• 17. März 2014 · 11:08 Uhr

Flüstermotoren: Spaßbremse und deshalb Fall für die Justiz?

Die Grand-Prix-Promoter laufen Sturm gegen die Turboaggregate: Vergraulen sie Fans und ruinieren Ecclestones Geschäftsmodell? Der 83-Jährige hat's geahnt...

(Motorsport-Total.com) - Für einige Piloten war der Klang der deutlich leiseren Formel-1-Motoren 2014 kein Ohrenschmaus. Sebastian Vettel sprach von einem "Staubsauger, der im Hintergrund läuft". Mit etwas Gewöhnung dürften die Klagen recht zügig verstummen, zumal einige Dezibel weniger ihre Vorteile haben: Der Boxenfunk ist für die Piloten deutlich besser zu verstehen, der Jubel von den Tribünen sogar im Fernsehen klar zu hören. Sorgen der Rennpromoter aber bleiben, Klagen vielleicht auch - nämlich vor Gericht.

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Die Fans in Melbourne mussten nicht unbedingt Ohrenstöpsel mitbringen Zoom Download

Die Veranstalter befürchten, dass der gedämpfte Sound der 1,6-Liter-Turboaggregate ein Risiko für ihr Business sind, weil er die Fans nicht auf die Tribünen lockt. "Es ist ein klarer Bruch unseres Vertrages", sagt Ron Walker gegenüber der Zeitung 'The Age'. Der Chef der Australian Grand Prix Cooperation (AGPC), dem Organisator im Albert Park, setzte sich in der Nacht zum Montag mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone in Verbindung: "Das ist nicht das, wofür wir gezahlt haben", beklagt Walker.

Er schiebt noch eine Warnung hinterher: "Das wird sich ändern." Notfalls will der Melbourne-Verantwortliche das offenbar juristisch bewirken, schließlich geht es um das Überleben. Bringt ein Veranstalter keine Eintrittskarten an den Mann, drohen rote Zahlen - die kann sich angesichts der horrenden Lizenzgebühren, die Ecclestone einstreicht, kaum einer leisten. "Wir sind eine Unterhaltungsfirma und müssen unterhalten", betont Walker, dem der Unmut der australischen Fans nicht geheuer ist.

Westacott spricht von Vertragsbruch

Der Sound war Down Under Dauerthema: "Jeder hat darüber gesprochen", weiß Walker. "Wenn man der Faszination etwas nimmt, wird es schwierig, die Tickets zu verkaufen." Auch sein Organisationschef Andrew Westacott beklagt dumpfere Klänge und verärgerte Fans, er fordert rasche Abhilfe. "Wir zahlen für ein Produkt, wir haben Verträge und die ganz, ganz, ganz genau im Auge - weil wir vermuten, dass es einen Vertragsbruch gab", erklärt Westacott gegenüber 'Fairfax Radio'. Das Gepolter der Australier ist aber auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass der Grand Prix seit Jahren unter Druck steht.


Fotostrecke: GP Australien, Highlights 2014

Die Unterschrift für eine Verlängerung des 2015 auslaufenden Vertrages hängt an der Regierung des Bundesstaates Victoria. Die will unbedingt sparen, schließlich pumpt der Steuerzahler schon jetzt rund pro Jahr rund 32 Millionen Euro in die Veranstaltung. Nehmen die Fans das Event nicht an, stehen Walker und Co. auf verlorenem Posten: "Man muss Nachfrage schaffen und ein Teil davon ist, dass die Leute das Geräusch von Rennwagen mögen", betont der AGPC-Boss. Der ganze Ärger kommt übrigens nicht unerwartet.

Ecclestone: Gesprächsbedarf mit Jean Todt

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Bernie Ecclestone und Jean Todt: Sprechen die beiden bald über den Sound? Zoom Download

Ecclestone selbst hatte schon vor zwei Jahren befürchtet, dass kleinere Motoren mit einer Menge Elektropower zwar dem Trend in der Automobilbranche hin zum so genannten "Downsizing" folgen und damit ein Lockmittel für Konzernvorstände sind. "Die Promoter aber glauben, dass die neuen Motoren das wegnehmen, weshalb die Leute zu den Rennen kommen: der Glamour und der Sound", so der Brite 2011 gegenüber dem 'Independant'. "Dann können sie keine Tickets verkaufen und uns nicht mehr bezahlen."

Kurzum: Auch Ecclestones Geschäftsmodell wackelt also. "Sie haben mit mir einen Vertrag und wenn sie dafür nicht zahlen, weil sie keine Eintrittskarten verkaufen, könnte ich sie darauf nicht festnageln", markierte der Zampano schon damals seinen Standpunkt und kündigte Gesprächsbedarf mit der FIA an. Den gibt es jetzt erst recht, schließlich wird es weiteren Grand-Prix-Veranstaltern so gehen wie Walker: "Wenn man auf der Tribüne saß, konnte man die Autos kaum die Gerade runterfahren hören. Ich war im Botanischen Garten und hörte den Doppelsitzer um den Kurs fahren, aber nicht die neuen Turbo-Autos."

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