• 23. Oktober 2023 · 03:19 Uhr

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Fernando Alonso

Der große Hype ist endgültig vorbei: Aston Martin ist zumindest auf dem Papier wieder genau dort angekommen, wo man auch vor zwölf Monaten schon war

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leserinnen und Leser,

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Fernando Alonso kämpft aktuell nur noch mit stumpfen Waffen Zoom Download

zu Beginn der Formel-1-Saison 2023 schien sich ein kleines Märchen abzuzeichnen: Ausgerechnet Fernando Alonso, der bei den Teamwechseln in seiner Karriere - vorsichtig formuliert - nicht immer das beste Händchen hatte, schien im hohen Rennfahreralter noch einmal der ganz große Wurf gelungen zu sein.

Mit damals 41 Jahren wagte der Spanier noch einmal den Wechsel zu Aston Martin. Ein Schritt, den zunächst nicht alle nachvollziehen konnten. Denn Alonsos Ex-Teams Alpine hatte in der Saison 2022 den vierten WM-Rang belegt, Aston Martin quälte sich mühevoll auf Rang sieben.

Doch bereits nach dem Wintertest in Bahrain mussten die Skeptiker Abbitte leisten. Aston Martin hatte scheinbar nicht nur Alpine und das gesamte restliche Mittelfeld überholt. Einige Experten sahen im AMR23 sogar ein Siegerauto - und die ganz großen Optimisten sogar einen WM-Kandidaten.

Tatsächlich fuhr Alonso in den ersten sechs Saisonrennen mit seinem neuen Auto fünfmal aufs Podium, und obwohl Teamkollege Lance Stroll mit den starken Alonso-Ergebnissen nicht mithalten konnte, etablierte sich Aston Martin in der WM als erster Red-Bull-Verfolger.

Vier Rennen vor Ende der Saison ist davon nicht mehr viel übrig.

Abwärtstrend inzwischen nicht mehr zu leugnen

Bereits vor der Sommerpause zeichnete sich ein Abwärtstrend ab. McLaren gelang mit einem großen Updatepaket ein riesiger Sprung nach vorne, bei Mercedes zahlte sich ein Wechsel des Konzepts aus, und auch Ferrari konnte die anfänglichen Schwächen des SF-23 zumindest etwas korrigieren.

Aston Martin dagegen trat auf der Stelle. Zuerst wurden die Podestplätze weniger, irgendwann kämpfe man nur noch am hinteren Ende der Top 10. Und zuletzt punktete Alonso in zwei der vergangenen vier Rennen gar nicht mehr.

Nun sei dabei fairerweise erwähnt, dass der Spanier an diesem Wochenende wohl aus der Boxengasse noch in die Punkte gefahren wäre, wenn es keinen Schaden an seinem Unterboden gegeben hätte. Trotzdem war auch Austin wieder ein Wochenende, das meilenweit von der Form des Saisonbeginns entfernt war.


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Bei Aston Martin selbst wollte man lange nichts von einem Abwärtstrend wissen. Mal hieß es, die Strecke passe einfach nicht so gut zum Auto. Dann waren die Reifen schuld, ein anderes Mal hatte man im Qualifying Pech mit Verkehr und so weiter.

Irgendwann räumte man aber auch in Silverstone ein, dass man bei der Entwicklung des AMR23 irgendwo falsch abgebogen sein muss. "Wir denken, dass wir in ein oder zwei Situationen nicht die richtige Entscheidung getroffen haben", so Teamchef Mike Krack damals.

Alonso selbst verteidigte sein Team noch an diesem Wochenende und erklärte vor dem Austin-Rennen: "Wenn man im Fahrerlager jemanden fragen würde, wer die bessere Saison hatte, Aston Martin oder McLaren, 99 Prozent würden McLaren sagen."

"McLaren liegt aber elf Punkte hinter uns. Bislang also können wir behaupten: Wir hatten die bessere Saison, denn aktuell stehen wir noch vorne", so Alonso. Doch selbst dieses Argument ist mit dem Rennen in Austin obsolet geworden.

Seit Singapur weniger Punkte als 2022 geholt

Denn durch den dritten Platz von Lando Norris zog McLaren in der WM erstmals in diesem Jahr an Aston Martin vorbei. Auch wenn Alonso selbst nicht müde wird zu betonen, dass man "stolz" auf die Saison 2023 sei, kann der Spanier aktuell eigentlich nicht besonders gut schlafen.

Denn Fakt ist, dass Aston Martin auf dem Papier mittlerweile wieder dort angekommen ist, wie man vor exakt einem Jahr auch stand. In den Rennen in Singapur, Japan und den USA holte man in der Saison 2022 insgesamt 24 WM-Punkte.

In diesem Jahr waren es seit Singapur lediglich 15 Zähler - obwohl es mit Katar sogar ein Rennen mehr und in Doha und Austin auch noch zwei Sprints gab. Während es Aston Martin im Vorjahr schaffte, sich nach einem völlig verkorksten Saisonstart noch zu erholen, geht es 2023 genau in die andere Richtung.


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Ein bisschen erinnert es an das Ferrari-Schicksal 2022. Die Scuderia startete damals mit einem unheimlich starken Auto und war zu Beginn der Saison sogar der große WM-Favorit - bevor man ab dem Sommer kein einziges Rennen mehr gewinnen konnte.

Bis heute hat sich Ferrari davon nicht mehr erholt. Zwar gewann Carlos Sainz das Rennen in Singapur vor einigen Wochen, doch insgesamt steht Ferrari 2023 bei gerade einmal fünf Podestplätzen. So viele hatte man 2022 bereits nach den ersten drei Rennen auf dem Konto.

"The trend ist your friend", lautet eine alte Börsenweisheit. Und Alonso ist inzwischen lange genug dabei, um zu wissen, dass die Aktien von Aston Martin aktuell eher fallen als steigen (übrigens auch an der echten Börse, aber das ist eine andere Geschichte).

Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass dem Team über den Winter noch einmal so ein großer Wurf wie in diesem Jahr gelingt. McLaren hätte nach dem Saisonstart schließlich auch kaum jemand zugetraut, zu diesem Zeitpunkt im Jahr regelmäßig der erste Red-Bull-Verfolger zu sein.

War 2023 Alonsos letzte große Chance in der Formel 1?

Trotzdem fehlt zumindest mir aktuell der Glaube daran, dass Aston Martin 2024 plötzlich wieder so stark wie zu Beginn der Saison 2023 sein wird. Er selbst sagt es zwar nicht, aber ich vermute, dass es Alonso auch lieber wäre, wenn Aston Martin jetzt schnell wäre anstatt zu Saisonbeginn.

Denn zwar stand der Spanier da regelmäßig auf dem Podium, doch Red Bull war in dieser Phase absolut unantastbar. Jetzt, wo die Bullen plötzlich hin und wieder wackeln, sind es andere, die die Lorbeeren abstauben: Sainz mit seinem Sieg in Singapur, Oscar Piastri beim Sprintsieg in Katar.

Und Alonso? Der kann wie so oft in seiner Karriere wieder einmal nur zuschauen. Und was ihn dabei besonders nerven dürfte, ist die Tatsache, dass es wieder einmal nicht in seiner Hand liegt. Seinen Teamkollegen hat er im internen Qualifying- und Rennduell jeweils klar mit 16:2 im Griff.

Selbst Helmut Marko erklärte kürzlich, dass der Spanier aktuell der einzige Fahrer neben Lewis Hamilton sei, dem er es zutraue, im gleichen Auto neben Max Verstappen bestehen zu können. Doch nun kämpft der inzwischen 42-Jährige wieder einmal mit stumpfen Waffen.

Mag sein, dass Alonso das in seinem Alter mittlerweile ganz entspannt sieht. Vielleicht ist er mit sich und seiner Karriere so sehr im Reinen, dass er es akzeptiert, nie wieder ein Rennen oder gar einen WM-Titel in der Formel 1 zu gewinnen.

Ich persönlich glaube allerdings, dass Alonso zu Beginn des Jahres tatsächlich die Hoffnung hatte, dass er mit seinem Wechsel zu Aston Martin, höchstwahrscheinlich dem letzten in seiner Karriere, doch noch einmal das ganz große Los gezogen haben könnte.

Mehr als ein halbes Jahr später hat diese Hoffnung zumindest einen großen Dämpfer bekommen.

Euer Ruben Zimmermann

Übrigens: Warum Teamkollege Lance Stroll eine deutlich bessere Nacht gehabt haben dürfte, das erklärt euch mein Kollege Stefan Ehlen in unserer Schwesterkolumne!

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