• 04. Juli 2025 · 21:03 Uhr

Longruns Silverstone: Verstappen Schnellster, Fragezeichen bei Ferrari

Dreikampf beim Formel-1-Wochenende in Silverstone? Max Verstappen und Ferrari fahren im zweiten Training die schnellsten Longruns, aber es gibt einen Haken

(Motorsport-Total.com) - Beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone deutet sich ein spannender Kampf um die Spitzenplätze an. Zwar setzte Lando Norris im McLaren die Tagesbestzeit, doch in den Longruns am Ende des zweiten Freien Trainings, bei denen mit viel Sprit gefahren wurde, war der McLaren de facto nicht das schnellste Auto.

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Max Verstappen legte überraschend den schnellsten Longrun im zweiten Freien Training hin Zoom Download

Bereinigt man die Zeiten der Longruns unter Berücksichtigung verschiedener Reifenmischungen und Stintlängen, war es überraschenderweise Max Verstappen, der die beste Pace mit vollem Tank zeigte. Dies ist umso bemerkenswerter, da der Niederländer in der Qualifyingsimulation noch rund eine halbe Sekunde auf den McLaren verlor.

Hinter Verstappen lieferte Charles Leclerc im Ferrari mit einem Rückstand von durchschnittlich 0,09 Sekunden pro Runde die zweitbeste Rennpace ab, gefolgt von Norris (+0,21), seinem McLaren-Teamkollegen Oscar Piastri (+0,30) und Lewis Hamilton im zweiten Ferrari (+0,61).

Verstappen und Ferrari: Warum es einen Haken gibt

Auf dem Papier liefert Red Bull also die stärksten Longrun-Zeiten, doch bei genauerem Hinsehen - ähnlich wie bei Ferrari - könnten diese Ergebnisse verzerrt sein. Tatsächlich könnte McLaren der wahre Favorit für den Rest des Wochenendes sein.

Zur Einordnung: In den Longruns verfolgen die Teams üblicherweise zwei unterschiedliche Strategien. Einige starten sehr schnell in den Stint, um den maximalen Reifenverschleiß zu analysieren - diese Taktik sorgt für zunächst starke Rundenzeiten, führt jedoch zu einem deutlichen Abbau der Performance im Laufe des Stints. Andere Teams hingegen beginnen bewusst langsam, um das Reifenmanagement zu trainieren - was sich am Ende des Stints auszahlt, initial jedoch in schwächerer Pace resultiert.

Da die Longruns am Freitag meist zu kurz sind, um einen echten Rennstint von rund 20 Runden zu simulieren, verzerrt dieser unterschiedliche Ansatz das wahre Kräfteverhältnis - wie in Silverstone am Freitag geschehen.

Reifenverschleiß: McLaren mit Ass im Ärmel

Ein Blick auf den Reifenverschleiß der Longruns offenbart, dass Verstappen und beide Ferrari-Piloten mit einem durchschnittlichen Abbau von über zwei Zehnteln pro Runde am stärksten betroffen waren. Das deutet darauf hin, dass beide Teams auf die aggressive Herangehensweise gesetzt haben.

Zwar brachte dieser Ansatz anfänglich schnelle Rundenzeiten, doch auf längere Sicht hätte der hohe Verschleiß zu einem Leistungsverlust geführt. McLaren hingegen entschied sich für ein konservativeres Reifenmanagement. Deutlich wird das am Beispiel der ersten Longrun-Runden: Leclerc startete mit einer 1:30,4, während Norris seinen Longrun mit einer vergleichsweise langsamen 1:31,7 begann.

Insgesamt kamen beide McLaren-Fahrer auf einen durchschnittlichen Reifenabbau von rund sieben Hundertsteln pro Runde. Angesichts dessen ist der Rückstand von nur rund zwei Zehnteln auf Verstappen akzeptabel - über eine realistische Stintlänge gerechnet, könnte McLaren somit die stärkste Longrun-Pace gehabt haben.

Set-up-Poker: Warum sieht Red Bull kein Land auf eine Runde?

Auch wenn Red Bull und Ferrari in den Longruns konkurrenzfähig wirkten, verlor gerade der RB21 auf eine schnelle Runde deutlich an Boden. Auffällig war insbesondere, dass Red Bull auf den Geraden zu den schnellsten Teams gehörte - sowohl im Qualifying-Trimm als auch in den Longruns.

Das deutet darauf hin, dass das Team aus Milton Keynes auf ein Low-Downforce-Set-up gesetzt hat, das zwar auf den Geraden stark ist, im kurvenreichen Mittelsektor jedoch Zeit kostet. Im Renntrimm scheint dieser Kompromiss aufzugehen, während McLaren mit einem Set-up für mehr Abtrieb insbesondere im zweiten Sektor profitiert.


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Mercedes hingegen blieb am Freitag blass - sowohl in den Qualifyingsimulationen als auch im Longrun (+0,69) fehlte den Silberpfeilen die nötige Pace. Weiter nach hinten dürfte es für das Team jedoch nicht gehen: Wie McLaren setzte Mercedes auf Reifenmanagement, und sinkende Temperaturen im Verlauf des Wochenendes könnten dem W16 zusätzlich entgegenkommen.

Mittelfeld: Hülkenberg solide - aber es ist extrem eng

Im Mittelfeld ist eine Prognose besonders schwierig: Fünf Teams lagen in den Longrun-Zeiten innerhalb von lediglich 0,16 Sekunden pro Runde. Die beste Rennpace zeigte dabei Lance Stroll mit einem Rückstand von 1,09 Sekunden pro Runde auf Verstappen. Er setzte - im Gegensatz zu Teamkollege Fernando Alonso (+1,22) - auf die aggressive Variante mit entsprechend höherem Reifenverschleiß.

Williams und Sauber reihten sich jeweils mit einem Rückstand von 1,16 Sekunden pro Runde ein, während Racing Bulls (+1,19) und Haas (+1,25) nur knapp dahinter lagen. Bei einer derart engen Leistungsdichte dürfte das Qualifying entscheidend für das Rennergebnis sein.

Am Ende des Feldes findet sich Alpine mit einem Rückstand von 1,55 Sekunden wieder. Auch Yuki Tsunoda im zweiten Red Bull blieb erneut hinter den Erwartungen zurück (+1,60), obwohl er auch auf die reifenschonende Herangehensweise setzte. Dennoch könnte erneut ein frühes Aus im Qualifying drohen.

Strategie: Mit weicheren Reifen zum Zweistopprennen?

In diesem Jahr hat Pirelli eine weichere Reifenauswahl getroffen als in der Vergangenheit: Statt C1 bis C3 kommen nun die Mischungen C2 bis C4 zum Einsatz. In früheren Jahren waren Einstoppstrategien, selbst Soft-Medium, durchaus realistisch - dieses Jahr entspräche das Medium-Hard.

Die Longrun-Daten deuten darauf hin, dass eine Einstoppstrategie erneut die schnellste Variante sein könnte. Ein erster Stint über etwa 20 Runden auf dem Medium-Reifen wäre ausreichend. Interessant: Rookie Isack Hadjar fuhr bei seinem Longrun im zweiten Training 15 Runden am Stück auf dem Soft - ein gutes Indiz für die Haltbarkeit.

Pirelli gibt sich dennoch vorsichtig. Chefingenieur Simone Berra erklärt: "Silverstone gehört zu den anspruchsvollsten Strecken im Kalender - nicht nur wegen der enormen Seitenkräfte in den Hochgeschwindigkeitskurven, sondern auch in Bezug auf den Reifenverschleiß. Eine Einstoppstrategie ist möglich, aber liegt an der Grenze."

"Wir haben festgestellt, dass der Performance-Unterschied zwischen Soft und Medium größer ist als erwartet und sich bei etwa einer halben Sekunde pro Runde stabilisiert hat. Graining trat vor allem auf dem Soft und dem Medium auf - und wir rechnen damit, dass dies am Sonntag bei kühleren Temperaturen ebenfalls der Fall sein wird."

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