dass es so nicht weitergehen konnte."
Fotostrecke: Die Formel-1-Karriere des Alain Prost
Bevor Michael Schumacher die meisten seiner Bestmarken knackte, war Alain Prost in vieler Hinsicht der Rekordmann der Formel 1. Bei 199 Grand-Prix-Starts glückten dem kleinen Mann aus Lorette an der Loire 51 Siege, 106 Podien und 33 Pole-Positions. Seine vier WM-Titel, drei davon für McLaren und einer für Williams, sind bis heute die einzigen Kronen, die sich ein Franzose sicherte. Doch kein Prost ohne Ayrton Senna: Die Rivalität mit dem Brasilianer bestimmte seine Karriere. Fotostrecke
"Es musste sich etwas ändern, aber da gibt es Dinge, die ich nicht verstehen kann, wie zum Beispiel die neuen Motoren im vergangenen Jahr. Sie waren eine große Enttäuschung. Für mich war das kein großer Schritt. Sie kosten eine Menge und es war nicht die richtige Zeit, denn die Fans sind nicht mehr so sehr an der Technik interessiert wie noch vor 20 Jahren", glaubt der Franzose, der zwischen 1980 und 1993 in der Königsklasse aktiv war.