Neues Cadillac-Duo: So wollen sie Frust am Ende des Feldes entgehen
Was tun, wenn man nicht um Siege, sondern ums Überleben in Q1 fährt? Cadillac-Neuzugänge Bottas und Perez über Geduld, Perspektive und Frustvermeidung
(Motorsport-Total.com) - Zwei Grand-Prix-Sieger - ein Lateinamerikaner und ein Finne - wechseln zu einem neuen Team? Das ist nicht neu, und das letzte Mal war das Ergebnis alles andere als berauschend.
Vor 16 Jahren unterschrieben Jarno Trulli und Heikki Kovalainen beim neuen Lotus-Team für die Saison 2010 - im Prinzip eine Neuauflage des historischen Team Lotus. Jedoch wurde Lotus erst im September 2009 offiziell als Teilnehmer für die kommende Saison akzeptiert (kaum vorstellbar, wenn die Teilnahme von Cadillac 2026 jetzt noch unsicher wäre).
Das Team verbrachte den Großteil seines kurzen Daseins im Niemandsland des Hinterfelds. Am Ende wurden beide Routiniers durch finanzstarke Nachwuchsfahrer ersetzt. (Hier geht es zur Formel-1-Datenbank)
Alles deutet darauf hin, dass es bei Cadillac mit Sergio Perez und Valtteri Bottas anders läuft. General Motors arbeitet seit Jahren am Projekt und hat mutmaßlich auch das nötige Budget in die Hand genommen - sichtbar an einem "kühnen Signal", nämlich der Verpflichtung eines Duos mit zusammen 23 Poles, 16 Siegen und 106 Podestplätzen.
Gleichzeitig ist die Formel 1 heute härter umkämpft denn je, und Cadillac wird wohl kaum von Anfang an konstant Punkte einfahren. Wie also verhindern die Fahrer, dass sie nach ein paar Q1-Pleiten die Motivation verlieren? Hoffnung geben ihnen die Grundlagen, die jetzt für die Zukunft gelegt werden.
Perez: "Es geht nicht um den Start, sondern um den Fortschritt"
"Ich bin mir sicher, dass wir aus einer sehr schwierigen Position starten werden", räumte Perez ein. "Aber für mich geht es nicht darum, wo wir anfangen, sondern wie schnell wir Fortschritte machen. Das ist der Hauptpunkt.
"Ich weiß, Rennfahrer können verzweifeln. Wenn du 24 Rennen im Feld bist und hinten kämpfst, kann Verzweiflung aufkommen. Aber für mich geht es vor allem darum, gemeinsam mit dem Team Fortschritte zu machen - und die Fahrt zu genießen.
"Denn... an diesem Punkt meiner Karriere, ob ein Pokal mehr oder weniger - das ist egal. Ich will die Reise genießen, aber auch jedes Wochenende mein absolut Bestes geben. Wenn mir das 24 Wochenenden lang gelingt, bin ich ziemlich zufrieden."
Bottas kennt den Absturz - und bleibt realistisch
Perez kennt das Mittelfeld nur zu gut - zehn Jahre bei Sauber, McLaren und Force India - doch das könnte das erste Mal sein, dass er tatsächlich ganz hinten landet, nach seinem Ende bei Red Bull.
Bottas wiederum hat den "Fall aus dem Paradies" bereits erlebt: Als er seinen Mercedes-Platz an George Russell verlor und bei Alfa Romeo/Sauber landete. In 50 Rennen dort war Platz acht sein bestes Ergebnis - er weiß also, wie man Erwartungen dämpfen muss.
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"Für mich war es ein bisschen so wie damals, als ich von Mercedes zu Alfa gewechselt bin - ich musste mir neue Ziele setzen", erklärte Bottas. "Diesen Prozess habe ich also schon einmal durchgemacht.
"Da wir schon lange mit Graeme [Lowdon, Teamchef] sprechen, hat er immer klargemacht, dass es kein leichter Weg wird. Wahrscheinlich wird das erste Jahr hart.
"Aber dafür habe ich unterschrieben. Ich weiß, was mich erwartet. Mental ist es immer besser, wenn du dich auf das Schlimmste vorbereitest - denn alles, was dann besser läuft, ist positiv und belohnend. Für mich geht es darum, mittendrin zu sein, mit dem Team die Hände schmutzig zu machen. Wenn dann Fortschritte und Erfolge kommen, ist das der Trigger. Das ist das, was mich belohnt."
"Wir sind nicht hier, um hinten zu bleiben"
Bottas räumte ein, dass Cadillacs erste Schritte in der Formel 1 sowohl "ein Berg an Arbeit" als auch "ein schwieriger Start" werden. Aber er zeigte sich zugleich kämpferisch für die Zukunft.
"Wir sind nicht hier, um am Ende des Feldes zu bleiben", betonte er. "Wir wollen nicht Letzter werden. Und ich glaube, mit dieser Struktur, mit dieser Gruppe, mit diesen Leuten - es gibt keinen Grund, warum wir nicht relativ schnell auf Tempo kommen und so Erfolge feiern können.
"Und mit Checo habe ich denke ich noch ein paar Jahre im Tank. Das Ziel ist, die Erfolge irgendwann gemeinsam zu genießen, wenn wir soweit sind."
Natürlich haben viele neue F1-Teams schon verkündet: "Wir sind nicht hier, um hinten zu bleiben." Doch im Fall von Cadillac gibt es tatsächlich mehr Gründe, daran zu glauben. Jetzt müssen sie es nur noch liefern.