• 05. Oktober 2025 · 10:59 Uhr

Nach Singapur-Trainings: Fahrer weiter uneins über Kühlwesten

Für Verstappen "lächerlich", für Hamilton sind sie bestenfalls Option: Kühlwesten sorgen auch nach den Trainings für Debatten über Sicherheit und Selbstbestimmung

(Motorsport-Total.com) - Nach dem erstmals von der FIA ausgerufenen Hitzealarm beim Grand Prix von Singapur sorgt ein unscheinbares Detail für eine hitzige Debatte: die neuen Kühlwesten, die ab 2026 Pflicht werden sollen.

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Die Kühlweste ist weiterhin umstritten Zoom Download

Während Mercedes-Pilot George Russell die Einführung als Fortschritt sieht, stoßen die Westen bei anderen Fahrern auf Skepsis - allen voran bei Max Verstappen, Lewis Hamilton und Charles Leclerc.

Die FIA erlaubt in Singapur erstmals offiziell den Einsatz der sogenannten Cooling Vests - Westen mit einem feinen Rohrsystem, durch das gekühlte Flüssigkeit zirkuliert.

Sie sollen die Körpertemperatur der Fahrer senken, nachdem das Katar-Rennen 2023 zu körperlichen Grenzerfahrungen geführt hatte. Logan Sargeant musste damals aufgeben, Esteban Ocon erbrach sich im Helm, Lance Stroll sprach von "Bewusstseinsverlust auf der Geraden".

In Singapur herrschen nun ähnlich tropische Bedingungen - 31 Grad Lufttemperatur, über 70 Prozent Luftfeuchtigkeit - weshalb die FIA ihr "Heat Hazard Protocol" erstmals aktiviert hat.

Alle Autos müssen technisch so vorbereitet sein, dass eine Kühlweste angeschlossen werden kann. Wer sie nicht nutzt, muss 500 Gramm Ballast zusätzlich an Bord nehmen.

Fahrer gegen Pflicht zur Nutzung

Max Verstappen hält von der Idee, die Westen in Zukunft vorzuschreiben, wenig. "Ich habe sie nicht benutzt und habe auch nicht vor, sie zu benutzen", sagt der amtierende Weltmeister.

"Das sollte immer eine Entscheidung des Fahrers bleiben. Wenn die FIA das als Sicherheitsmaßnahme verkaufen will, können wir auch über Boxeneinfahrten reden, die gefährlich eng sind - das hat deutlich mehr Priorität als eine Weste im Auto."

Verstappen stört sich vor allem an der Platzfrage: "In GT-Fahrzeugen oder Prototypen gibt es Platz für sowas. In einem Formel-1-Cockpit nicht. Da verlaufen Gurte, Kabel, Rohre - und das wird einfach zu viel. Außerdem, nach 15, 20 Runden hast du kein Eis mehr, und dann hast du heißes Wasser oder Tee unter dem Overall. Das ergibt keinen Sinn."

Ferrari-Pilot Lewis Hamilton stimmt in einem Punkt zu: Auch er lehnt eine Pflicht ab. "Ich finde, das sollte niemals erzwungen werden", sagt er.

"Ich höre immer wieder, das sei ein Sicherheitsproblem - aber ich habe noch keinen Fahrer gesehen, der an Überhitzung gestorben ist, abgesehen von Bränden früher. Das wird langsam albern. Wir sollten die Wahl haben, ob wir sie tragen oder nicht."

Gleichzeitig lobt Hamilton die FIA, dass sie das System überhaupt verfügbar gemacht hat. "Ich habe sie ausprobiert, vielleicht trage ich sie am Sonntag, wenn es extrem heiß wird. Es kann helfen, aber es muss freiwillig bleiben."

Teamkollege Charles Leclerc sieht die Entwicklung grundsätzlich positiv, warnt aber vor technischen Risiken: "Ich finde, das ist ein Fortschritt. Aber das System ist noch nicht bereit, um verpflichtend zu sein. Wenn das Eis aufgebraucht ist, fließt heißes Wasser durch die Schläuche - und das ist dann schlimmer als gar nichts."

Der Monegasse rechnet in Singapur damit, dass der Kühleffekt nach rund 20 Runden nachlässt. "Bis Runde 25 ist es angenehm, danach wird es warm, ab Runde 45 richtig heiß. Es gibt also einen Punkt, an dem es kippt."

Leclerc betont zudem, dass viele Fahrer ähnlich denken: "Ich glaube, wir sind uns alle ziemlich einig - außer vielleicht einer. Wir wollen einfach sicherstellen, dass das System fertig entwickelt ist, bevor man es vorschreibt."

Russell probiert's erneut

George Russell hingegen bleibt Befürworter der neuen Technologie. Der Mercedes-Pilot war bereits in Bahrain und Saudi-Arabien mit der Weste gefahren und will sie auch in Singapur einsetzen. "Sie ist noch nicht perfekt", sagt er.

"Aber man kann sie nur im Rennen richtig testen. In Bahrain hat sie gut funktioniert, und wir haben daraus viel gelernt."

Laut Russell hat Mercedes parallel an der Kühlung des Cockpits gearbeitet. "Wir haben festgestellt, dass heiße Luft aus der Elektronik und den Hydraulikleitungen die Temperatur im Fußraum um mehr als 60 Grad erhöhen kann. Allein durch eine neue Anordnung der Komponenten wurde es spürbar besser."

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George Russell zählt zu den größten Befürwortern der Kühlweste Zoom Download

Liam Lawson verzichtet komplett auf das System: "Für mich ist das ein zusätzliches Risiko. Wenn es ausfällt, ist es schlimmer als ohne. Ich trainiere für diese Bedingungen, ich brauche das nicht."

Auch Oscar Piastri ist unschlüssig: "Ich habe sie gestern getestet. Wenn sie funktioniert, ist sie großartig. Wenn sie ausfällt, wird's schlimmer. Es gibt zu wenig Testmöglichkeiten - im Winter fühlt sich alles gut an, aber bei 30 Grad ist das etwas anderes."

Noch ist offen, ob die FIA die Pflicht für 2026 tatsächlich umsetzt. Eine Entscheidung soll nach der Saison fallen. Verstappen kündigte an, er werde sich gegen eine Einführung wehren. Leclerc fordert weitere Tests. Hamilton will Freiheit. Und Russell bleibt Pragmatiker.

Die Kühlweste bleibt also weiterhin umstritten, vor allem, da sie noch nicht fertig entwickelt ist.

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