Die Formel 1 und der verlorene Grip
Viele Fahrer wünschen sich nach wie vor mehr Anpressdruck, denn die Formel 1 2014 ist besonders in den Kurven deutlich langsamer als zuvor - Felipe Massa hat eine Idee
(Motorsport-Total.com) - Zur Saison 2014 erlebte die Formel 1 ein wahre Revolution im Bereich des Reglements. Im Hauptfokus standen die neuen Hybridmotoren, die den wohl größten Schritt in Richtung Zukunft darstellten. Allerdings hat sich auf in Sachen Aerodynamik einiges getan. Nachdem die Boliden in den vergangenen Jahren annähernd perfekt im Wind standen, beschnitt die FIA das Regelwerk in dieser Hinsicht. Die Folge: niedrigere Kurvengeschwindigkeiten, schnellere Höchstgeschwindigkeiten.

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Die Formel 1 hat in diesem Jahr deutlich weniger Abtrieb als noch in der Vorsaison Zoom Download
Unter dem Strich bedeutet der reduzierte Anpressdruck jedoch langsamere Rundenzeiten - eines der Hauptargumente der momentan so zahlreichen Formel-1-Kritiker. Dass der Eindruck des Langsamfahrens auch im Auto spürbar ist, bestätigen diverse Fahrer. "Du hast wenig Grip", meint etwa Adrian Sutil gegenüber 'Sky'. "Die Kurven sind mit diesen Autos richtige Kurven geworden. Das Fahrzeug bewegt sich extrem viel. Man merkt, wie viel Abtrieb wir verloren haben."
Williams-Pilot Valtteri Bottas pflichtet ihm bei: "Es stimmt. In diesem Jahr sind die Kurvengeschwindigkeiten geringer. Aber andererseits sind die Fahrzeuge auf den Geraden schneller. Doch insgesamt sind die Rundenzeiten etwas angestiegen." Besonders bei gewissen Strecken, auf denen es sehr auf Anpressdruck in den Kurven ankommt, spüre man den Unterschied, weil "uns in diesem Jahr weniger Abtrieb zur Verfügung steht", so der Finne.
Später bremsen nicht mehr möglich
Sein Teamkollege Felipe Massa versucht die Regeländerungen zu verdeutlichen: "Man hat die Aerodynamik beschnitten, den mechanischen Grip aber gleich gelassen. Da hat sich also nichts verändert: Wir haben weiterhin Probleme damit, einem anderen Auto zu folgen." In diesem Jahr komme es schneller zu Fehlern, erklärt der ehemalige Ferrari-Fahrer. "Eine saubere Runde zu erwischen, ist jedenfalls nicht einfach. Das ist es nie."
Fahrer wollen Speed zurück
Die Fahrermeinungen zum Thema Geschwindigkeitsverlust sind zumeist ähnlich: Langsam ist negativ. "Natürlich wärst du gern immer schneller", stellt Bottas klar. "Ich hoffe, wir kommen da in der Zukunft wieder hin. Die Entwicklung steht ja nicht still. Wir müssen einfach sehen, ob das ausreicht." Schließlich sei selbst die GP2 mittlerweile recht nahe an der Formel 1 dran. Sutil teilt diese Meinung: "Grundsätzlich wäre es schön, wenn die Autos schneller werden als umgekehrt."
Sieht man von den Fahrern ab, so gibt es auch positive Stimmen zum Aerodynamikkonzept der Saison 2014. Ein Befürworter ist beispielsweise McLaren-Renndirektor Eric Boullier. "Man kann die Formel 1 als Spitze des Motorsports nicht nur über Rundenzeiten definieren. Sie ist die Spitze des Motorsports wegen der Technologie der Fahrzeuge und der Art, wie diese Autos bewegt werden." Davon ab ist sich der Franzose ganz sicher, dass die Formel 1 bald wieder so schnell wie zuvor sein wird - "vielleicht sogar schneller."
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Einen Verbesserungsvorschlag hat indes Williams-Fahrer Massa parat: "Ich denke, wir sollten eine Studie in Auftrag geben, um den mechanischen Grip zu erhöhen. Das ist möglich." Damit verweist der 33-Jährige auf die Vergangenheit der Formel 1: "Da gab es teilweise Riesenwalzen als Hinterräder. So weit müssen wir ja nicht gehen, aber etwas wir sollten tun - vielleicht die Reifen etwas vergrößern." Zunächst einmal wird die FIA aber vermutlich abwarten, inwieweit die Teams ihre Aerodynamik in Zukunft verbessern können.