• 01. Dezember 2025 · 06:10 Uhr

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Andrea Stella

McLaren läuft Gefahr, den größten "Fumble" in der Formel-1-Geschichte hinzulegen - Für Andrea Stella kann sich "der schmerzhafteste Tag meiner Karriere" wiederholen

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leserinnen und Leser,

Foto zur News: Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Andrea Stella

Verlieren Andrea Stella und McLaren tatsächlich noch den Fahrertitel? Zoom Download

"Was macht McLaren da?" - Genau diesen Satz, gefolgt von einem "WTF", schrieb ich gestern um 17:14 Uhr in unseren internen Redaktionschat, als ich sah, wie die beiden McLaren-Piloten hinter dem Safety-Car seelenruhig an der Boxeneinfahrt vorbeifuhren.

Nun ist man bekanntlich hinterher immer schlauer, doch so wie mir ging es vermutlich vielen Formel-1-Fans, die nicht verstanden, warum McLaren da gerade Max Verstappen Tür und Tor öffnete, das Rennen in Katar zu gewinnen und damit die WM-Entscheidung auf das Saisonfinale in Abu Dhabi zu vertagen.

Warum McLaren diese Strategie letztendlich wählte, das soll gar nicht Teil dieser Kolumne sein. Vielmehr geht es darum, dass McLaren spätestens seit gestern drauf und dran ist, den vielleicht größten "Fumble" in der Geschichte der Formel 1 hinzulegen.

Rückblick: Nach seinem Heimrennen in Zandvoort hatte Max Verstappen 104 Punkte Rückstand auf WM-Leader Oscar Piastri. Umgerechnet waren das mehr als vier Rennsiege, und selbst die größten Enthusiasten im "Team Verstappen" glaubten zu diesem Zeitpunkt wohl nicht mehr an einen fünften Titel in Serie.

Drei Monate später hat der Niederländer Piastri in der Weltmeisterschaft überholt und liegt vor dem Finale in Abu Dhabi lediglich zwölf Punkte hinter Lando Norris. Eine Situation, die es aus Sicht von McLaren - bei allem Respekt - niemals hätte geben dürfen.

Abu Dhabi 2010: Stellas "schmerzhaftester Tag"

Vor dem Saisonfinale in einer Woche dürfte nun vor allem Teamchef Andrea Stella einige unruhige Nächte haben. Denn zwar bedeuten die zwölf Punkte Rückstand, dass Verstappen weiterhin nicht aus eigener Kraft Weltmeister werden kann und auf einen weiteren Ausrutscher von Norris angewiesen ist.

Doch Stella weiß, wie es sich anfühlt, einen WM-Titel auf den letzten Metern noch zu verlieren. 2010 ging Ferrari-Pilot Fernando Alonso sogar mit einem Vorsprung von 15 Punkten auf Sebastian Vettel ins letzte Rennen in Abu Dhabi. Alonsos Renningenieur damals: Andrea Stella.


McLaren wirft WM-Chance weg: Schlägt jetzt Verstappen zu?

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Und die Geschichte ist bekannt: Während Alonsos WM-Träume hinter dem Renault von Witali Petrow endeten, holte Vettel seine erste von später insgesamt vier Weltmeisterschaften mit Red Bull. Stella selbst sagte vor einem Jahr dazu, dass es "bis heute immer noch der schmerzhafteste Tag meiner ganzen Formel-1-Karriere" sei.

Ob diese Aussage noch immer gilt?

Mindestens 50 Punkte unnötig verschenkt

Vermutlich schon, denn noch ist aus Sicht von McLaren nichts verloren. Doch alleine die Tatsache, dass sich das Abu-Dhabi-2010-Szenario für Stella 15 Jahre später wiederholen könnte, ist ein aus McLaren-Sicht komplett unnötiger Umstand.

Schaut man sich die Fehlerliste von Team und übrigens auch Fahrern an, kommt man kaum drumherum, Max Verstappen recht zu geben. Der Niederländer hatte am Katar-Wochenende erklärt, dass er wohl schon längst Weltmeister wäre, wenn der Red Bull in der ersten Saisonhälfte so schnell wie der McLaren gewesen sei.

Davon kann man halten, was man will, aber Fakt ist, dass McLaren in diesem Jahr - alleine auf Norris bezogen - bereits mindestens 50 Punkte selbstverschuldet verloren hat. Selbst wenn man nur auf die wirklich großen Fehler schaut, verlor Norris durch einen Crash in Kanada 10 Punkte für P5.

Dazu kommen 18 Zähler aus Zandvoort, wo Norris auf P2 liegend einen Motorschaden hatte, noch einmal 18 Punkte für die Disqualifikation in Las Vegas und jetzt noch einmal mindestens 3 weitere Pünktchen für die falsche Strategie in Katar. Macht alleine hier 49 Zähler, und da sind diverse kleinere Dinge noch gar nicht dabei.

Rechnet man zum Spaß einfach mal 50 Punkte auf Norris' aktuellen Punktestand auf, würde er mit 62 Zählern Vorsprung auf Verstappen nach Abu Dhabi reisen - und wäre in der Tat schon lange uneinholbar für den Niederländer.

Für Oscar Piastri könnte man übrigens eine ganz ähnliche Rechnung aufmachen, was nicht unbedingt dafür spricht, dass Verstappen mit seiner Einschätzung völlig danebenliegt.

Stella als Sinnbild fürs McLaren-Versagen?

Natürlich gehören Fehler im Motorsport dazu, und niemand kommt durch mittlerweile 30 Rennen in einer Saison (24 Hauptrennen plus 6 Sprints), ohne hier und da auch einmal Punkte liegenzulassen - auch Red Bull und Max Verstappen nicht.

Trotzdem hat man das Gefühl, dass die Fehlerquote bei McLaren in diesem Jahr viel zu hoch ist - vor allem für ein Team, das Weltmeister werden will. Dazu kommt seit Saisonbeginn die Diskussion um die "Papaya Rules", aber dieses Fass wollen wir an dieser Stelle nicht auch noch aufmachen.

Eigentlich war Andrea Stella bis jetzt das Gesicht des Aufschwungs bei McLaren. Unter seiner Führung holte man 2024 den ersten Titel in der Konstrukteurs-WM seit 26 Jahren, und in dieser Saison verteidigte man diesen sogar noch deutlich souveräner.

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Nun allerdings könnte sich das Blatt wenden und Stella zum zweiten Mal in seiner Karriere einen fast sicheren WM-Titel noch verlieren. Doch während er damals "nur" Renningenieur an der Boxenmauer war, könnte er dieses Mal als Teamchef zum Sinnbild für einen noch größeren "Fumble" als vor 15 Jahren werden.

Aber vielleicht kommt ja auch alles anders und in einer Woche haben wir doch einen McLaren-Weltmeister. Dann könnte sogar genau das Gegenteil passieren und Stella sein Abu-Dhabi-Trauma endlich überwinden.

Wer sonst noch schlecht geschlafen hat

Übrigens: Eigentlich hatte ich mir, wie auch mein Kollege Norman Fischer vor einer Woche, fest vorgenommen, nach Katar nicht schon wieder einen McLaren-Menschen zum Protagonisten dieser Kolumne zu machen.

Ich hätte zum Beispiel gerne etwas über Alexander Albon geschrieben, dem Carlos Sainz bei Williams inzwischen endgültig den Rang abgelaufen hat. Während der Spanier bereits sein zweites Podium holte, blieb "Platzhirsch" Albon bereits am siebten Sonntag in Folge ohne Punkte.

Oder über den neuen Formel-2-Champion Leonardo Fornaroli, der an diesem Wochenende als Rookie den Titel im Unterbau der Königsklasse gewann, aber trotzdem 2026 keine Aussicht auf ein Formel-1-Cockpit hat.

Die Frage, wie es sein kann, dass ein Fahrer in zwei aufeinanderfolgenden Jahren die Titel in Formel 3 und Formel 2 gewinnt, aber trotzdem nicht in die Formel 1 aufsteigt, muss nun ein anderes Mal besprochen werden. Vielleicht ja schon nächste Woche in Abu Dhabi.

Sofern McLaren uns nicht den nächsten WTF-Moment liefert.

Euer
Ruben Zimmermann

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