Oliver Bearman: Husarenritt in die Zandvoort-Punkte mit nur einem Stopp
Das Niederlande-Rennen war für Oliver Bearman strategisch eigentlich schon gelaufen, doch ein spätes Safety-Car beschert dem Briten Platz sechs in Zandvoort
(Motorsport-Total.com) - Mit nur einem Boxenstopp und 53 Runden auf den harten Reifen fuhr Oliver Bearman beim Großen Preis der Niederlande in die Punkte. Der Haas-Rookie profitierte von der letzten Safety-Car-Phase, verteidigte sich im DRS-Zug und brachte das Ergebnis trotz schwieriger Bedingungen ins Ziel.
"Das Schwierigste war, die Reifen nach jedem Safety-Car wieder ins Leben zu bringen", erklärt Bearman nach dem Rennen. "Auf diesem Kurs kühlen sie extrem ab, und ich habe die gesamte Distanz im DRS-Fenster anderer Autos verbracht - erst hinter [Gabriel] Bortoleto, dann hinter Esteban [Ocon]. Das hilft dir einerseits beim Verteidigen, zerstört aber auch die Vorderreifen. Am Ende habe ich nur noch um mein Leben gekämpft."
Dass Bearman trotzdem durchhielt, lag an Zähigkeit - und einer gehörigen Portion Cleverness. Er hielt sich mit aller Kraft im DRS, weil er wusste: "Solange du im DRS des Autos vor dir bleibst, wirst du kaum überholt."
Safety-Car als Segen - und als Risiko
Glück spielte dennoch eine Rolle. Eigentlich war das Rennen für Haas praktisch schon gelaufen. Das Team startete mit beiden Fahrern auf den harten Reifen, doch die erste Safety-Car-Phase nach dem Crash von Lewis Hamilton ruinierte den Plan. Man war in einer Zwickmühle: Jetzt auf Mediums wechseln, die wahrscheinlich keine 50 Runden halten oder draußen bleiben und auf Rennglück hoffen?
Man entschied sich für die zweite Variante und sollte mit einem weiteren Safety-Car gegen Ende des Rennens belohnt werden, um endlich auf die Mediums zu wechseln. Allerdings machte sich Bearman das Leben beim Restart schwer: "Ich habe sie direkt plattgebremst. Hier gibt es auf der Geraden eine Kuppe, und wenn du dort auf die Bremse gehst, passiert genau das. Also hatte ich am Ende noch Vibrationen."
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Trotzdem rettete er das Ergebnis ins Ziel. "Wir haben darauf gesetzt, dass es Safety-Cars geben würde - und es hat sich ausgezahlt. Beim ersten dachte ich noch: Rennen vorbei, jetzt sind wir Letzter. Aber dann kam ein weiteres, und oft bringen Safety-Cars noch mehr Safety-Cars. Das war am Ende unser Glück."
Saison der Lektionen
Für Bearman war das Resultat auch psychologisch wichtig. Der Haas-Pilot hat in seiner Rookie-Saison Fehler gemacht - darunter einige Vergehen unter roten Flaggen. "Ich brauchte dieses Ergebnis dringend", gibt er offen zu. "Es waren zu viele Fehler von meiner Seite. In der Sommerpause habe ich einen Reset gemacht, meine Leistungen genau analysiert. Klar, ich habe gezeigt, was ich kann - aber auch, wo ich lernen muss. Jetzt geht es darum, sauberer zu arbeiten."
Auch sein Team bekam Lob, obwohl noch nicht alles rund läuft. "Unser Qualifying war schwach, wir hatten ein Problem mit dem letzten Reifensatz. Da müssen wir besser werden. Aber das Potenzial ist da - das Auto ist fantastisch und ich bin sehr zuversichtlich für die letzten neun Rennen."
Teamgeist mit Ocon
Ein bemerkenswerter Moment: Esteban Ocon, der mit Bearman gemeinsam im DRS-Zug unterwegs war, half dem Rookie. "Als Ollie einmal das DRS verlor, habe ich kurz Tempo rausgenommen, damit er wieder reinkam", erklärt Ocon. "Wir haben extrem gut zusammengearbeitet. Am Ende habe ich durch das Safety-Car Plätze verloren, aber als Team haben wir das Maximum herausgeholt. Ollie hat fantastisch gekämpft."
Der Franzose zeigt sich begeistert: "Sehr glücklich für ihn, für das Team und auch für Isack [Hadjar] mit seinem Podium. Das war ein Tag, den wir nicht vergessen werden."