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McLaren im Chaos: Warum Austin wie ein Deja-vu von Singapur wirkt
Der Formel-1-Sprint Austin wird zum Spiegelbild des Grand Prix in Singapur: McLaren verliert beide Autos - und vielleicht mehr als nur Punkte
(Motorsport-Total.com) - Ein McLaren-Fahrer, der zu Beginn eines Rennens ein hohes Risiko eingeht, mit einem Dritten kollidiert und anschließend seinen Teamkollegen berührt - kommt einem das nicht bekannt vor?

© Getty Images North America
Der Zwischenfall in Kurve 1 in Austin: Piastri trifft Norris Zoom Download
Der Start des Sprintrennens in Austin erinnerte frappierend an den Start des Singapur-Grand-Prix vor zwei Wochen - nur dass diesmal die Rollen vertauscht waren und die Folgen weitaus gravierender: Piastris Berührung mit Norris beendete das Rennen für beide McLaren-Fahrer und bscherte WM-Außenseiter Max Verstappen acht Punkte ohne Gegenwehr.
Das soll nicht heißen, dass Piastri in Austin einen groben Fehler gemacht hat - ganz im Gegenteil. Doch ein so aggressiver Richtungswechsel in der steilen, breiten Kurve 1 des COTA ist riskant: Es ist praktisch garantiert, dass mindestens ein Auto auf der Innenseite hineinstechen dürfte.
Hatte Piastri nur Augen für Norris?
War Piastri vielleicht zu sehr darauf fixiert, seinen Teamkollegen zu schlagen, um dieses klassische Szenario einzukalkulieren?
Schlechte Nachricht: Es waren nicht nur eines, sondern gleich zwei Autos - Nico Hülkenberg wurde zwischen Piastri und Aston Martins Fernando Alonso eingeklemmt, hatte keinerlei Ausweichmöglichkeit, und die Berührung löste ein wahres Konfetti-Feuerwerk aus Kohlefaserteilen aus.
Dass McLaren-CEO Zak Brown sofort Hülkenberg die Schuld zuschob, war daher etwas rätselhaft - so verständlich sein Impuls ist, die eigenen Fahrer zu schützen. Das gerechteste Urteil für dieses texanische Kurve-1-Rodeo dürfte wohl lauten: Rennunfall.
Doch wenn man in der Meisterschaft führt, ist es manchmal besser, vorsichtig zu sein, als im Recht. Es wären für Piastri immerhin noch 19 Runden geblieben, um Norris zu jagen - beide McLaren hatten eine gute Chance, den nur mäßig schnellen Verstappen zu schlagen, statt ihm weitere Punkte zu schenken.
Dabei geht es hier nicht darum, Piastri an den Pranger zu stellen. Die eigentliche Frage lautet: Wenn man Lando Norris heißt und sich die Wiederholungen ansieht - wirkt das Ganze nicht verdächtig ähnlich wie in Singapur, wo Norris anschließend "Konsequenzen" zu spüren bekam, über deren genaue Natur McLaren Stillschweigen bewahrte?
Werden diese Konsequenzen nun rückgängig gemacht? Revidiert?
Wann ist es nicht mehr nur hartes Racing?
Man könnte argumentieren, dass weder Piastri noch Norris überhaupt Sanktionen verdient haben. Beide wollten schlicht ein Rennen gewinnen, fuhren hart, aber fair, und machten dabei eine kleine Fehleinschätzung - wie sie im Motorsport vorkommt.
Eine Kollision zwischen Teamkollegen ist zwar die Todsünde des Rennsports, doch wenn beide an der Spitze kämpfen, passiert so etwas eben.
Fairerweise muss man sagen, dass McLaren in dieser Situation mehr Mitgefühl verdient, als ihm derzeit entgegengebracht wird. Wahrscheinlich neun andere Teams würden liebend gern mit den "Luxusproblemen" des frisch gekrönten Konstrukteursmeisters tauschen.
Doch die Mannschaft hat es bislang geschafft, zwei Nummer-eins-Fahrer um den WM-Titel kämpfen zu lassen, ohne dass sie sich gegenseitig an die Gurgel oder auf die Barrikaden gehen.
Das ist bewundernswert - und in der Formel 1 nahezu beispiellos. Für neutrale Zuschauer ist es großartig, dass Norris und Piastri ihre eigenen Titelhoffnungen verfolgen können, ohne dass das Team den einen vorzeitig bevorzugt.
Aber der Schatten des unglücklichen Positionswechsels von Monza hängt weiter über der Mannschaft. McLaren scheint sich zunehmend in die Ecke zu manövrieren, um vermeintliche Ungerechtigkeiten auszubalancieren - in dem Versuch, das Unkontrollierbare zu kontrollieren: zwei der schnellsten Fahrer einer Generation in den leistungsstärksten Autos der Formel-1-Geschichte.
Und so steht das Teammanagement inzwischen stärker im Mittelpunkt als die Rennen selbst.
Ironischerweise hat McLaren, indem es nicht eingreifen wollte, am Ende vielleicht zu viel eingegriffen.
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Mit dem "Ausgleichsdrama" von Singapur und Austin hoffentlich abgehakt, bleibt nur die Frage: Können Norris und Piastri jetzt endlich einfach wieder Rennen fahren?