• 20. November 2014 · 15:58 Uhr

"Jetzt wird's psychologisch": Mercedes, der Titel, das Duell

Lewis Hamilton gegen Nico Rosberg: Mercedes-Sportchef Toto Wolff spricht vor dem großen Formel-1-Finale über das Duell seiner beiden Silberpfeil-Piloten

(Motorsport-Total.com) - Es kann nur einen geben. Und genau dieser Umstand sorgt für Spannung beim Saisonfinale der Formel 1 in Abu Dhabi. Denn an diesem Wochenende muss eine Entscheidung fallen: Lewis Hamilton oder Nico Rosberg - einer der beiden Mercedes-Piloten wird den letzten Grand Prix des Jahres als neuer Weltmeister beenden. Doch vor den WM-Rivalen liegt noch weitaus mehr als eine Renndistanz.

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Lewis Hamilton und Nico Rosberg: Am Sonntag wird nur einer von beiden jubeln Zoom Download

Mercedes-Sportchef Toto Wolff glaubt nämlich, dass das Duell seiner beiden Fahrer vor dem Rennen noch einmal an Schärfe gewinnen wird. Und das auf sämtlichen Kanälen, die Hamilton und Rosberg zur Verfügung stehen. "Sie haben sich das ganze Jahr über nichts geschenkt. Natürlich müssen sie jetzt alles spielen, was es an psychologischen Spielchen zu spielen gibt", sagt Wolff in Abu Dhabi.

Er werde seinen Piloten dabei freie Hand lassen, solange sie damit nicht gegen interne Richtlinien verstoßen. "Das fällt uns natürlich leicht zu sagen, weil beide sind gute Jungs. Keiner von beiden ist hinterhältig", sagt Wolff. Transparenz laute die Zauberformel. "Und solange diese Regel gilt, haben wir kein Problem damit, wenn sie versuchen, den einen oder anderen psychologischen Vorteil zu gewinnen."

Rosberg ist zum Siegen verdammt

Sticheleien in der Presse oder Kommentare beim Briefing - all das gehöre dazu, meint der Mercedes-Sportchef. "Du musst dir einen Vorteil verschaffen und den anderen unter Druck setzen. Als Fahrer würde ich mir einfach alles anschauen, was ihn in der Vergangenheit unter Druck gebracht hat." Am allerbesten sei es aber vermutlich, Taten sprechen zu lassen und von Anfang an schnell zu fahren.


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Im Falle von Rosberg reicht das aber nicht aus. Er muss siegen, Hamilton darf dabei aber nicht Zweiter werden. Weshalb Wolff die Vorteile bei Hamilton liegen sieht: "Rein rechnerisch" befinde sich der Brite in der besseren Ausgangslage, "zu 90 Prozent" laut Wolff. Allerdings habe es in diesem Jahr auch schon ganz anders ausgesehen. "Auf die Mathematik", sagt Wolff, "sollte man sich also nicht immer verlassen."

So oder so, den Mercedes-Piloten stehe ein "hartes Rennen" bevor, meint der Sportchef. "Nico weiß, er muss gewinnen. Lewis will auf der Strecke zeigen, dass er der würdige Weltmeister ist." Bleibt die Frage, mit welcher Konsequenz beide zu Werke gehen werden. "Ich glaube aber nicht", meint Wolff, "dass es so weit gehen wird, dass sie sich gegenseitig ins Auto fahren. Dafür haben sie zu viel zu verlieren."

Psychologische Spielchen gehören dazu

Allerdings ecken Hamilton und Rosberg abseits der Rennstrecke durchaus aneinander, wenn auch nur verbal, wie Wolff hinzufügt: "Man merkt schon, dass es jetzt um etwas geht. Es ist ein bisschen intensiver. Beide versuchen, vieles von den Geräuschen um sie herum abzuhalten. Kommunikation wird nur noch mit denen betrieben, die absolut nötig sind für das Rennwochenende in Abu Dhabi."

Mercedes werde sich in dieser Sache neutral verhalten. Vor und nach dem finalen Grand Prix, sagt Wolff. "Wer auch immer die Meisterschaft gewinnt, wir werden nicht himmelhoch jauchzend durch die Gegend hüpfen, weil wir Respekt für den anderen haben. Wir werden allerdings auch nicht in eine Depression verfallen, weil er es nicht geschafft hat. Für uns geht es einfach um die richtige Balance."

Keine leichte Aufgabe, zumal die Emotionen nach dem Rennen unterschiedlicher kaum sein könnten. "Lewis hat gesagt: Es wird für einen der beste Tag, für den anderen der schlimmste Tag seines Lebens sein. Und das wissen wir", sagt Mercedes-Sportchef Wolff. "Da gibt es auch nicht viel, was wir daran ändern können." Allerdings habe er seine Piloten bereits auf die Zeit danach eingeschworen.

Alain Prosts Demut als Vorbild für den Verlierer?

Mit einem Interview, das die britische TV-Kommentatoren-Legende Murray Walker einmal mit Niki Lauda und Alain Prost geführt hat - nach der knappsten WM-Entscheidung aller Zeiten in Estoril 1984. Darin habe Prost, der Unterlegene im Titelkampf, den Erfolg seines Konkurrenten anerkannt und gewürdigt. Und während es für Lauda der letzte WM-Sieg war, wurde Prost später noch viermal Champion.

Ein Interview mit Symbolcharakter. So sieht es Wolff. Er meint: "Dieses Interview habe ich Lewis und Nico geschickt. Es ist eine ganz interessante Lektüre, wie die Niki und Alain aus dieser Sache herausgekommen sind. Und wer weiß, was die nächsten Jahre ergeben? Ich habe versucht, ihnen eine langfristige Perspektive zu geben. Ob es etwas hilft? Kurzfristig gesehen wohl eher nicht."

Kurzfristig gibt es nämlich einen großen Sieger und einen großen Verlierer, aber beide fahren für Mercedes. Eine schwierige Situation für Wolff und Co. "Natürlich werden wir den Weltmeister in der Öffentlichkeit präsentieren. Doch wir werden auch versuchen, das neutral zu machen. Das musst du, wenn du zwei Fahrer hast. Du musst beide respektieren. Beide verdienen es, gewürdigt zu werden."

Beide sind Sieger - geht das überhaupt?

Dies sei umso mehr der Fall, wo Hamilton und Rosberg mit intakten Chancen zum Saisonfinale nach Abu Dhabi gereist seien. Nach einem Jahr, das ganz im Zeichen dieses Duells gestanden habe, so Wolff. "Die Formel 1 ist auch eine Unterhaltungsbühne. Dieser Zweikampf ist wichtig für die Formel 1 und für die Saison gewesen." Und für Mercedes war die Ausbeute der Piloten schlichtweg perfekt.

"Die Situation", sagt Wolff, "in der wir uns befinden, ist nicht nur komfortabel, sondern ein Luxus. Wir haben die Konstrukteursmeisterschaft gewonnen und werden auch die Fahrermeisterschaft gewinnen, dort auf den Rängen eins und zwei liegen. Das wird es nicht alle Jahre geben." Offen ist demnach nur noch, wer letztendlich das Rennen macht. Doch dazu mehr am Sonntagabend in Abu Dhabi...

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