• 11. November 2025 · 10:46 Uhr

Letzter Stopp unnötig: Hätte Verstappen in Brasilien gewinnen können?

Max Verstappen fliegt in Brasilien durchs Feld, doch hat eine fragwürdige Red-Bull-Strategie ihn den Sieg gekostet? Das sagen die Daten!

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen zeigte einmal mehr eine sensationelle Aufholjagd auf dem Autodromo Jose Carlos Pace. Nachdem der Niederländer im Vorjahr von Platz 17 auf den ersten Platz vorfahren konnte, machte er 2025 erneut 16 Positionen gut. Von Rang 19 aus der Boxengasse gestartet, ging es bis auf das Podium nach vorne - doch hätte mit einer besseren Strategie sogar der Sieg drin sein können?

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War der Wechsel auf Soft ein Fehler für Max Verstappen? Zoom Download

Mit dem harten Reifen gestartet, war der Plan anfangs vermutlich, auf eine Overcut-Einstoppstrategie zu setzen. Da das Feld eng beisammen lag und Überholen in den DRS-Zügen schwierig werden würde, wollte Red Bull den langsamen Reifen wohl früh aus dem Weg räumen, um am Ende mit einem größeren Reifendelta gegen die Konkurrenz zu punkten. P6 schien dabei ein realistisches Resultat.

Verstappen ereilte früh im Rennen jedoch ein Plattfuß - der einzige harte Reifensatz war damit hinüber. Immerhin konnte man den Wechsel auf Mediums unter dem virtuellen Safety-Car absetzen, wenngleich es deutlich besser gewesen wäre, wenn der Plattfuß früher im Rennen aufgetreten wäre und man den Stopp unter einem echten Safety-Car hätte durchführen können.

War der Plattfuß ein Segen für Verstappen?

Im Nachhinein sollte sich das jedoch als Segen erweisen, denn der harte Reifen war schlicht zu langsam. Verstappen erklärte: "Der harte Reifen - ich wusste nicht, ob er wirklich gut sein würde", so der Niederländer nach dem Rennen. "Mit dem Medium fühlte ich mich wohl, mit dem Soft auch. Was den harten Reifen angeht, hatte der Medium meiner Meinung nach anfangs etwas mehr Grip."

"Aber gleichzeitig fährt man in schmutziger Luft, rutscht nur herum, sodass es unmöglich ist, das zu beurteilen. Aber sicher ist, dass es nicht ideal war." Möglicherweise kann Aston Martin die Antwort liefern, denn sowohl Fernando Alonso als auch Lance Stroll starteten wie Verstappen auf dem harten Reifen.


Letzter Stopp unnötig: Hätte Verstappen gewinnen können?

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Verstappens Aufholjagd beim Großen Preis von Sao Paulo war einmal mehr sensationell, doch wäre für den Red Bull-Piloten sogar der Sieg drin gewesen? Weitere Formel-1-Videos

Gestartet von den Plätzen 11 und 14, kamen die beiden auf den Rängen 14 und 16 ins Ziel. Grund dafür war vor allem ein zu langsamer erster Stint auf dem harten Reifen, der Aston Martin unter Zugzwang brachte und schließlich doch in eine Zweistoppstrategie manövrierte.

Gut möglich also, dass Verstappens Aufholjagd mit dem harten Reifen deutlich schleppender verlaufen wäre und es am Ende nicht einmal für ein Podium gereicht hätte. Auch Pirelli-Sportchef Mario Isola analysiert: "Der harte Reifen kam nicht wirklich zum Tragen, da er auf einer Oberfläche, die durch den Regen am Morgen zurückgesetzt worden war, stark zum Rutschen neigte."

Hatte Max Verstappen die Pace zum Sieg?

Was sich nach Verstappens erstem Stopp zeigte, war beeindruckend. In seinen ersten Runden ohne Verkehr war er sechs Zehntel pro Runde schneller als Lando Norris an der Spitze und konnte somit ziemlich schnell wieder Anschluss ans Mittelfeld herstellen. Durch einige Überholmanöver und bereits frühe Boxenstopps wurde Verstappen der Weg freigeräumt. Schon in Runde 21 lag er auf Platz fünf, obwohl er 13 Runden zuvor noch aussichtslos auf Rang 18 unterwegs war.

Erneut war Verstappen in freier Fahrt, doch nun fiel der Vergleich zu Norris an der Spitze schlechter aus. Der Weltmeister war nun rund eine Zehntel pro Runde langsamer als der McLaren - trotz sieben Runden frischerer Reifen. Verstappen sagte nach dem Rennen: "Noch einmal an die Box zu fahren, mit dem Medium wieder ganz hinten im Feld zu sein und dann wieder nach vorne zu fahren - ich glaube, das hat den ersten Stint auf dem Medium ein bisschen beeinträchtigt."

Deutlich vergleichbarer ist daher der zweite Stint von Lando Norris mit dem dritten von Verstappen. Norris kam in Runde 30 an die Box, um sich Soft-Reifen abzuholen, Verstappen boxte in Runde 34 - erneut für Mediums. Beide Stints waren 20 Runden lang. Norris kam im Stintschnitt auf eine 1:14,324, Verstappen war rund sechs Zehntel schneller mit einer 1:13,738.

Da Norris etwa vier Runden früher zum Reifenwechsel kam, fuhr er den Stint mit etwas mehr Sprit - genauer gesagt rund 6,2 Kilogramm. Zehn Kilogramm entsprechen in Brasilien etwa 0,232 Sekunden an Rundenzeit, der Spritfaktor erklärt also nur 0,143 Sekunden und damit nicht das gesamte Delta von knapp sechs Zehnteln.

Hinzu kommt aber, dass der Soft-Reifen im Rennen generell der etwas schlechtere Rennreifen war. Die Zweistoppstrategie wurde am Sonntag überwiegend mit zweimal Medium und nur einmal Soft gefahren. Der Reifenunterschied dürfte über einen Stint hinweg aber kaum mehr als zwei Zehntel pro Runde betragen haben.

Im letzten Stint drehte sich der Spieß um: Verstappen auf Soft, Norris auf Medium. Der Niederländer war erneut schneller, dieses Mal aber nur um etwa zweieinhalb Zehntel pro Runde. Zwar hatte Verstappen vier Runden frischere Reifen, musste jedoch im Verkehr kämpfen - schließlich duellierte er sich mit den Mercedes. Norris hatte es an der Spitze dafür wohl nicht mehr nötig, alles zu geben.

Fasst man alles zusammen, ist es gut möglich, dass Verstappen der schnellste Pilot beim Großen Preis von São Paulo war. Dass er mit einem besseren Qualifying eine Siegchance gehabt hätte, steht wohl außer Frage - doch wäre der Sieg selbst mit Start aus der Boxengasse und dem Plattfuß möglich gewesen?

Datenanalyse: Wechsel auf Soft war ein Fehler

Nach Norris' zweitem Stopp in Runde 50 übernahm Verstappen die Führung des Rennens, doch Red Bull gab diese kurze Zeit später wieder her, nachdem man den Niederländer zum dritten Stopp des Grand Prix an die Box holte. Dabei waren die Mediums von Verstappen mit 20 Runden noch gar nicht so alt und hätten definitiv bis zum Ende gehalten.

Liam Lawson im Racing Bulls fuhr mit einer Einstoppstrategie auf Rang sieben, unter anderem mit einem finalen Stint von 52 Runden auf den Mediums. Die Haltbarkeit der Reifen wäre für Verstappen also kein Problem gewesen - es stellt sich nur die Frage, ob die Pace am Ende gereicht hätte, um Norris und die Mercedes hinter sich zu halten.

Am Ende des zweiten Medium-Stints war Verstappen auf alten Reifen rund sieben Zehntel pro Runde langsamer als Kimi Antonelli mit neuen Mediums und sogar nur fünf Zehntel langsamer als Norris, ebenfalls auf frischen Mediums. Als Verstappen schließlich in die Box abbog, betrug der Vorsprung auf Norris 6,5 Sekunden, auf Antonelli 12,4 Sekunden.


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Bei noch 17 verbleibenden Runden hätte es für Kimi Antonelli wohl nicht ganz gereicht: Hochgerechnet hätte der Italiener bei einem Vorteil von sieben Zehnteln pro Runde 11,9 Sekunden gutgemacht. Somit wäre er zwar herangekommen, doch die Dirty Air hätte wohl verhindert, dass es zu einem Überholmanöver gekommen wäre. P2 wäre für Verstappen daher mindestens möglich gewesen.

Warum ein Verstappen-Sieg unrealistisch gewesen wäre

Bei Norris sieht das anders aus. Der McLaren-Pilot konnte seine Rundenzeiten im Verlauf des letzten Stints steigern und hätte schließlich ein Pace-Delta von über einer Sekunde pro Runde auf Verstappen gehabt. Doch wäre Norris in der Dirty Air vorbeigekommen? Hier könnte Teamkollege Oscar Piastri Aufschluss geben.

Der Australier kam wie Verstappen spät noch einmal zum Reifenwechsel, obwohl auch bei ihm eine Einstoppstrategie im Bereich des Möglichen gewesen wäre. Piastri war in der Folge sieben Zehntel pro Runde schneller als George Russell im Mercedes, konnte heranfahren, aber knapp nicht überholen - ein weiteres Indiz dafür, dass es für Antonelli gegen Verstappen wohl nicht gereicht hätte.

Norris allerdings hätte Verstappen mit einem Tempo-Delta von über einer Sekunde pro Runde wahrscheinlich überholt - ähnlich wie bereits zur Rennmitte, als der Brite den Niederländer schon einmal überholte. Der Sieg war für Verstappen also wohl nicht drin, wie auch Red-Bull-Teamchef Laurent Mekies bestätigte.

"Wir glauben nicht, dass das Rennen zu gewinnen war", so der Franzose. "Wir werden wahrscheinlich nie erfahren, wo wir gelandet wären, aber natürlich haben die Jungs an der Boxenmauer darüber diskutiert. Irgendwann muss man aber eine Entscheidung treffen, und diese Entscheidung wurde getroffen. Ich glaube, dass uns das die Chance auf einen Podiumsplatz eröffnet hat."

Somit scheint Red Bull zwar einen strategischen Fehler gemacht zu haben, der den zweiten Platz kostete, doch der Sieg beim Großen Preis von Sao Paulo wäre wohl nicht möglich gewesen.

Eine ausführliche Analyse der Brasilien-Zahlen gibt es im Übrigen auch auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de, wo Datenexperte Kevin Hermann zudem die Strategie von Oscar Piastri untersucht und hinterfragt, ob der Australier mit einer Einstoppstrategie vor den beiden Mercedes gelandet wäre.

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