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Verstappen tobt nach Singapur-Quali und droht Norris mit Revanche
Max Verstappen und Helmut Marko sind sauer auf Lando Norris - Hat der McLaren-Pilot Max Verstappen im letzten Sektor behindert?
(Motorsport-Total.com) - Wirbel im Qualifying zum Grand Prix von Singapur 2025: Max Verstappen kämpft mit George Russell um die Pole, läuft aber im letzten Sektor auf Lando Norris auf. Er bekommt kräftiges Untersteuern in Kurve 16 und bricht die Runde ab. Wild gestikuliert er in Richtung des McLaren-Piloten, der neben ihm in die Boxengasse einbiegt.
Nach dem Qualifying legt er nach und kündigt indirekt Revanche zu gegebener Zeit an: "Das passiert, wenn zwei Sekunden vor einem ein Auto herumgurkt. Das ist notiert und für die Zukunft im Hinterkopf."
In der Pressekonferenz äußert er sich ausführlicher: "Leider hatte ich in der letzten Schikane ein Auto etwa zwei Sekunden vor mir. Das darf man sich im Qualifying nicht leisten. Man darf sich keine Störungen leisten, wenn man in Q3 pushen will, und genau das ist passiert. Deswegen musste ich die Runde abbrechen."
"Um das zu verdeutlichen: Im Qualifying versucht man immer, einen Abstand von mindestens sechs, sieben Sekunden zu halten, weil man keine Störungen will. Normalerweise sieht man in Q3 kein Auto - es sei denn, man fährt ein anderes Programm. Man braucht absolut saubere Luft, wenn man am Limit fährt. Im Q3 mit nur 10 Autos auf der Strecke, hätte es meiner Meinung nach vermieden werden können."
Auch Helmut Marko äußert sich bei Sky frustriert: "Es war sehr, sehr eng - das haben wir auch so erwartet. Aber die Aktion von Lando Norris ist für mich unverständlich. Wir waren auf der Runde schon eineinhalb Zehntel schneller als zuvor, und dann blockiert er den Max in den letzten beiden Kurven. Für Norris ging es um nichts, also kann ich das nicht nachvollziehen."
Marko bestätigt ebenfalls, dass es "ganz, ganz knapp" mit der Pole geworden wäre, wäre Verstappen nicht auf Norris aufgelaufen. "Ich hoffe, dass er einfach nicht in den Spiegel geschaut hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Absicht war."
Teamchef Laurent Mekies bleibt im Interview bei Sky diplomatisch: "Es ist gut, wenn man in der ersten Reihe steht und enttäuschte Gesichter sieht. Wir haben das Gefühl, dass wir ohne den Verkehr sehr viel dichter an George herangekommen wären. Ich sage nicht, dass Max definitiv auf Pole gestanden hätte, aber wir wären ungefähr bei ihm gelandet."
Lando Norris wiederum lacht sich kaputt: "Die heulen doch immer rum. Sie beschweren sich über alles und jeden. Das ist eben Red Bull. Ich weiß nicht. Ich war rund drei Sekunden vor ihm."
Norris bekam auf seiner Inlap lediglich am Funk mitgeteilt, in welcher Kurve Verstappen sich befand. Bevor es zu vermeintlichen Behinderung kam, hieß es nur "Diese Runde Box, Verstappen kommt ran."
Analyse der Daten
Die Daten zeigen, dass Verstappen bis Kurve 16 rund 0,05 Sekunden langsamer war als Russell. Gegenüber seiner persönlich schnellsten Runde von 1:29.340 Minuten war er jedoch 0,22 Sekunden schneller. Angesichts eines Rückstands von 0,182 Sekunden war die Pole also durchaus realistisch.
Klar ist: Ein unmittelbares "Impeding" hat nicht vorgelegen, dafür war Norris, der seine finale schnelle Runde bereits eine Runde vor den unmittelbaren Gegnern gefahren hatte, zu weit weg.
Natürlich kann aber durchaus die verwirbelte Luft eine Rolle gespielt haben. Die Onboard-Aufnahmen zeigen, dass Verstappen in Kurve 16 massives Untersteuern bekommt. Dies ist auf ein zu spätes Einlenken zurückzuführen.
Die Frage ist nun: War es ein Fahrfehler oder hat das Auto wegen der verwirbelten Luft nicht so verzögert, wie Verstappen es erwartet hätte? Die Daten bei F1-Tempo zeigen, dass Verstappen wesentlich später gebremst hat als Russell.
Auch gegenüber seiner eigenen Bestzeit warf er den Anker geringfügig später. Allerdings hatte er in der schnellsten Runde zuvor ungewohnt progressiv gebremst und nicht optimal verzögert. Das sorgte dafür, dass Verstappen sogar langsamer am Einlenkpunkt war als in der Runde zuvor. Eigentlich müsste die stärkere Bremsung auch dafür gesorgt haben, dass der Vorderreifen aufgrund der dynamischen Achslastverteilung mehr Grip aufbauen kann.
Trotzdem bekam er die Kurve nicht. So bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder verpasste er selbst den Einlenkpunkt oder die verwirbelte Luft verhinderte einen vernünftigen Grip-Aufbau des Vorderreifens. Für Verstappen ist der Fall klar: "Man ist am absoluten Limit. Ich habe ein wenig an Abtrieb verloren und bin daher geradeaus gefahren."
Die Daten zeigen auch, wie Russell einen ganz anderen Fahrstil in der Kurve hinlegt. Er fährt mehr "Exit-fokussiert", bremst also früher, um optimal rauszubeschleunigen. Verstappen hingegen opfert Tempo am Kurvenausgang, weil die anschließende Gerade bis zur Doppellinks vor Start/Ziel nur kurz ist.
Es bleibt also unklar, ob Verstappen wirklich durch die verwirbelte Luft von Norris die Pole verloren hat. Allerdings gab es keinerlei Untersuchung durch die Sportkommissare. Es ist aber nicht auszuschließen, dass das Thema in der Fahrerbesprechung in Austin noch einmal aufgegriffen wird.