• 30. Juni 2025 · 04:40 Uhr

Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Jonathan Wheatley

Nach vielen Titeln mit Red Bull hat Jonathan Wheatley das Team verlassen und ist zu Sauber gewechselt. Viele fragten sich: Warum? In Spielberg gab es erste Antworten

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leserinnen und Leser,

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Jonathan Wheatley zeigt es Nico Hülkenberg an: Da will Audi in Zukunft hin Zoom Download

ich kann mich noch gut erinnern, genau vor einem Jahr ging ich im Fahrerlager des Großen Preises von Österreich in die Sauber-Hospitality und traf dort auf den damaligen Leiter von Audis Formel-1-Projekt, Oliver Hoffmann - der war jedoch, mehr als alles andere, mit Ex-Nationalspieler Maximilian Arnold und dessen Begleitung beschäftigt.

Und schon damals fragte ich mich, ob das so der richtige Fokus und Ansatz ist, für ein noch junges, praktisch neues Team: Den Glamour des sicherlich schillernden Formel-1-Umfeldes zu nutzen, um Stargäste - wie eben Fußballer aus der konzerneigenen Mannschaft des VfL Wolfsburg - zu hofieren?

Klar, Red Bull etwa macht das auch, traditionell und ganz besonders an diesem Wochenende wieder beim Heimspiel in Spielberg, wo etwa Jürgen Klopp da war - und sich kurz vor Rennstart ganz frech mal eben schnell den Chefsessel von Racing-Bulls-CEO Peter Bayer schnappte. Klopp kann eben nur Boss.

Hoffmann riss Seidl mit in den Abgrund

Oliver Hoffmann war damals, vor zwölf Monaten, so etwas wie der Jürgen Klopp des Audi-Sauber-Projekts. Mit Bart und - zumindest früher, vor der äußerlichen Generalüberholung des Werbephänomens von Mainz, Dortmund, Liverpool und nun eben Fuschls - auch Brille, bestand sogar eine gewisse optische Ähnlichkeit zu "Kloppo". Nur in Sachen Erfolg trennten die beiden dann doch Welten.

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Kurz vor dem Aus für beide: Seidl und Hoffmann vor einem Jahr in Spielberg Zoom Download

Denn damals war Sauber Letzter in der Konstrukteurs-WM, mit null Punkten. Vielleicht auch ein Grund, warum Red Bull - nach Seriensiegen und Titeln - der Star-Auflauf irgendwie besser zu Gesicht steht. Und warum Hoffmann, nur wenige Tage nach dieser Momentaufnahme, auch schon Geschichte war.

Allerdings: Er riss damals den Mann mit in den Abgrund, zu dem ich eigentlich wollte, bei besagtem Hospitality-Besuch mit Arnold und Anhang: Dem damaligen Sauber-CEO Andreas Seidl. Der nämlich wurde zum Bauernopfer des Sturms um Hoffmann und musste am Ende eines Machtkampfes, der nur Verlierer kannte, ebenfalls gehen.

Audi ermöglicht Wheatley den Sprung in Reihe eins

Dabei war Seidl zuvor stark eingeschränkt, denn die vollständige Audi-Übernahme des Rennstalls zog sich lange hin - und selbst als sie durch war, hatte der Deutsche noch nicht die vollen finanziellen Mittel zur Verfügung, konnte das Geld nicht an die richtigen Stellen verteilen, kurzum nicht schalten und walten, wie er wollte - und dann hatte er ja mit Hoffmann auch noch diesen Counterpart, der immer alles besser wusste.

Doch Audi machte sich am Ende gar nicht mehr die Mühe, aufzudröseln, wer nun was verbockt hatte und wer wofür verantwortlich war: Man rasierte einfach beide - klassische Großkonzernpolitik eben - und installierte eine vermeintlich bessere Lösung. Erst Mattia Binotto, wenig später dann auch noch Jonathan Wheatley. Zwei Königsfiguren bei ihren ehemaligen Teams, der eine bei Ferrari, der andere bei Red Bull.

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Gabriel Bortoleto, Mattia Binotto und Jonathan Wheatley im Gespräch Zoom Download

Doch während Binotto bei der Scuderia als Teamchef schon einmal an vorderster Front stand - was damals bereits den ein oder anderen Beobachter wunderte, ist der Italiener doch in erster Linie ein großartiger Techniker und war in seiner letzten Rolle bei den Roten vielleicht gar nicht so ideal besetzt - agierte Wheatley bei Red Bull zwar äußerst erfolgreich, aber als Sportdirektor und de facto "Gehirn" am Kommandostand eher in der zweiten Reihe.

Mit seinem Wechsel zum ambitionierten Audi-Projekt und in die Teamchef-Rolle änderte sich das. Und nun, nach grob einer Saisonhälfte, scheint die personelle Umstrukturierung endlich Früchte zu tragen. Das letzte Mal, dass beide Sauber-Piloten in den Punkten landeten - kurioserweise ebenfalls auf den Plätzen acht und neun - war 2023 in Katar.

Mit letztgenanntem Land ließe sich zum Audi-Projekt zwar auch ein schöner Bogen spannen, doch das würde an dieser Stelle zu weit führen - und dass man den Bogen Katar nicht überspannen sollte, na das stellte in Spielberg am Sonntag ja gerade ein Kranwagenfahrer eindrucksvoll unter Beweis...

Red Bull vermisst offenbar nicht nur Adrian Newey

Zurück zu Sauber also, genauer gesagt zu Wheatley: Während seine beiden Piloten in die Punkte rasten, schafften das die Fahrer seines großen Ex-Teams von Red Bull am Sonntag nicht - zum ersten Mal nach 77 Punkteankünften in Folge wohlgemerkt. Wann immer bei den Bullen dieser Tage Dinge schiefgehen, die früher noch wie am Schnürchen klappten, fällt allerdings Wheatleys Name.

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Großer Respekt: Auch Max Verstappen hat Jonathan Wheatley viel zu verdanken Zoom Download

Gemeinsam mit Adrian Newey dürfte er der Mann sein, der dem einstigen Erfolgsrennstall aus Milton Keynes am meisten fehlt: Und über dessen seit einem Jahr andauernde Formkrise - manche glauben mit Blick auf die neuen Regeln 2026 sogar an den dauerhaften Niedergang - so langsam auch die oftmaligen Fabelleistungen von Max Verstappen nicht mehr hinwegtäuschen können.

Während sich immer noch hartnäckige Gerüchte über einen Abgang des Weltmeisters in Richtung Mercedes halten, während Christian Horner gefühlt immer noch alle Hände voll zu tun hat, die Spätfolgen der Affäre um seine Person wieder glattzubügeln, die im Teamgefüge tiefe Furchen hinterlassen haben, hat Wheatley all diese Probleme für eine neue Zukunft hinter sich gelassen - und damit womöglich viel richtig gemacht.

Wheatley führt Seidls Mission erfolgreich fort

Denn die jüngsten Updates, vor allem am Unterboden, haben offenbar voll eingeschlagen - und Saubers drittes Rennen in den Punkten en suite scheint die ersten Knospen dessen zu zeigen, was da ganz langsam beginnen könnte zu blühen, zwischen Hinwil und Neuburg an der Donau. Zumal mit dem neuen Führungsduo auch die Gewaltenteilung deutlich besser verteilt zu sein scheint als zuvor bei Hoffmann und Seidl.

So kümmert sich Binotto einerseits um die Berührungspunkte mit dem Konzern, auch zu Audi-Oberboss Gernot Döllner - und kann als wahrer Insider des Sports deutlich besseres Feedback geben als sein vermeintlicher Vorgänger in der Mittelsmann-Rolle - er packt aber auch in Sachen technischer Neuerungen mit an, schließlich kommt Binotto wie erwähnt ja aus diesem Bereich und hat dort seine Expertise.

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Gefragter Gesprächspartner im Paddock: Jonathan Wheatley in neuer Rolle Zoom Download

Parallel dazu kann sich Wheatley viel besser auf das sportliche Kerngeschäft konzentrieren, kann in Ruhe in Hinwil mit dem Team arbeiten und sich um die Verbesserung aller Werkzeuge kümmern, wie etwa dem Simulator oder der Fabrik, die nun ausgebaut und auf Vordermann gebracht wird, weil alles einfach schon etwas in die Jahre gekommen ist.

Ein Umstand, der übrigens auch Seidl aufgefallen war, bei dessen Behebungsversuch ihm wie gesagt jedoch die Hände gebunden waren. Wheatley, so scheint es, hat nun mehr Glück und ein deutlich besseres Timing erwischt. Und profitiert teilweise auch noch von Entscheidungen, die der Deutsche vor über einem Jahr in die Wege geleitet hat.

Hülkenberg und Bortoleto: Audi mit harmonischem Duo

Wie der Verpflichtung von Nico Hülkenberg etwa. Denn auch das zeigt sich dieses Wochenende in Spielberg, bei der Fahrerwahl hat sich Audi tatsächlich gut aufgestellt: Zum noch von Seidl unterschriebenen Routinier kam am Ende der vergangenen Saison dann noch der amtierende Formel-2-Meister Gabriel Bortoleto hinzu.

Propagierten vor allem die Boulevard-Medien hierzulande doch lauthals Mick Schumacher für das zweite Audi-Cockpit - und gab es darüber hinaus auch viele Stimmen, vielleicht doch lieber am glücklosen Valtteri Bottas festzuhalten - steht ein halbes Jahr später fest, dass Sauber mit dem gewählten Mix aus Erfahrung und Talent genau die richtige Mischung getroffen hat.

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Nackte Tatsachen bei Sauber: Hülkenberg gratuliert Bortoleto auch textilfrei Zoom Download

Hülkenberg hat nicht zuletzt bei Haas bewiesen, dass er ein Team voranbringen und aufbauen kann. Mit Bortoleto indes hat man einen aufstrebenden Jungstar verpflichtet, der sich vor den anderen Rookies der aktuellen Generation nicht verstecken muss - ganz im Gegenteil sogar, wie das bockstarke Spielberg-Wochenende verdeutlichte.

Mit diesem Duo kann Audi beruhigt in die Zukunft gehen - zumal sich beide Piloten auch noch gut verstehen, es zwischen ihnen von Anfang an menschlich geklickt hat: So wie in China zum Beispiel, als Hülkenberg etwas ins Auge bekam, und auf einmal Bortoleto mit einem Verbandskasten im Fahrerzimmer vor ihm stand, und ihm seine Hilfe anbot.

Im Umkehrschluss demonstrierte der "Hulk" am Sonntag in seinen Interviews echte Freude über das Ergebnis des Teams und seines Stallgefährten - auch, als er nur im Handtuch bekleidet aus der Dusche hüpfte, um dem Rookie in der Sauber-Hospitality zu den ersten Punkten seiner F1-Karriere zu gratulieren.

Ein herzlicher und herrlich bodenständiger Moment - der vom Image auch viel besser passt zur urigen Truppe aus Hinwil, zu dem Underdog, der die Mannschaft am Beginn der Reise mit Audi trotzdem noch ist. Dafür braucht es keine Fußballstars, keine dicken Uhren oder teuren Anzüge. Das kann man alles getrost ablegen - nur Hülkenberg sein Handtuch bitte nicht...

Euer Frederik Hackbarth

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