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Hülkenberg überrascht mit Platz vier in Austin: Qualifyingschwäche behoben?
Nico Hülkenberg glänzt in Austin mit Platz vier im Sprint-Qualifying - und erklärt, warum mit dem Sauber plötzlich alles zusammenpasst
(Motorsport-Total.com) - Nico Hülkenberg sorgt schon früh beim Formel-1-Wochenende in Austin für eine der größten Überraschungen der Saison: Der Sauber-Pilot qualifiziert sich im Sprint-Qualifying auf Rang vier - seine erste Qualifying-Top-10-Platzierung des Jahres und die beste Startposition des Teams seit Jahren. Nur Max Verstappen und die beiden McLaren-Fahrer waren schneller.
Hülkenberg selbst wirkt nach der Session gelöst und zufrieden: "Ein Auto, in dem man sich wohlfühlt anscheinend auf der Strecke - einfach eine gute Harmonie", sagt er bei Sky auf die Frage nach dem starken Resultat. "Ich hatte eine gute Balance, glaube ich, seit heute Morgen. Schon im Training hat sich das gut angefühlt. Heute Morgen war ich ja Zweiter. Im ersten Training war das so ein bisschen Augen reiben - zu gut, um wahr zu sein - und ich wusste nicht genau, wo das herkam."
Doch der positive Trend setzte sich fort. "Das gute Gefühl hat sich weiter durchgezogen, fortgesetzt und hat Spaß gemacht", sagt Hülkenberg. Im Sprint-Qualifying gelingt ihm schließlich eine fehlerfreie Runde - und ein Ergebnis, das kaum jemand erwartet hatte.
Hülkenberg ratlos: Qualifyingschwäche behoben?
Auch im englischen Interview nach der Session zeigt sich der Deutsche entspannt. "Zufrieden und glücklich, wie man sich vorstellen kann", sagt Hülkenberg. "Schon im FT1 sah es gut aus, aber es wirkte fast zu gut, um wahr zu sein. Wir wussten nicht, ob das echt war oder ob die anderen etwas anderes mit ihrem Programm gemacht haben. Aber ja, wir konnten diesen Trend fortsetzen. Das Auto fühlte sich einfach gut an."
Er betont, dass sein Fahrgefühl diesmal perfekt mit der Stoppuhr übereinstimmt: "Natürlich entspricht das eigene Gefühl nicht immer dem, was die Rundenzeit zeigt, aber die Stoppuhr lügt nicht - und die sah heute den ganzen Tag ziemlich gut aus."
Woher die plötzliche Stärke kommt, weiß Hülkenberg selbst nur teilweise. Bisher hatte der Emmericher über das komplette Jahr hinweg Probleme auf eine schnelle Runde. "Das Auto scheint hier einfach schnell zu sein und im richtigen Fenster zu arbeiten - wir haben den Sweet Spot getroffen", sagt er. "Und ich mag die Strecke einfach. Es macht Spaß, hier zu fahren."
Glock: Hülkenberg hat endlich Vertrauen ins Auto
Sky-Experte Timo Glock lobt Hülkenbergs Auftritt in höchsten Tönen - und sieht einen klaren technischen Fortschritt hinter dem Erfolg. "In meinen Augen muss man irgendetwas gefunden oder aussortiert haben", sagt er. "Wenn man ein Wochenende so startet, wie er das getan hat, dann ist das Vertrauen da. Und das hat ihm ja immer ein bisschen gefehlt - dieses letzte bisschen Mut, schnell in die Kurve reinzufahren und genau zu wissen, was das Auto macht."
Oft habe das Auto Hülkenberg in dieser Saison überrascht. "Das war jetzt anscheinend dieses Wochenende von Runde eins an anders", sagt Glock. "Und auch schon in Singapur scheint man etwas geändert zu haben - ob an der Abstimmung oder an Teilen des Autos - jedenfalls geht es in die richtige Richtung."
Für Glock ist Hülkenbergs Leistung ein Beweis seines bekannten Qualifying-Talents: "Wir wissen ja, wie gut ein Nico Hülkenberg ist im Qualifying. Beat Zehnder hat es ja damals schon gesagt: Für ihn ist Nico einer der besten Qualifier in der Formel 1. Das hat er wieder unter Beweis gestellt. Es zweifelt ja keiner daran, es waren die Parameter, die nicht mehr gepasst haben mit dem alten Autokonzept bei Sauber im Vergleich zu Haas. Und jetzt scheint man ihm ein Paket hingestellt zu haben, das funktioniert."
Akribie als Schlüssel zum Erfolg
Auf die Frage, ob das Geheimnis im Set-up liegt, antwortet Glock ohne zu zögern: "Was soll es sonst sein? Das kommt ja nicht aus dem Nichts. Da hat man Arbeit reingesteckt - und er natürlich auch. Er ist sehr akribisch. Er arbeitet mit seinem Ingenieur sehr eng zusammen. Es geht um Kleinigkeiten - etwa, wie man die Reifen aufwärmt. Das sind winzige Themen, in die man investieren muss, und das tut er. Das ist jetzt das Resultat davon."
Diese Hingabe spiegelt sich auch auf der Strecke wider: Hülkenberg bringt im Qualifying drei nahezu perfekte Abschnitte zusammen, trifft die Ideallinie präzise und nutzt die Reifen im entscheidenden Moment optimal - eine Kunst, die ihn schon in früheren Jahren ausgezeichnet hat.
Wheatley: "Eine herausragende Leistung"
Auch Sauber-Teamchef Jonathan Wheatley zeigt sich beeindruckt von der Vorstellung seines Fahrers. "Eine herausragende Qualifying-Leistung von Nico heute", sagt er. "Es ist bemerkenswert - jedes Mal, wenn die Leute anfangen, an ihm zu zweifeln, findet er einen Weg, sie eines Besseren zu belehren. Er fuhr fehlerlos durch SQ1, SQ2 und SQ3 und sicherte uns unsere beste Startposition in einem Sprint und eine der besten der letzten Jahre."
Wheatley betont, dass Hülkenbergs Erfahrung und technische Rückmeldung entscheidend zur Leistungssteigerung beigetragen haben. Das Team habe zuletzt den Fokus auf Fahrwerksabstimmung und Fahrzeughöhe gelegt - ein sensibles Thema im Sprint-Format, da wegen der doppelten Parc ferme-Phasen kaum nachjustiert werden darf.
Intern hatte Sauber entschieden, aggressiver mit der Fahrzeughöhe zu experimentieren, um mehr aerodynamische Effizienz zu erreichen - ein Risiko, das sich auszahlt. Sollte die Abnutzung der Skid-Planke nach dem Sprint zu stark sein, will man das Set-up für das Hauptrennen leicht anpassen.
Hülkenberg mit Bedenken zur Longrun-Pace
Hülkenberg weiß, dass die Ausgangslage gut, die Herausforderung aber groß ist. "Ich denke, es wird schwierig, auch wenn es kein volles Rennen ist", sagt er über den Sprint. "Es sind viele schnelle Autos um uns herum, die meist auch etwas bessere Reifenabbau-Werte haben. Aber natürlich werden wir kämpfen, sehen, was wir halten können - und hoffentlich etwas Lohnendes mitnehmen."
Ein vierter Platz im Sprint würde dem Deutschen fünf Punkte einbringen - ein Erfolg, der Sauber wieder etwas Rückenwind geben würde nach den zuletzt schwierigen Wochenenden. Denn Hülkenbergs letzte Punkte stammen aus dem Großen Preis von Großbritannien, als er mit seinem Sauber auf das Podium fuhr.