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Lando Norris: "Ich weiß, dass ich jetzt wie der große Loser aussehe"
Statt vom Piastri-Crash zu profitieren, steht WM-Titelkandidat Lando Norris in Baku nur auf Startplatz sieben: Ein Fehler mit Folgen, wie er selbst zugibt
(Motorsport-Total.com) - McLaren-Fahrer Lando Norris hätte im Qualifying zum Grand Prix von Aserbaidschan 2025 in Baku (alle Einheiten hier im Formel-1-Liveticker verfolgen!) vom Unfall seines WM-Rivalen Oscar Piastri profitieren können, schnitt als Siebter aber nur unwesentlich besser ab als Piastri mit Platz neun.

© Getty Images Europe
Ein nachdenklicher Lando Norris im Formel-1-Fahrerlager in Baku 2025 Zoom Download
Eine verpasste Chance? "Nein", sagt Norris. "Natürlich hätte ich in so einer Situation gerne ein besseres Ergebnis geholt. Wir haben aber leider die falsche Entscheidung getroffen, und darüber ärgern wir uns jetzt."
Die falsche Entscheidung - damit meint Norris das frühe Rausfahren im finalen Qualifying-Segment nach der letzten Rotphase: Norris ging als Erster auf die Strecke, legte aber nicht so sehr zu wie die Fahrer nach ihm. Das kostete ihn einige Positionen in der Startaufstellung und spülte ihn in die Region von Piastri, der nach dem Crash nicht mehr teilnehmen konnte.
Wer das frühe Rausfahren zu verantworten hat
Auf das McLaren-Team kann Norris sein Abschneiden aber nicht schieben: "Ich wollte als Erster rausfahren", erklärt er auf Nachfrage.
"Es hätte aber auch anders ausgehen können", meint Norris. "Denn es ist auch riskant, als Letzter rauszugehen und zu hoffen, dass die Strecke besser ist, aber dabei gelbe oder rote Flaggen zu riskieren. Manchmal gehst du dieses Risiko ein, manchmal nicht. Mal gewinnst du, mal verlierst du. Dieses Mal hat es für mich nicht funktioniert."
Und von Gedankenspielen könne er sich nichts kaufen, betont Norris: "Wenn ich bisher jedes Rennen gewonnen hätte, dann wäre ich jetzt Weltmeister - aber das habe ich nicht."
"Es war einfach eine Fehlentscheidung. Hätte hinter mir jemand Gelb verursacht, würdest du mir diese Frage nicht stellen. Wir hielten es eben für die bessere Option. Die wäre es vermutlich auch gewesen, wenn es vor dem letzten Versuch nicht wieder angefangen hätte zu tröpfeln. Aber im Moment der Entscheidung ist das einfach nicht klar", sagt Norris.
So erklärt Teamchef Andrea Stella die McLaren-Strategie
Deshalb ging McLaren auf "Nummer sicher", wie Teamchef Andrea Stella bei Sky betont. Er spricht von "Zeitdruck" und der "Gefahr von gelben Flaggen" und meint: "Als Erster rauszufahren gibt dir die Sicherheit vor Zwischenfällen. Du kannst auch das Aufwärmen der Reifen in der Einführungsrunde besser kontrollieren. Aus dieser Perspektive fanden wir das richtig."
"Aber in diesem Fall ging es mehr darum, die Runde optimal auf den Punkt zu kriegen", sagt Stella. Das habe Norris "nicht so gut" gemacht wie gewünscht.
Wo Norris die entscheidenden Zehntel verloren hat
Dabei begann die entscheidende Runde eigentlich gut für Norris: Aus der Datenanalyse von GP Tempo geht hervor, dass Norris bis Kurve 4 um bis zu eineinhalb Zehntelsekunden vor Max Verstappen war. Doch auf dem kurzen Stück bis Kurve 5 gerät er um zwei Zehntel in Rückstand, verliert bis Kurve 12 weitere vier Zehntel und fast eine halbe Sekunde allein in Kurve 15. Am Ende sind es 1,1 Sekunden.
Norris selbst konnte seinen Rückstand direkt nach dem Qualifying nicht erklären: "Ich habe keinen Zeitenvergleich im Auto, also weiß ich nicht, wie viel ich wo verloren habe." Kurve 15 habe ihn gefühlt "zwei Zehntel" gekostet - "also ein paar Positionen", meint Norris, "aber keine 1,1 Sekunden auf Max. Ich schätze, die Fahrer weiter hinten hatten einfach mehr Grip."
Platz sieben ist "nicht normal" für McLaren in diesem Jahr
Deshalb hadert Norris rückblickend mit seiner frühen Rausfahrt und sagt: "Wären gelbe oder rote Flaggen gekommen, wären wir die Helden gewesen und die anderen die Verlierer. Jetzt sehe eher ich wie der Loser aus und die anderen wie die Helden. Aber das ist der Preis, den man manchmal bezahlt. Unsere Entscheidung ging nicht auf. Das müssen wir beim nächsten Mal besser machen."
Denn er habe "natürlich mehr" gewollt, sagt Norris. Platz sieben im Qualifying fühle sich mit dem sonst so dominanten McLaren MCL39 "ein bisschen schmerzhaft" an, "weil das für uns nicht normal ist. Aber ich habe den Fehler gemacht: Die Runde war nicht so gut, wie sie hätte sein müssen. Der Grip war einfach nicht da."
Norris hält Red Bull für den Siegfavorit
Deshalb bleibe ihm jetzt nur die Hoffnung auf das Rennen. Doch an den Sieg in Baku glaubt Norris nicht: "Ich denke, Red Bull ist zu schnell. Die sind mindestens genauso schnell wie wir. Max war sehr gut - selbst Yuki Tsunoda war vorne dabei. Red Bull hat schon in Monza gewonnen und es kann auch hier gewinnen."
McLaren sei mit dem MCL39 zwar ebenfalls "gut" aufgestellt, "aber wenn das Wetter eine größere Rolle spielt, tun wir uns schwerer", erklärt Norris. "Doch das Rennen ist lang und Überholen ist möglich. Es können sich viele Chancen ergeben. Wir werden probieren, noch aufs Podium zu gelangen."
Denn vor Norris stehen einige Autos in der Startaufstellung, "die wahrscheinlich nicht dort hingehören" - Carlos Sainz im Williams etwa oder Liam Lawson im Racing Bulls, die vom chaotischen Qualifying-Verlauf profitiert haben. "Andererseits war Charles Leclerc vergangenes Jahr viel schneller als Oscar, und Oscar hat trotzdem gewonnen", sagt Norris. "Baku ist einfach kein leichter Kurs."
Und Norris steht besonders unter Druck, weil er die Chance hat, den Rückstand auf seinen WM-Rivalen Piastri zu reduzieren. Dafür muss Norris bis zum Grand Prix am Sonntag jedoch noch "viele Fragen beantworten" und auch die Daten seines Teamkollegen Piastri sichten. "Mir steht also eine lange Nacht bevor", sagt Norris. "Aber ich schaue nach vorne - und will so viele wie möglich überholen."