Bearman vs. Ocon: Wie Haas mit der Teamkollegen-Kollision umgeht
Wenn sich die Haas-Fahrer gegenseitig abräumen: So steht Teamchef Ayao Komatsu zu den Ereignissen um Bearman und Ocon in Silverstone
(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Team Haas hat in Silverstone laut Teamchef Ayao Komatsu ein "furchtbares Rennen abgeliefert" und mit den Plätzen elf und 13 keine WM-Punkte erzielt. Der negative Höhepunkt war eine Kollision der beiden Haas-Fahrer Oliver Bearman und Esteban Ocon, bei der beide von der Strecke kreiselten.
Dazu sagt Komatsu: "Unsere Fahrer dürfen sich nicht berühren. Das ist das Letzte, was passieren sollte."
Dennoch ist es passiert, doch Konsequenzen müssen die Haas-Fahrer nicht fürchten. Denn Komatsu hat sich die Onboard-Aufnahmen beider Fahrer angesehen und mit beiden Fahrern gesprochen. Sein Urteil: "Für mich war es ein Rennunfall."
Zu diesem Schluss waren zuvor auch die FIA-Sportkommissare gelangt, die den Vorfall untersucht hatten. Ihr Fazit: "Es hatte kein Fahrer vorrangig die Schuld an der Berührung. Wir stimmen den Fahrern zu, wenn sie sagen, dass es ein unglücklicher Rennzwischenfall war." Auf abtrocknender Strecke habe es vor Kurve 6 schlicht zu wenig Raum zum Manövrieren gegeben.
Komatsu: Der Fehler ist vorher passiert
Das akzeptiert Komatsu. Was er aber nicht akzeptiert, ist, "wie die Fahrer überhaupt in diese Situation geraten sind", so sagt er. Bearman sei nämlich nur aufgrund eines Fahrfehlers hinter seinen Teamkollegen Ocon gerutscht, nachdem Letzterer vom Boxenstopp auf die Strecke zurückgekehrt sei.
"Ollie hatte dann heißere Reifen als Esteban und wir wollten überholen, aber in diese Lage hätten wir gar nicht kommen dürfen. Das darf einfach nicht passieren", sagt Komatsu.
"Normalerweise, wenn sie unterschiedlich schnell sind oder andere Strategien haben, tauschen wir sie einfach durch. Sie sind absolute Teamplayer, sie diskutieren nicht und machen das sofort."
Diesmal kam es zur Berührung, aber beide Autos konnten weiterfahren. Dennoch warnt Komatsu seine Fahrer: "Wir werden dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder passiert."
Bearman erlebt "chaotisches" Rennen
Bearman beschreibt die Szene rückblickend als "chaotisch", weil er bereits "sehr warme Reifen" gehabt habe, "alle anderen aber viel kühlere Reifen. Dadurch hatte ich deutlich mehr Grip." Und diesen Grip habe er ausnutzen wollen. "Es war aber einfach ein Chaos", so der Haas-Fahrer.
Rückblickend hadert Bearman zudem mit seiner Reifenwahl: "Früh auf Slicks zu wechseln war wahrscheinlich nicht die richtige Entscheidung. Es schien richtig zu sein, weil die Strecke an vielen Stellen trocken war, aber in Kurve 1 und in der letzten Schikane war es nass, und das hat mich und alle anderen auf Slicks in den ersten Runden viel Zeit gekostet."
Am Ende Elfter zu werden sei deshalb "wirklich schade", sagt Bearman. "Denn unser Auto war wirklich schnell."
Ocon schiebt Frust im Rennen
Ocon zieht ein ganz anderes Fazit. Er habe ein "frustrierendes Rennen" gehabt, in dem nur zu Beginn "alles gut" gelaufen sei. "Dann sind wir komplett eingebrochen", sagt Ocon. "Wir müssen das überprüfen, denn es ist einfach so viel passiert. Das Rennen war nicht einfach und hat im Auto keinen Spaß gemacht."
Im Gegensatz zu Bearman habe er mit einem "sehr schwer" zu fahrenden Haas VF-25 zu kämpfen gehabt. "Das ganze Rennen über ging es nur darum, auf der Strecke zu bleiben. Es war also kein Vergnügen."
Und so wertet Ocon den Grand Prix in Silverstone vor allem als eine verpasste Chance: "Normalerweise sind das genau die Rennen, die ich mir rauspicke, deshalb bin ich echt angepisst."