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Christian Horner: Wahrscheinlichkeit für Regen lag nur bei 20 Prozent ...
Red Bull hat sich bei Max Verstappen mit dem Set-up verzockt - Teamchef Christian Horner verrät, warum das Team in Silverstone die falsche Richtung lief
(Motorsport-Total.com) - Am Samstag auf Pole, am Sonntag völlig chancenlos: Für Max Verstappen nahm der Große Preis von Großbritannien eine unschöne Wendung, die vor allem dem Wetter geschuldet war. Denn auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner gibt zu, dass sich das Team beim Set-up verzockt hat!
"Wir haben das Auto beim Abtrieb im Grunde auf Monza-Niveau eingestellt und konnten damit ein Set-up finden, das Max eine fantastische Poleposition ermöglichte", erinnert der Brite an den Samstag, als Verstappen auf trockener Strecke unerwartet an der Spitze stand.
"Das basierte auf der ursprünglichen Wettervorhersage, die eine 20-prozentige Regenwahrscheinlichkeit für Sonntagmorgen ankündigte, danach aber trockene Bedingungen. Und ich denke nicht, dass irgendeine der Vorhersagen, die wir gesehen haben, darauf hinwies, dass der Regen so stark und so spät kommen würde."
Kurzum: Red Bull vertraute auf die Wettervorhersage und wählte deshalb eine Abstimmung, die ausschließlich auf trockene Bedingungen ausgelegt war. "Wir hatten heute einfach Pech mit dem Wetter. Es war ein Versuch, der sich hätte auszahlen können, aber es hat nicht funktioniert."
McLaren mit deutlichem Reifenvorteil
Nichtsdestotrotz habe Verstappen "einen super Start gehabt und konnte sich in den ersten Runden gut zurechtfinden", findet Horner. "Aber es wurde sehr früh deutlich, dass Oscar [Piastri] hinsichtlich des Tempos einen klaren Vorteil hatte."
Das sei vor allem deutlich geworden, als es anfing abzutrocknen und die Regenreifen deshalb zu überhitzen begannen. Zu diesem Zeitpunkt "konnte man deutlich sehen, wo McLarens Vorteil auf diesem Reifen besonders stark zum Tragen kam."
"Sie waren dem Rest des Feldes meilenweit voraus", sagt Horner mit Blick auf die Zeitenliste. Piastri konnte sich deutlich von seinem Verfolger absetzen. "Dann begann es wieder zu regnen, was eigentlich der Moment war, auf den wir hingearbeitet hatten."
Red Bull mit perfektem Reifenwechsel
Während des Rennens schien das Regenradar von Red Bull offenbar besser zu funktionieren, denn "es war klar, dass Regen kommen würde", grinst der 51-Jährige. "Es ging also darum, diese Zeit zu überstehen, um dann auf einen neuen Satz Intermediates zu wechseln."
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"Man wollte unbedingt vermeiden, zwei Boxenstopps machen zu müssen", meint Horner, dass ein Wechsel auf Slicks "völlig unlogisch" erschien. "Und ich denke, wir haben den Zeitpunkt für den Wechsel gut getroffen, indem wir auf diesen Regen gewartet haben."
Dank eines perfekten Boxenstopps schaffte es Verstappen sogar, noch einmal an Norris vorbeizugehen, denn er kurz zuvor nach einem Ausrutscher auf der Strecke durchlassen musste. "Danach kam das Safety-Car, und genau da begann sich das Rennen für uns leider zu entwickeln."
Verstappen-Dreher zerstört das Rennen
Horner spricht das strittige Bremsmanöver von Piastri an, das Verstappen "auf dem falschen Fuß erwischt" hat, als er sich gerade auf den Restart vorbereitete. "Er wurde komplett überrascht, wusste nicht, was da gerade passiert. Die ganzen Vorbereitungen, die Schalter, alles war dadurch nicht in der richtigen Stellung."
In der Folge hatte der Weltmeister einen großen Rückstand auf den Führenden, den er schnell wieder zufahren wollte, was in einem halben Dreher in der Stowe-Kurve endete. "Ich fand, er hat das Auto sehr gut abgefangen, aber er reihte sich dadurch effektiv auf Platz zehn hinter Carlos [Sainz] ein", erinnert Horner.
Damit war das Rennen für den Red-Bull-Piloten endgültig gelaufen. "Als wir dann im Feld steckten, in der Dirty-Air und bei den nassen Bedingungen, in Kombination mit dem Abtriebsniveau, das wir fuhren, konnte man deutlich sehen, wie schwer es für ihn war."
Im Trockenen "definitiv" auf dem Podium
Erst, als in die Strecke in der zweiten Hälfte des Rennens langsam abtrocknete, "konnte man erkennen, wie das Auto immer mehr Tempo fand", betont Horner. "Er arbeitete sich sukzessive durch das Feld nach vorne und kam schließlich auf dem fünften Platz ins Ziel."
Der Red-Bull-Teamchef spricht von einem "schwierigen Rennen", das einen anderen Verlauf hätte nehmen können, wenn es zwei Stunden später gestartet wäre. "Es wäre so oder so sehr schwer gewesen, die McLarens zu schlagen. Aber wir hätten auf jeden Fall auf dem Podium stehen müssen."
Das sei auf trockener Strecke "definitiv" möglich gewesen, glaubt der Brite, der eine winzige Chance gegen McLaren sah: "Wir hatten sehr gute Geschwindigkeit auf den Geraden. Die konnten wir allerdings erst ganz am Ende des Rennens richtig nutzen."
Nachdem der Regen nachgelassen hatte, habe es "gefühlt ewig gedauert, bis die Strecke wirklich abtrocknete", so Horner, dessen Team zum richtigen Zeitpunkt auf Slicks wechselte: "Ich denke, wir haben ihn optimal gewählt, um Max am Ende des Rennens auf dem Medium-Reifen rauszuschicken."
"Upgrade gebracht, das Performance gezeigt hat"
Dennoch ist der fünfte Platz, nur eine Woche nach dem Ausfall in Österreich, kein gutes Ergebnis. "Wir konzentrieren uns auf die positiven Aspekte", betont der Red-Bull-Teamchef, den Kopf nicht hängenzulassen. "Wir haben hier die Pole geholt."
"Wir haben ein Upgrade gebracht, das Performance gezeigt hat. Wir konnten das Auto für das Qualifying gut ausbalancieren, auf einer Strecke, die stark vom Abtrieb abhängt", lobt der 51-Jährige die Arbeit seines Teams. "Wir wissen, wo wir uns verbessern müssen, um weiter voranzukommen."
Er verrät allerdings auch, dass in diesem Jahr nur noch wenige Verbesserungen kommen werden, weil "sich 90 Prozent der Entwicklung inzwischen auf 2026 konzentrieren". Ob es schon beim nächsten Rennen in Spa besser laufen wird? "Dort regnet es nie", lacht Horner.
"Zumindest werden wir in Spa dieses Jahr keine Motorenstrafen nehmen müssen. Das ist das erste Mal seit einigen Jahren", betont der Red-Bull-Teamchef. "Spa ist eine großartige Strecke. Ich habe nur das Gefühl, dass das Glück in den letzten Wochen nicht auf unserer Seite war, aber sowas gleicht sich mit der Zeit immer aus ..."