Mexiko: F1-Fahrer hinterfragen Straffreiheit für Abkürzer in Kurve 1
Die erste Kurve in Mexiko bleibt ein Konflikt-Herd: Verstappen, Leclerc und Antonelli kürzen ab - und bleiben straffrei - Nicht alle Fahrer haben dafür Verständnis
(Motorsport-Total.com) - Die erste Kurve im Autodromo Hermanos Rodriguez ist traditionell ein Brennpunkt - und auch 2025 blieb sie nicht ohne Diskussionen. Zwar kamen diesmal, anders als in den Vorjahren, alle Fahrer ohne Kontakt durch die erste Schikane.
Doch drei Piloten aus den Top 10 fuhren geradeaus: Max Verstappen, Charles Leclerc und Andrea Kimi Antonelli. Während alle straffrei davonkamen, sehen das einige Konkurrenten kritisch.
Außerhalb der top 10 fuhren noch Carlos Sainz und Liam Lawson geradeaus und kollidierten anschließend, als sie wieder auf die Strecke zurückfuhren, was beiden das Rennen ruinierte. Auch hier gab es keinerlei Sanktionen.
Russell: "Verstehe es einfach nicht"
Allen voran George Russell. Der Mercedes-Pilot zeigte sich nach dem Rennen bei Sky sichtlich frustriert über die ausbleibenden Sanktionen: "Ich verstehe einfach nicht, wie drei Fahrer die Kurve schneiden und ihre Position behalten können."
"Sie haben sich verbremst, sie haben einen Fehler gemacht - und konnten dann einfach die Kurve abkürzen und weiterfahren. Es gab keine Strafe. Das hat mich mächtig gereizt, und dann kam noch die Situation mit Max, der [im Duell mit Lewis Hamilton] neben der Strecke war und auch ohne Konsequenzen weitermachen konnte."
Russell ist überzeugt: Wäre er selbst in einer besseren Position aus Kurve 1 gekommen, hätte er um ein Podium mitfahren können. "Wenn ich aus Kurve 1 als Dritter rausgekommen wäre, hätte ich das Rennen wohl auch als Dritter beendet. So läuft es schon die ganze Saison: Die Jungs, die es richtig gemacht haben, sind am Ende die Gelackmeierten."
Alonso: Darf kein Freifahrtschein sein
Unterstützung bekommt Russell von Fernando Alonso. Auch der Aston-Martin-Pilot sieht das Verhalten der Kollegen bei ESPN kritisch: "Wenn du vermeiden musst, dass du mit jemandem kollidierst, ist es okay, eine Ausweichroute zu nehmen. Aber du darfst dabei nicht zwei oder drei Positionen gutmachen."
"Normalerweise musst du sie zurückgeben. Vielleicht hatte die FIA mehr Informationen und hat entschieden, dass es nicht nötig war - aber beim nächsten Mal hoffe ich, dass wir auf der anderen Seite stehen und davon profitieren."
Alonso ist bekannt dafür, zu zahnlose Regeln gerne einmal öffentlichkeitswirksam vorzuführen. Man darf also gespannt sein, was er sich diesmal überlegen wird.
Leclerc: "Ich dachte, das war's"
Der Auslöser für die unübersichtliche Situation war der Vierkampf an der Spitze zwischen Lando Norris, Lewis Hamilton, Charles Leclerc und Max Verstappen. Aufgrund der extrem langen Geraden und des Windschattens ist der Weg in die erste Kurve in Mexiko besonders riskant.
Sky-Experte Timo Glock lobt Norris für seine Cleverness: "Das hat er sehr gut gemacht. Er hatte sofort zwei Wagenlängen Vorsprung, hat dann innen zugemacht und Hamilton den Windschatten genommen. Damit hat er die beiden Ferraris blockiert und sich clever verteidigt. Das war der Schlüsselmoment."
Während Norris vorne alles im Griff hatte, wurde es dahinter eng. Leclerc fand sich zwischen Hamilton und Verstappen eingeklemmt - eine klassische Sandwich-Situation.
"Das war wohl der stressigste Moment des Rennens", sagt Leclerc. "Ich habe ernsthaft gedacht, das wäre das Ende meines Rennens. Lewis war innen, Max außen, ich in der Mitte - und dann gab es einen kleinen Kontakt. Ich hatte auf der schmutzigen Seite null Grip und konnte die Kurve unmöglich kriegen. Ich musste geradeaus fahren."
Glück im Unglück: Keiner der drei beschädigte sein Auto ernsthaft, alle konnten weiterfahren - und die Rennleitung sah keinen Anlass für Ermittlungen.
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Leclerc kann die Aufregung um die Entscheidung bedingt nachvollziehen: "Es war Chaos, ja, aber ich hatte keine andere Wahl. Wenn ich da geblieben wäre, hätte ich Lewis oder Max abgeschossen. So gesehen war es für alle besser, dass ich abgeflogen bin - auch wenn es sicher nicht ideal aussieht."


