Trotz Sprint in Spa: Ferrari bringt neue Aufhängung mit nach Belgien
Weil sich die neue Aufhängung von Ferrari bei Tests in Mugello bewährt hat, wird die Scuderia diese in Belgien an beide Autos bringen, obwohl ein Sprint ansteht
(Motorsport-Total.com) - Nach dem überraschenden Test in Mugello gibt es grünes Licht: Ferrari wird beide SF-25 beim Formel-1-Rennen in Belgien am kommenden Wochenende mit einer neuen Hinterradaufhängung ausstatten, obwohl in Spa-Francorchamps ein Sprintwochenende ansteht und es demnach kaum Zeit zur Vorbereitung gibt.
Ferrari hatte bereits in Österreich einen neuen Unterboden im Gepäck, die neue Aufhängung vervollständigt das Update-Paket nun. Auf dem anspruchsvollen Kurs in den Ardennen wird sich nun zeigen, welches Potenzial der rote Renner für die zweite Saisonhälfte wirklich hat, während sich das Technikteam unter der Leitung von Loïc Serra bereits voll auf das 2026er-Auto mit dem Projektnamen 678 konzentriert.
Wiederholte Tests auf dem Prüfstand hatten ergeben, dass die neue Aufhängung in Verbindung mit dem neuen Unterboden etwa ein Zehntel pro Runde bringt.
Bei einem als Filmtag getarnten Test in Mugello am vergangenen Mittwoch haben Charles Leclerc und Lewis Hamilton die Neuerung auf der Strecke ausprobiert, allerdings keine großen Unterschiede im Fahrverhalten erkennen können - was einige fälschlicherweise schon als Absage an das Paket interpretiert hatten.
Tatsächlich waren die Bedingungen beim Filmtag ideal, um Vergleichsdaten zur Standardvariante des SF-25 zu sammeln und zu prüfen, ob der Hauptmangel, für den die neue Aufhängung entwickelt wurde, behoben ist.
Was beim Heck jetzt besser wird
Die Frage, die sich die Techniker in Maranello stellten, war, wie sich das Heck beim Anbremsen mit den Neuerungen verhält. Die Telemetrie soll eine Verbesserung in Ferraris kritischster Phase gezeigt haben, nämlich dass sich das Heck beim Anbremsen weniger stark hebt, was den plötzlichen und schädlichen Verlust von Abtrieb vermeidet.
Dieser Effekt hatte bislang nicht nur das Kurveneinlenken erschwert, sondern auch das Öffnen des optimalen Arbeitsfensters der Reifen behindert.
Die gesteigerte Stabilität wurde auch in schnellen Kurven wie den beiden Arrabbiate gesucht - dort traten die Schwächen des SF-25 besonders deutlich zutage. Auch wenn die Fahrer keine großen Unterschiede spürten, zeigten die Daten positive Ansätze, auf deren Basis in Maranello weitere Simulationsarbeit geleistet wurde.
Ferrari scheint Potenzial freigelegt zu haben, das bislang nur unter bestimmten Bedingungen sichtbar war. In Belgien erschwert das Sprint-Format die Arbeit am Set-up, doch es wäre keine Überraschung, wenn der rote Renner dennoch Fortschritte zeigt.
Kein Ritt auf der Rasierklinge mehr?
Die Aufhebung des Parc ferme nach dem Sprint am Samstag bietet eine wertvolle Gelegenheit, das Set-up anhand der Erfahrung aus dem Qualifying und dem 100-Kilometer-Rennen neu auszurichten. Die Fahrer können dann gezielter am Set-up arbeiten, um den erhofften Performance-Vorteil herauszukitzeln.
Die Hoffnung ist, dass ein weniger extremes Auto Leclerc und Hamilton im Qualifying mehr Vertrauen gibt - ohne die bislang nötigen extremen Abstimmungen, durch die Leclerc teils Fehler beging, weil er ständig an die Grenze ging, die keinen Spielraum lässt.
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Auch im Rennen sollten die Lastwechsel - besonders mit vollem Tank - besser kontrollierbar sein, was zu einem ruhigeren, saubereren Fahrstil ohne viele Korrekturen führen sollte.
Das Ganze mag sich nicht sofort in einem großen Performance-Sprung zeigen, doch Ferrari glaubt, dass Hamilton und Leclerc mehr Vertrauen in den SF-25 gewinnen und dadurch aggressivere Fahrzeughöhen wagen können - was wiederum für mehr Abtrieb sorgt, der dem Auto bislang stets fehlte.