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"Kein sehr teammäßiges Verhalten" - Piastri lässt nach Startvorfall Dampf ab
Oscar Piastri reagiert gefasst auf die Startaktion seines Teamkollegen Lando Norris beim Großen Preis von Singapur - doch intern könnte es noch krachen
(Motorsport-Total.com) - Oscar Piastri wirkt ruhig. Zu ruhig. Kurz nach dem Großen Preis von Singapur sitzt der Australier in der Medienrunde, spricht über den Start, wählt seine Worte vorsichtig. Wer ihn nur dort erlebt, ahnt kaum, wie es kurz nach dem Start in seinem Funk klang: "Das war nicht fair. Wenn er einem anderen Auto ausweichen muss, indem er in seinen Teamkollegen kracht, dann ist das eine ziemlich beschissene Art, auszuweichen."

© LAT Images
Lando Norris überholt Oscar Piastri beim Start zum Großen Preis von Singapur Zoom Download
Piastri war aufgebracht. In der zweiten Kurve war er Seite an Seite mit Lando Norris, als der Brite innen reinzog und leicht ins Rutschen kam. Dabei traf er den McLaren seines Teamkollegen an der Seite. Die Situation erinnerte an den teaminternen Crash der beiden Racing Points Esteban Ocon und Sergio Perez im Jahr 2018, nur kam es dieses Mal nicht zum Unfall mit der Mauer. Doch WM-Leader Piastri verlor die Position.
"Zwei Teamautos sollten sich nie berühren", sagt er nach dem Rennen. "Ich muss mir die Replays anschauen, um genau zu wissen, was passiert ist. Aber klar, das ist nicht das, was man will. Ich werde es mir ansehen und dann entscheiden, was ich davon halte."
"Tensions were high" - Funkwut und Selbstkontrolle
Im Rennen klang Piastri aufgebracht, nach dem Rennen dagegen gewohnt abgeklärt: "In dem Moment war es die erste Runde, die Spannung war hoch", erklärt er. "Wir sind dazu angehalten, unsere Meinung zu sagen, wenn etwas passiert. Das habe ich getan. Und jetzt schauen wir uns das in Ruhe an."
Auf die Frage, ob er den Eindruck habe, das Team hätte die Positionen tauschen lassen sollen, bleibt Piastri diplomatisch: "Ich glaube nicht, dass es eine große Diskussion braucht. Wir werden es besprechen, klar. Aber ich muss erst das ganze Bild sehen."
Seine Worte verraten dennoch, dass der Zwischenfall Spuren hinterlassen hat. Schon nach Monza hatte er offen über das Thema Fairness gesprochen, als er Lando Norris nach dessen langsamen Boxenstopp durchlassen musste. Jetzt sagt er: "Natürlich hätten manche Dinge dieses Jahr besser laufen können. Aber ich habe keine Zweifel an den Absichten des Teams. Die sind ehrlich. Wir lernen alle dazu."
Und ob sich sein Verhältnis zu Norris nach dieser Aktion verändert? "Nein", sagt der Australier knapp. Und ob Norris vom Team bevorzugt wird? "Nein."
Norris bleibt cool: "Das ist Racing"
Während Piastri seine Worte abwägt, wirkt Lando Norris nach dem Rennen völlig entspannt: "Es war rutschig, an vielen Stellen noch nass. Aber das ist Racing", sagt er. "Ich bin innen reingegangen, hatte eine kleine Korrektur am Lenkrad, mehr war es nicht. Ich hätte mir mehr Überholmöglichkeiten gewünscht, aber ich habe alles gegeben. Ich bin zufrieden."
Sky-Experte Jenson Button springt Norris zur Seite: "Das war kein unfairer Angriff. Er hatte einfach einen Rutscher - sehr wenig Grip. Kein Fahrer würde absichtlich seinen Teamkollegen treffen." Button fasst zusammen: "Wenn ich Oscar wäre, würde ich denken: 'Mist, mein Teamkollege war heute einfach einen Tick besser dran.' Mehr nicht."
Auch Teamboss Zak Brown gibt sich später diplomatisch: "Unsere Fahrer fahren hart, aber fair. So soll es sein." Doch intern dürfte das Thema noch nicht erledigt sein. Piastris Satz: "Das war nicht sehr teammäßig", dürfte in Woking noch für Gesprächsstoff sorgen. Mit dem Singapur-Rennen konnte Lando Norris den WM-Rückstand auf Teamkollege Piastri auf nun 22 Punkte verkürzen.