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Marko nach McLaren-"Demonstration": "Meisterschaft muss man abschreiben"
Helmut Marko findet nach der Pleite beim Red-Bull-Heimspiel klare Worte: WM jetzt "ganz schwierig", McLaren "unglaublich" und Tsunoda "völlig ohne Selbstvertrauen"
(Motorsport-Total.com) - Dominanter Doppelsieg für McLaren, während Max Verstappen in Spielberg schon nach drei Kurven draußen ist - viel schlechter hätte es beim Heimspiel für Red Bull am Sonntag nicht laufen können, verfehlt doch auch Yuki Tsunoda die Punkteränge und sorgt dafür, dass das Team erstmals nach 77 Zielankünften in den Punkten wieder ohne WM-Zähler bleibt.
"Toll, dass wir uns dafür den österreichischen Grand Prix ausgesucht haben - also die Erwartungen waren andere", zeigt sich Marko nach dem Nuller für seine Truppe im ORF bedient. Doch bereits nach wenigen Metern werden die Hoffnungen zunichte gemacht, allen voran durch Kimi Antonelli, der sich beim Anbremsen zu Kurve drei verschätzt und den Weltmeister aus dem Rennen schießt.
"Max hatte einen sehr guten Start, hat sich dann taktisch, finde ich, sehr gut an die Außenbahn platziert beim Anbremsen. Da dachte man eigentlich, er hat noch einen überholt", berichtet Marko: "Und dann kommt aus dem Nichts Antonelli mit blockierenden Rädern angeschossen - also leider hat er bei weitem seinen Bremspunkt verpasst und hat dann den Max voll abgeräumt", schildert der Österreicher.
"Außer Reichweite": Marko wundert sich über Piastri
Zur genauen Beschädigung am Red Bull will sich Marko noch nicht äußern, "aber es war schon ein ziemlich starker Impact". An ein Weiterfahren ist für Verstappen danach nicht mehr zu denken, was den Niederländer laut Marko zumindest die Chance auf ein Podium kostet: "So wie es ausgesehen hat, in unserer Zeitanalyse, hätten wir um Platz drei kämpfen können", sagt der 82-Jährige.
Gegen McLaren an der Spitze wäre ohnehin kein Kraut gewachsen gewesen: "Die McLaren waren außer Reichweite - unglaublich das Tempo bei der Hitze. Und was für uns noch unverständlicher ist: Piastri ist teilweise im Abstand von ein bis zwei Sekunden hinter Norris X Runden gefahren, ohne dass er einen Leistungsabfall hätte, ohne dass er Reifenprobleme kriegt. Also das zeigt, welches Potential in dem Auto ist."
Für Marko mit Blick nach vorne beängstigend: "Eine halbe Sekunde auf dieser Strecke, das ist alarmierend, weil wenn wir das hochrechnen, dann sind wir in Silverstone 1,5 Sekunden hinten", sagt der Grazer, der deshalb in Bezug auf McLarens Pace klare Worte findet: "Das hier war eine Demonstration, die uns, würde ich fast sagen, ja ... Meisterschaft muss man abschreiben."
Wurz: Red Bulls WM-Hoffnungen "fast gestorben"
Auf die Nachfrage, ob Red Bull den Titelkampf wirklich schon aufgibt, obwohl die Saison noch nicht einmal bei Halbzeit ist, fügt Marko hinzu: "Mit dem Rückstand und wenn wir nicht bald aufschließen, dass wir aus eigener Kraft gewinnen können ..." Der Österreicher schüttelt den Kopf: "So wie die Performance von McLaren ist: Die haben einmal einen Durchhänger gehabt, das war Kanada, weil sie neue Teile gebraucht haben - auf das kann man sich auch nicht verlassen. Also, schaut nicht gut aus."
Zumal ORF-Experte Alex Wurz noch einen weiteren Schlüsselfaktor einwirft: "Der Rückstand ist groß - wohl wissend, dass sich alle Teams jetzt mit dem neuen Reglement für 2026 darauf fokussieren müssen. Es gibt wenige Upgrades, die da doch kommen. Also die Hoffnung, dass man das performancetechnisch noch umdrehen kann, die ist fast, oder zumindest halb gestorben, mit dieser Performance von McLaren an dem Wochenende."
Marko sieht es ähnlich: "Diese Dominanz bei solch hohen Temperaturen, die sind ja teilweise eine halbe bis eine Sekunde schneller gefahren als die Ferrari dahinter, das wäre unmöglich für uns gewesen oder für jeden anderen auch. Und wie man das aufholen soll, ist uns ehrlich gesagt nicht klar", räumt der Red-Bull-Berater ein, dass man diesbezüglich "schon länger am Rästeln" sei. Hinzu käme "das Ausmaß von 60 Punkten, das sind fast drei Siege. Das ist ganz schwierig."
Ganz schwierig ist das Rennen einmal mehr auch für den zweiten Red Bull von Yuki Tsunoda: Der Japaner krebst von Startplatz 18 aus im Hinterfeld herum, handelt sich eine 10-Sekunden-Strafe für das Umdrehen von Franco Colapinto ein, und beendet den Grand Prix schlussendlich mit zwei Runden Rückstand als 16. und Letzter.
Tsunoda hat "überhaupt keinen Speed gezeigt"
"Aber viel alarmierender [als die Strafe] war, dass er überhaupt kein Speed gezeigt hat", fällt Markos hartes Urteil aus: "Der ist momentan völlig ohne Selbstvertrauen. Aber das ist das Phänomen Verstappen, dass die neben ihm fahrenden zerbrechen - in erster Linie vom Druck her, aber auch von der Gesamtsituation: Jetzt müssen wir halt schauen, wie wir den Yuki halbwegs stabilisieren", sagt der Grazer.
Ganz hat Marko die Hoffnung in den Japaner zumindest noch nicht aufgegeben: "Dass er Zeiten fahren kann, beweist er ja in den freien Trainings. Aber wenn es dann ernst wird, dann - ich würde nicht sagen kollabiert er - aber dann funktioniert nichts mehr."
Ein Horrorszenario, dass Red Bull nächstes Jahr ausschließlich von Tsunoda und den Junioren abhängig sein könnte, weil sich Verstappen dazu entschließt das Team zu verlassen, weist Marko aber ins Reich der Fabel: "Ich nehme an, dass man so ein Rennen ausnützt", schmunzelt er zwar mit Blick auf die Gerüchteküche rund um den Weltmeister und allen voran Mercedes.
Sorge vor Max-Abgang? "Gibt überhaupt keinen Grund"
"Aber nochmals: Verstappen hat - und ja, jetzt kann man das dann dabei belassen - einen Vertrag bis 2028. Wie alle Topfahrer gibt es da Ausstiegsklauseln, die auf Leistung basieren - und nach derzeitigem Stand ist überhaupt kein Grund, dass dieser Vertrag nicht erfüllt werden könnte", unterstreicht Marko, dass alle Parameter "derzeit so sind, dass keinerlei Sorge für einen Ausstieg da ist".
Nachfragen nach Details zu der Klausel blockt Marko lachend ab: "Details kann ich leider schwer ausrechnen und erinnere mich nicht." Er wiederholt jedoch: "Was ich vorhin gesagt habe, war, glaube ich, recht klar."
Red Bulls ganzer Fokus gelte also nicht diesen Nebenkriegsschauplätzen, sondern der Verbesserung der sportlichen Situation: "Wir müssen schauen, wie wir da wieder rauskommen", sagt Marko - und hat zumindest für Silverstone leise Hoffnung: "Da ist Schlechtwetter, der Kurs schneller, und wir bringen einige Updates", verrät der Red-Bull-Berater: "Also ja, wir sind positiv gestimmt." Nur eben nicht mehr mit Blick auf die WM.