• 15. Juni 2025 · 12:56 Uhr

"Geht mir echt auf die Nerven": Wie Verstappen in der FIA-PK geblockt hat

Nach dem Qualifying ist vor dem Rennen: Die erste Reihe in Montreal (Russell und Verstappen) könnte von der Ausgangslage her gar nicht angespannter sein

(Motorsport-Total.com) - FIA-Talkmaster Tom Clarkson hatte seine Frage noch gar nicht ausformuliert ("Max, die Sache mit den Strafpunkten, du stehst morgen neben George ..."), da platzte es schon aus Max Verstappen heraus: "Ich muss mir das nicht nochmal anhören! Es geht mir echt auf die Nerven. Wir haben am Donnerstag schon darüber gesprochen. Es ist einfach reine Zeitverschwendung. Es ist total kindisch. Deshalb will ich auch gar nicht so viel dazu sagen, weil es mich wirklich nervt. Diese ganze Welt, in der wir leben."

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Max Verstappen und George Russell in der FIA-PK nach dem Qualifying in Montreal Zoom Download

Das Qualifying zum Grand Prix von Kanada 2025 war gerade zu Ende gegangen, und Verstappen saß in der FIA-Pressekonferenz links neben George Russell, der die Poleposition für das Rennen in Montreal erobert hatte. Eine Ausgangslage, wie sie pikanter nicht sein könnte: ausgerechnet Russell und Verstappen, die beiden "Barcelona-Buddies", nebeneinander in der ersten Startreihe!

Schon ein paar Minuten davor, als Jacques Villeneuve die Top 3 des Qualifyings zum allerersten Interview bat, hatte Russell die Situation angeheizt. Als er von Villeneuve darauf angesprochen wurde, dass er jetzt einen "harten Kämpfer" neben sich habe, grinste der Mercedes-Fahrer nur: "Wir sind doch Kumpel. Alles gut."

Dabei weiß Russell ganz genau, dass er und Verstappen natürlich keine Kumpel sind. Verstappen respektiert straighte Fahrertypen vom Schlage eines Fernando Alonso. Aber Typen wie Russell, die in Interviews manchmal besonders neunmalklug rüberkommen, die scheinen ihm auf die Nerven zu gehen. Das hat man schon 2024 in Katar gesehen, bei der ersten großen Konfrontation zwischen den beiden.

Strafpunkte: Kleiner Vorteil für Russell?

Montreal ist oft ein kniffliger Start. Der Weg zur ersten Kurve ist nicht allzu lang, und im sogenannten Senna-S geht's erst nach links und dann nach rechts. Da sind Rad-an-Rad-Duelle vorprogrammiert. Und wenn es darum geht, wer konsequenter dagegenhält, scheint zumindest der Papierform nach diesmal Russell die besseren Karten zu haben.

Denn: Verstappen hat seit seinem Rammstoß von Barcelona elf Strafpunkte auf seinem Konto. Das bedeutet: Handelt er sich im Rennen auf dem Circuit Gilles Villeneuve den zwölften ein, ist er beim Red-Bull-Grand-Prix in Österreich in zwei Wochen gesperrt. Das wäre für die "Orange Army", die den Spielberg Jahr für Jahr zum Beben bringt, eine mittlere Katastrophe.

Wie Russell Verstappen geschickt provoziert

Ob bewusst oder unbewusst: Russell versteht es, bei Verstappen genau die richtigen Knöpfe zu drücken, um ihn aus der Reserve zu locken. "Ich habe noch ein paar Strafpunkte Puffer auf meiner Lizenz, mit denen ich spielen kann", sagt er augenzwinkernd - und deutet damit an, dass er in Kurve 1 im Zweifel mehr riskieren kann als Verstappen.

Nach außen hin gibt Russell ganz den smarten Diplomaten. Er könne sich nicht vorstellen, "dass irgendein Fahrer absichtlich versucht, in jemanden hineinzufahren", sagt er, und: "Max ist einer der besten Fahrer." Das klingt zunächst nicht nach Tönen, die Verstappen provozieren und zur nächsten Dummheit verleiten sollen.

Aber innerlich scheint es Russell zu genießen, wenn Verstappen neben ihm explodiert. Als dem Red-Bull-Superstar in der Pressekonferenz der Kragen platzte, wie eingangs beschrieben, saß Russell daneben, drehte den Kopf leicht auf die andere Seite und zog ein breites Grinsen auf. Es schien ihm zu gefallen, dass die Emotionen mit Verstappen durchgingen.

Nach Clarkson wagte es zunächst keiner der anwesenden Journalisten, Verstappen auf das, was in Barcelona passiert war, anzusprechen. Er hatte klar zum Ausdruck gebracht, dass er daran nicht interessiert ist. Ein Instragram-Posting am Montag nach dem Rennen, ein paar oberflächliche Sätze am Donnerstag in Montreal: Für Verstappen ist damit alles gesagt.

Dabei gibt es so vieles, was noch wie ein Elefant im Raum steht: War es nun berechnende Absicht oder ein "honest Mistake"? Was ging ihm durch den Kopf, als er statt zu bremsen nochmal aufs Gas stieg und Russell so ins Auto fuhr? Verstappen hatte einen Fehler eingeräumt, ja. Aber er hat sich bislang noch mit keiner Silbe direkt bei Russell entschuldigt.


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Nate Saunders von der US-Plattform ESPN war der einzige Journalist, der den Mut hatte, Verstappen doch nochmal auf all das anzusprechen: "Ich muss fragen, auch wenn du vorhin schon darauf geantwortet hast ... Fühlt es sich anders an, in ein Rennen zu gehen, wenn so etwas über dir schwebt? Stehst du unter mehr Druck als sonst?"

Saunders wusste vermutlich ganz genau, dass er darauf keine ordentliche Antwort bekommen würde. Aber Verstappens Reaktion war auch ohne Worte so etwas wie eine Antwort. Er streckte beide Arme in die Höhe, zeigte mit beiden Daumen nach oben und murmelte trotzig irgendwas, was man nicht hören konnte, weil er das Mikro gar nicht erst in die Hand nahm.

Wolff: Verstappen wird nicht zurückstecken!

Schwer vorstellbar, dass ein Verstappen in dieser gereizten Stimmung am Sonntagnachmittag cool genug sein wird, sich in der ersten Kurve geduldig von Russell abkochen zu lassen, wenn es hart auf hart kommt, nur um ja nicht für Red Bulls Heimrennen in Österreich gesperrt zu werden.

"Ich glaube nicht, dass Max irgendwie anders fahren wird als sonst", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Russell nickt: "Wenn überhaupt, dann wahrscheinlich sogar eher das Gegenteil. Einfach, um einen Punkt zu machen." Das sei halt, meint Wolff, "wie Max tickt. So ist er Weltmeister geworden." Weswegen er mit einem heißen Duell rechnet, "bewaffnet bis an die Zähne".

2024 war die Ausgangslage ganz ähnlich: Russell stand auf Pole, Verstappen neben ihm in Reihe 1, und ein McLaren (damals Lando Norris) auf Platz 3. Am Ende gewann Verstappen den Grand Prix. Ob Mercedes diesmal das bessere Ende für sich haben kann, wird letztendlich auch stark vom Wetter abhängen.

Die Longruns am Freitag, sagt Russell, seien gut gewesen, aber: "Im Training war es um fünf Grad kühler als im Qualifying, und da hat das Auto top funktioniert. Morgen im Rennen kann's aber auch in die andere Richtung gehen. Das Quali hat um 4 Uhr begonnen, das Rennen startet aber schon um 2 Uhr. Wenn da die Sonne rauskommt, ist alles anders."

Es ist das alte Mercedes-Thema: "Auf Strecken, auf denen wir die Reifen nicht überhitzen, so wie Vegas letztes Jahr, performen wir wirklich gut. Im Moment überhitzen unsere Reifen nicht. Es kann schon eine Wolke den großen Unterschied machen, ob wir zwei Zehntel schneller sind als McLaren oder nicht", weiß Russell.

Der Wetterbericht spricht gegen Mercedes: Am Samstag kletterte das Thermometer auf 21 Grad. Für das Rennen sind 24 Grad vorhergesagt - und strahlender Sonnenschein. Das wird den Asphalt erwärmen, und selbst wenn Montreal eine Strecke ohne große Lateralkräfte ist, mit Stop-&-Go-Charakter und Fokus auf Bremsen und Traktion, könnte genau das das Pendel gegen Mercedes ausschlagen lassen.

Aber vielleicht ist all das sowieso hinfällig. Dann nämlich, wenn einander Russell und Verstappen schon in der ersten Kurve in die Quere kommen - und am Ende vielleicht jemand wie Piastri, Antonelli oder Hamilton zum lachenden Dritten wird ...

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